Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
äußerst gutaussehende Jungs, mit langen seidigen Haaren, Jeans und bedruckten T-Shirts. Sie saßen ziemlich müde und
beengt, zwischen Taschen, Musikinstrumenten, Lautsprechern und Kabeltrommeln.
»Macht ein bisschen Platz«, rief der Fahrer. »Rückt zusammen.«
Sie rückten zusammen, und Zilla fragte sich einen flüchtigen Moment lang, ob es richtig gewesen war, diese Mitfahrgelegenheit anzunehmen, bevor sie ihren Rucksack nach hinten hievte und sich zu den drei Jungs auf die vordere Bank quetschte.
Der Junge, der neben ihr saß, der Junge mit den dunklen Augen, den hohen Wangenknochen und dem hübschen Schmollmund, lächelte. »Geht es so? Ist es nicht zu eng? Komm, ich helf dir …«
Sie verliebte sich mit einem Schlag in ihn, genau in diesem Moment. Auf den ersten Blick.
»Nein … es geht schon. Danke … Das ist sehr nett von euch.«
»Gern geschehen«, sagte der Fahrer, legte den ersten Gang ein und fuhr los. »Woher kommst du?«
Und Zilla erzählte es ihnen. Alles. Weil sie jahrelang alle Menschen und am meisten sich selbst belogen hatte und ihr dies wie der beste Beichtstuhl der Welt erschien.
Und sie hörten zu und tadelten sie nicht dafür, dass sie ihre glänzende akademische Zukunft auf so leichtsinnige Weise in den Wind schrieb, sondern hofften für sie, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte, und gratulierten ihr zu dem Entschluss, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Sie teilten Cola, Zigaretten und Schokolade mit ihr, während sie unter dem Eichenlaubdach des New Forest dahinfuhren.
»Und ihr seid eine Rockband?«
»Eine Soulband«, sagte einer der Jungs. »Wir haben zusammen ein Haus in Kilburn gemietet, aber da sind wir nur selten. Die meiste Zeit verbringen wir auf der Straße. Fahren von einer Stadt zur anderen. Echt cool.«
Zilla schüttelte den Kopf. Noch nie war sie jemandem begegnet,
der so ein abwechslungsreiches Leben führte. Wie schön musste es sein, umherzureisen, Musik zu machen und am nächsten Tag weiterzuziehen. Ohne festgelegte Routine, kein Tag wie der andere.
Vollkommene Freiheit.
Der hübsche Junge an ihrer Seite stellte die anderen vor, die sechs Bandmitglieder und den Fahrer Stan – Roadie, Chauffeur und Mädchen für alles in einer Person.
»Und ich bin Clancy Tavistock, Bassgitarrist. Alle zusammen sind wir Solstice Soul .«
»Zilla Flanagan«, stellte Zilla sich vor und fragte sich, ob Clancy Tavistock wohl das wilde Schlagen ihres Herzens hören konnte. »Und ihr müsst entschuldigen, wenn ihr berühmt seid und ich noch nichts von euch gehört habe.«
Alle lachten, und ihr Lachen übertönte Jimi Hendrix im Radio.
»In der Club- und Festivalszene sind wir ziemlich bekannt«, sagte Clancy und streckte seine langen Beine aus. »Aber so was wie die Beatles sind wir nicht.«
Seine unbewusst sinnlichen Bewegungen weckten in Zilla den Wunsch, ihn zu berühren, und die Heftigkeit ihres Verlangens erschreckte sie.
»Wir haben gerade einen Plattenvertrag bekommen«, erzählten sie. »Britischer Soul ist im Moment sehr gefragt. Jeder ist auf der Suche nach weißen Souljungs. Wir bilden uns nicht ein, dass wir die nächste Superstarband werden – aber wir werden immer wieder gebucht und verdienen mittlerweile anständig Geld. Allerdings hatten wir schon immer Spaß an unserer Musik – ob mit oder ohne Geld …«
Und während sie sich der Südküste näherten und der Himmel weit wurde und silbrig in der Sonne schimmerte, plauderten sie ganz entspannt, und Zilla erfuhr, dass sie alle aus London kamen, seit der Schulzeit in verschiedenen Bands gespielt
hatten und seit achtzehn Monaten in dieser Formation zusammen auftraten.
Zillas musikalisches Wissen war nicht sonderlich fundiert. Sie mochte die Stones lieber als die Beatles, liebte amerikanische Soulsänger wie Otis Redding und Eddie Floyd, konnte die meisten der Top-Twenty-Hits mitsingen, aber durch die ständige Lernerei war sie nicht sonderlich vertraut mit den neueren Trends.
»Wir könnten dir alles beibringen, wenn du willst«, sagte Clancy. Dann lachte er. »Es sei denn, du hast keine Lust, was zu lernen.«
Sie waren unterwegs zu einem Gig in Bournemouth. Es war eine ziemlich große Veranstaltung, und sie würden ein paar Nächte in einem Gästehaus verbringen. Einer der Vorteile eines anständigen Managements, wie sie ihr versicherten, tausendmal besser, als die Nächte im Wagen zu pennen – darauf folgte ein Konzert in Christchurch, dann eins in Dorchester, bevor es wieder an die
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