Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
Ida das bloß schafften und ob Jems Stern ihr gleich ein Auge ausstechen würde, fingen alle an zu singen:
Leos Schauer
braucht der Bauer.
Schick uns Regen!
Schick uns Regen!
Bring die Stürme, bring die Böen,
Hagel und Blitz für Täler und Höhen,
Leo, erhöre unser Flehen,
Leo, lass uns Regen sehen!
Das Lied würde es niemals in die Charts schaffen, dachte Amber benommen, aber beim Grand Prix wären seine Chancen vielleicht gar nicht so schlecht.
Genauso abrupt, wie die Fiddlesticker ihr verrücktes Gehüpfe begonnen hatten, hörten sie auch wieder damit auf.
Mehrere Leute gingen zu Boden. Amber, der entsetzlich schwindelig war, kam torkelnd zum Stehen und befreite sich von Dougie Patchcock, ohne Lewis’ Hand loszulassen.
»Du lieber Himmel …«, murmelte sie erschöpft, während sich der Dorfanger weiter zu drehen schien.
Jem griff wankend nach ihrer freien Hand und gurgelte vor Lachen.
»Er liebt Leos Himmelsleuchten«, sagte Lewis matt und taumelte ein wenig. »Ist ganz verrückt auf das Gehopse und Gesinge. Ich persönlich ziehe es vor, mich mit dreizehn Gläsern Hearty Hercules und einer ordentlichen Portion Kebab in diesen Zustand zu bringen … Was ist denn?« Er sah Jem fragend an. »Oh ja. Wie nett!«
Billy Grinley erbrach sich ganz diskret auf Perpetuas Sandalen.
Langsam begannen die taumelnden Fiddlesticker nun, sich in Richtung Weasel and Bucket zu bewegen. Im Augenblick war Alkohol das Letzte, worauf Amber Lust hatte. Sie freute sich jedoch, dass Gwyneth und Big Ida unter den Pubgängern waren und sich immer noch auf den Beinen hielten.
»War’s das schon?«, fragte sie Lewis. »Ist jetzt schon alles vorbei?«
»Nein, ich glaube, es fängt gerade erst an.«
Hatte sie sich verhört? Ihr Innenohr war noch nicht wieder voll funktionsfähig. Er meinte doch wohl nicht …? Wollte er etwa andeuten …? Nein, natürlich nicht. Komm wieder auf den Teppich. Fall nicht darauf herein. Gib dich nicht für eine Kerbe in seinem Bettpfosten her. Lass dich nicht von Lewis Flanagan
schnell mal vernaschen. Kämpf dagegen an. Ihr seid Freunde – das ist besser als nichts. Weitaus besser als die Alternative.
Ungeduldig zog Jem an ihrer Hand und deutete zum Himmel.
»Was ist? Ja, die Sterne sind wunderschön.« Amber riss sich aus ihren Träumereien. »Mein lieber Jem, ich weiß zwar, dass ich mich damit nicht beliebt mache, aber mir ist gerade ziemlich übel und für heute habe ich genug Sterne gesehen – also … was zum Teufel?«
Die Fiddlesticker hatten ihre schwankende Wanderschaft in Richtung Pub unterbrochen. Alle blickten nach oben.
Der Himmel sah nicht mehr aus wie dunkelblauer, diamantenbesetzter Samt: Er war dunkel und zornig, der Mond war hinter aufgetürmten schwarzen Wolken verborgen. Alles war pechschwarz.
Die Weiden erzitterten, als die ersten Böen durch ihre Zweige strichen. Die Temperatur war um ein paar Grade gesunken, und die ersten Tropfen fielen.
Amber schüttelte den Kopf. »Das gibt’s doch gar nicht. Das kann doch nicht wahr sein!«
Der Himmel riss förmlich auf. Es war, als hätte eine Riesenhand die Wolken zerfetzt.
In Sturzbächen ergoss sich der Regen vom Himmel, prallte auf den ausgedorrten Boden und rauschte auf die Bäume nieder.
Die Fiddlesticker jubelten vor Freude und rannten größtenteils auf den Pub zu, einige blieben einfach stehen, legten den Kopf in den Nacken und ließen sich die segensreichen Tropfen übers Gesicht laufen.
»Komm mit«, rief Lewis und packte ihre Hand fester. »Wir stellen uns unter die Bäume. Nein, glaub mir, Jem – es wird nicht blitzen und donnern. Zumindest nicht fürs Erste – unter den Bäumen ist es sicher … Kommt schon!«
Die drei rannten über den nun nassen, glitschigen Rasen und waren in Sekundenschnelle nass bis auf die Haut, bevor sie Schutz unter den Weiden suchen konnten.
Unter dem Baum herrschte ohrenbetäubendes Geprassel: Ein tosender Wasserfall rauschte an ihnen vorbei und platschte auf das Blattwerk, während die ausgedörrte Erde vom Regenwasser lieblich duftete.
Mit angeklatschten Haaren stand Lewis da und hatte seinen Arm um Jem gelegt. »Alles in Ordnung, Kumpel?«
Jem nickte grinsend und fing mit den Händen Regentropfen auf, die von den Blättern heruntertropften.
»Und was ist mit dir?« Lewis sah Amber an. »Geht’s dir gut?«
»Mir?« Sie wischte sich den Regen vom Gesicht und blinzelte mit nassen Wimpern. Ihre Beine waren mit Schlamm bespritzt, ihre Kleider waren klatschnass und das
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