Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
Ernst, Amber – ich würde niemals Spielchen mit dir treiben.«
Plötzlich wurde ihr ganz heiß, und sie starrte auf den trockenen Rasen. War dies ein bedeutungsvoller Augenblick? War es …?
Oh, Mist.
Ausgerechnet jetzt kam Sukie, die irische Hexe, mit ein paar Freunden auf sie zugeschlendert.
»Hallo«, säuselte sie und blendete Lewis im Vorübergehen mit ihren strahlend weißen Zähnen. »Wir müssen mal wieder was zusammen trinken gehen.«
»Ja«, sagte Lewis lächelnd. »Das müssen wir. Ich ruf dich an.«
Jem warf zuerst Sukie, dann Lewis einen grimmigen Blick zu und drückte Ambers Hand. Sie erwiderte seinen Händedruck. Sie hätte Sukie wirklich liebend gern den Hals umgedreht.
Glücklicherweise wurden ihre mordlustigen Gedanken durch eine vertraute Stimme unterbrochen.
»Amber! Amber – hier drüben! Sieh mal, wer dich gern begrüßen möchte!«
Mitzi war mit ihrer Familie unterwegs, und Amber ließ Jem bei Lewis und Freddo, um zu Mitzi zu eilen, deren Enkelsohn sie nun zum ersten Mal live bewundern konnte. Sie hielt ein Schwätzchen mit Mitzis hübschen Töchtern und deren Partnern
und scherzte im breitesten Manchester-Slang mit Mitzis umwerfendem Zahnarzt.
»Jace und Lezli haben heute Nachmittag angerufen«, sagte Mitzi. »Die Broughton-Pogges. Sieht aus, als hätten sich die höllischen Zwillinge Fanny und Helly nach der Party in kleinlaute, gehorsame Engelchen verwandelt. Sie haben uns einen Bonus gezahlt und möchten, dass wir nächstes Jahr das Catering für ihre Hochzeitsfeier übernehmen. Vielleicht sollten wir in Zukunft öfter mal die Zutaten vertauschen – wo die Ergebnisse so gut angekommen sind …«
»Lieber nicht«, sagte Amber lachend. »Ich glaube, das machen meine Nerven nicht mit.«
Sie lief zurück zu den anderen. Freddo beratschlagte sich gerade mit Goff Briggs.
»Sie überlegen, an welcher Stelle die Bühne aufgebaut werden soll, und sprechen über Stromkabel, Sicherheitsbestimmungen und so weiter«, sagte Lewis. »Und Jem schmollt.«
»Warum?«
»Weil Sukie gesagt hat, dass sie was mit mir trinken will, und ich gesagt hab, dass ich sie anrufe, nehme ich an. Dabei wollte ich sie doch nur auf die höfliche Tour abblitzen lassen, aber das versteht er nicht.«
Amber hätte auf dem Dorfanger ein Rad schlagen können.
»Ich hab ihm auch gesagt, dass ich so viele Telefonnummern von Mädchen im Handy gespeichert habe, dass ich mich niemals mit nur einer begnügen würde.«
Damit fanden Ambers mentale Turnübungen ein abruptes Ende, und sie landete unsanft auf dem harten Boden der Realität.
Der restliche Abend verlief in typischer Fiddlesticks-Manier: lockere Gespräche mit Bekannten, herzhaftes Gelächter und reichlich Alkohol.
Als der Himmel endlich dunkel wurde, marschierte Goff mit
einer Halskette aus Maiskolben wie ein heidnischer Zeremonienmeister zur Mitte des Angers. In der einen Hand hielt er eine Kartoffel, in der anderen einen Erdklumpen.
Die Menge teilte sich und ließ ihn zu der kleinen Erhebung bei der Holzbrücke schreiten. Zu Jems großer Freude folgten ihm mehrere Kinder mit brennenden Fackeln in den Händen, was Amber nicht besonders klug erschien. Sollte die Kleidung der Kinder Feuer fangen, könnte man sie allerdings auch schnell in den Fluss tauchen, um Schlimmeres zu verhindern.
Zur Rechten, kaum zu sehen zwischen den Weiden, vollzogen Gwyneth und Big Ida heimlich ihre eigene Zeremonie, für die sie eine Gießkanne, ein paar Stangenbohnen, eine Kerze und ein Stück Gartenschlauch mitgebracht hatten.
»Das ist wirklich ganz schön gruselig, Schätzchen«, murmelte Freddo, als Goff seine Hymne auf die großzügigen Gaben der Natur anstimmte. »Gruselig. Dann schon lieber transzendentale Meditation.«
»Willst du zurück zum Pub?«, fragte Lewis. »Dann kriegen wir als Erste unsere gebackenen Kartoffeln.«
»Niemals«, sagte Amber. »Entschuldige, Jem – du bist sicher schon am Verhungern, aber sie haben bestimmt genug. Nein, wenn ihr nichts dagegen habt, würde ich mir das hier gern ansehen.«
Goff hob nun die Kartoffel und den Erdklumpen in die Höhe. Die meisten Zuschauer schienen etwas vor sich hin zu murmeln.
»Er opfert sie und bittet den Pflug, Fiddlesticks eine gute Ernte zu bescheren«, erklärte Lewis. »Wer eine Farm oder einen Garten hat, bittet jetzt persönlich um fruchtbare Erde.«
»Schlag mich tot«, sagte Freddo kopfschüttelnd. »Aber das ist wirklich gruselig!«
Amber kicherte.
Lewis trat neben sie. »Siehst du den
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