Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
oder?«, fragte Amber kichernd. »Goff, meine ich. Der schleppt doch keine Havannas mit sich rum?«
»Wahrscheinlich nicht«, räumte Lewis fröhlich ein. »Aber es wäre ja möglich – und so sind wir Slo losgeworden, nicht wahr? Und, wo waren wir noch gleich stehen geblieben?«
»Ich weiß nicht, wo ihr stehen geblieben wart.« Martha, die Hausmutter von Hayfields, kam in ihren matronenhaften Gesundheitsschuhen herbeigestampft und baute sich wie ein Racheengel über ihnen auf. »Aber ich kann’s mir ziemlich gut vorstellen. Sie wollen gleich mit Leos Himmelsleuchten anfangen, und Jem will ohne dich nicht mitmachen.« Bevor sie sich zum Gehen anschickte, warf sie Amber einen flüchtigen Blick zu. »Tut mir leid, Kleines – aber die Pflicht ruft.«
»Manchmal«, brummte Lewis, als er seine Jeans abklopfte, »manchmal hasse ich dieses Dorf.«
Amber, die sich nur mit Mühe zurückhalten konnte, ihm beim Säubern seiner Hose zur Hand zu gehen, stand ebenfalls auf. »Das meinst du doch nicht so.«
»Nein«, erwiderte Lewis und grinste. »Und was ist mit dir?«
»Ach, ich hasse diese Gegend so sehr, dass ich beschlossen habe, die feste Stelle anzunehmen, die Mitzi mir angeboten hat, und den Kurs an der Abendschule in Winterbrook zu besuchen und bis auf Weiteres hierzubleiben …«
»Wirklich?« Lewis’ Miene war unergründlich. »Das sind tolle Neuigkeiten – Jem wird begeistert sein.«
Sie eilten auf die Menge zu. Inzwischen waren alle aufgestanden und wirkten aufgekratzt und gespannt. Sämtliche Dörfler schienen sich in der Dunkelheit versammelt zu haben.
Alle bis auf Zilla und Clancy.
Die Glücklichen, dachte Amber. Sie brauchten sicher keine himmlischen Bittgesänge, um ein Feuerwerk zu entfachen.
Der Himmel war immer noch weit und klar, Millionen von
Sternen funkelten um die Wette, vor dem Mond war nicht die kleinste Andeutung einer Wolke zu sehen. Noch immer regte sich kein Lüftchen, und nichts deutete daraufhin, dass sich daran in Kürze etwas ändern könnte, um die drückende Schwüle erträglicher zu machen. Amber sah nicht die geringste Chance dafür, dass Leo Erleichterung in Form eines Gewitters bringen könnte.
Sie holten Jem aus der Hayfields-Gruppe und nahmen ihn bei den Händen, damit er nicht stolperte.
»Und was machen wir jetzt?«, fragte Amber.
»Hüpfen«, sagte Lewis, ohne eine Miene zu verziehen.
»Wie bitte?«
»Wir halten uns an den Händen und hüpfen.«
»Du machst Witze. Ihr wollt mich wohl veräppeln?«
Jem schüttelte grinsend den Kopf.
Amber atmete aus und war froh, dass sie jetzt niemand aus der Clubszene im Norden sehen konnte. Hüpfen? Sich an den Händen halten und hüpfen ? Nach einigem Geschiebe, Plätzegetausche und Gezeter fand sich die Menge schließlich zu zwei großen Kreisen zusammen, einem äußeren und einem inneren. Irgendwie war Jem bei dem Durcheinander zwischen Lewis und Billy Grinley geraten, und Amber musste unangenehmerweise mit Dougie Patchcocks Hand auf der einen und Lewis’ Hand auf der anderen Seite vorliebnehmen.
So ein Pech, dachte sie. Warum musste ihr erster physischer Kontakt mit ihm ausgerechnet im Beisein von achttausend anderen Leuten stattfinden? Und warum hatte sie ausgerechnet jetzt so schwitzige Hände?
Aber das Kribbeln, als er seine Finger mit ihren verflocht, war es dennoch wert.
Jetzt war es fast so weit, alle konnten es kaum erwarten, endlich loszulegen, da brachte ein kleines Handgemenge im inneren Kreis die Sache ins Stocken.
Slo und Goff wälzten sich am Boden und stritten wie die Kesselflicker.
»Er wollte mich beklauen!«, brüllte Goff empört mit grimmigem Blick in seinem einen Auge. »Er hatte schon die Hand in meiner Tasche!«
Amber biss sich auf die Lippen, um nicht laut loszulachen, und vermied es, Lewis anzusehen.
Als Constance und Perpetua den Streit geschlichtet hatten, starrten sich Slo und Goff immer noch finster an, während sie gezwungen wurden, sich wie zwei Streithähne auf einem Kindergeburtstag an den Händen zu halten.
Die konzentrischen Kreise hüpften in entgegengesetzte Richtungen, schneller und schneller, wie bei einem verrückten Kreisspiel. Ambers Füße schienen jeglichen Kontakt zum Boden verloren zu haben, und während sie immer schneller rannten, hüpften und kreischten, verschwammen die Gesichter ineinander.
Sie hoffte inständig, dass ihr nicht übel würde.
Gerade als sie das Gefühl hatte, nicht länger mithalten zu können, und sich fragte, wie alte Leute wie Gwyneth und Big
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