Magical Village 2 Sonne, Mond und Liebeszauber
Unmengen glitzernder Haarspangen an Ort und Stelle gehalten wurde. »Wir werden bis elf in der Bibliothek weilen«, hatte sie Amber erklärt und verächtlich geschnaubt. »Es handelt sich um eine kleine, aber feine Zusammenkunft unserer besten Literatinnen. Sie kochen Kaffee für vier, und wenn wir fertig sind, kommen wir und nehmen die Horsd’œuvres ein. Man hat Sie doch bestimmt angewiesen, uns gegen elf den Kaffee zu servieren, nicht wahr?«
Hatte man nicht, aber Amber nickte trotzdem.
»Offen gesagt, bin ich ein wenig verärgert, dass Mitzi eine Untergebene geschickt hat. Ich bin die Erste in unserer kleinen Gruppe, die einen Catering-Service in Anspruch nimmt – ein ganz schönes Wagnis -, und ich hatte mit der Chefin gerechnet, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
Amber hatte Mitzis unerwartetes, glückliches Familienereignis bereits erläutert. Die Damen waren offensichtlich der Meinung, Doll hätte lieber die Beine übereinanderschlagen sollen.
Jetzt war es fast halb zwölf; der Kaffee, den Amber in der von einem Heimwerker zusammengestückelten Einbauküche gekocht hatte, war in der Bibliothek serviert worden – in Wahrheit ein kleiner, mit drei Bücherregalen bestückter Erker, der im wirklichen Leben vermutlich als Esszimmer diente -, doch die Damen waren noch immer nicht zu den Häppchen erschienen.
Der Wintergarten, bei dem es sich um einen nach Süden gehenden Anbau mit gewelltem Kunststoffdach handelte, war heiß wie ein Backofen. Amber kauerte auf dem einzigen schattigen Fleckchen, spürte, wie ihr der Schweiß herunterrann, und hoffte, dass ihr Deo nicht versagte.
Die Engelsharfen waren erschlafft; die Safran-Zitronen-Soufflés waren zu einer undefinierbaren Masse zerlaufen; die Brontë-Hörnchen (Mitzis Interpretation des Inspiration schenkenden Rezepts ihrer Großmutter für den speziellen literarischen Anlass) siedeten in der Hitze.
So wie Amber.
Es war einer der Momente, in denen sie wünschte, sie würde rauchen – nur um irgendetwas zu tun zu haben. In der Kühlbox befand sich Mitzis Highlight des Tages, dem sie einen Zettel mit Erläuterungen beigelegt hatte: Janites Ingwerkuchen – neu benannt und variiert für diesen Anlass. Der Kuchen sollte ursprünglich vollkommene Aufrichtigkeit bewirken und Hemmungen lösen, aber heute soll er eigentlich nur die literarischen Fähigkeiten der Damen fördern, obwohl ich vielleicht ein bisschen zu viele Bodhi-Blätter genommen habe. Wir werden sehen … Damit es richtig funktioniert, sollten sie den Kuchen kauen und dann ausspucken, aber das sagst du ihnen besser nicht, sonst gibt’s Missverständnisse und eine Schweinerei. Warte mit dem Kuchen bis ganz zum Schluss – und gib jeder nur ein kleines Stück – er ist sehr wirkungsvoll. Die Box mit dem Ingwerkuchen war mit mehreren Kühlelementen versehen, und wenn die Damen nicht bald auftauchten, hatte Amber nicht übel Lust, sich ein paar von den Dingern unters T-Shirt zu schieben.
Amber war überrascht, mit welcher Selbstverständlichkeit sie es jetzt fast hinnahm, dass Mitzis Rezepte möglicherweise über magische Eigenschaften verfügten. Gab es nicht archaische Zivilisationen, die Halluzinationen und Massen-Trancen herbeiführten, indem sie einfach bestimmte Blätter kauten?
War dies nicht etwas Ähnliches, nur eben basierend auf einer Berkshire-Tradition?
Sie wollte sich genau anschauen, wie sich der Janite-Ingwerkuchen auf die Damen auswirkte. Wenn Mitzis Aussagen sich bewahrheiteten, würde das ihre Skepsis noch mehr ins Wanken bringen.
Vor lauter Schweiß fing ihr Kopf an zu jucken, kleine Rinnsale sammelten sich bereits unter Jems hölzernem Stern, und auf Ambers Oberlippe traten verräterische Schweißperlen hervor. Gereizt durchwühlte sie ihre Tasche, auf der Suche nach einem Papiertaschentuch. Gott – was für ein Durcheinander! Kassenbons, Einkaufslisten und jede Menge Zettel, aber kein einziges Papiertaschentuch.
Normalerweise hätte sie eine von den dunkelgrünen Hubble-Bubble -Servietten genommen, aber Mitzi hatte sie gewarnt, dass sie diesmal von minderer Qualität waren und in feuchtem Zustand abfärbten. Dann musste sie sich Küchenpapier aus der Küche stibitzen. Das mochte zwar unprofessionell sein, aber die Gastgeberin hatte es nicht besser verdient. Wieso sperrte man sie auch in diese Sauna? Dann grinste sie. Auf einem der Zettel, die sie aus den Jeanstaschen gezogen und in die Handtasche gestopft hatte, standen die Telefonnummern von all den Soulbands, mit
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