Magical
dachte also an unsere Hochzeitsnacht und was für eine Freude das für alle Betroffenen sein würde. Und für mich.
Als sie in den Palast kam, hielten wir eine kleine Nachmittagsgesellschaft mit Bewirtung und Kartenspiel zu ihren Ehren ab. Die Prinzessin stand etwas am Rande.
Ich versuchte, sie in ein Gespräch zu verwickeln.
»Spielt Ihr Triomphe?«, fragte ich sie. Obwohl ich mir nicht viel aus Kartenspielen machte, wollte ich, dass sich die Prinzessin amüsierte.
Sie sah zu Boden. »Nein. Ich meine, es tut mir leid. Ich weiß, dass ich eine Langweilerin bin, aber ich war nie gut im Kartenspiel. Ich bin immer … immer …« Sie seufzte. »Oh, ich rede zu viel.«
Das lief nicht gut.
»Nein, nein, schon gut. Ich wollte nur sichergehen, dass Ihr Euch …«
»Was ist das für ein Lied?«
Ich hörte auf zu sprechen und lauschte. Der Sänger hatte mit Rossignols Amoureux begonnen. »Das ist von Rameau. Er ist der Liebling meines Vaters und seine Musik ist hier am Hofe sehr beliebt.«
Die Prinzessin lächelte. »Ja, das dachte ich mir. Der Hippolyte et Aricie komponiert hat?«
»Ja. Ihr kennt Rameau also?«
»Ja, und Lully auch. Ich habe mich so danach gesehnt, die ganze Oper zu sehen. Sie haben sie in Spanien noch nicht aufgeführt. Ich liebe die tragedie en musique Frankreichs. In Spanien haben wir unsere Zarzuela.«
Sie liebte Musik. Ich liebte Musik! Ich beugte mich zu ihr. Auf diesem Gebiet konnte ich Eindruck schinden.»Vielleicht interessiert es Euch zu wissen, dass Vater eine Oper in Versailles hat errichten lassen. Wir können hier Aufführungen sehen, wann immer wir wollen.«
»Ein Opernhaus auch! Dieses Château ist so … groß. Wie eine Stadt.«
»Ihr meint wohl verwirrend. Nicht einmal ich kenne jeden seiner Räume, und ich wohne hier schon mein ganzes Leben. Aber mir gefällt das Opernhaus. Vielleicht können wir eine Aufführung sehen, während Ihr hier weilt.« Ich errötete. Das klang ja gerade so, als ginge ich davon aus, dass sie nicht diejenige sein würde, welche, und wieder abreisen würde. »Ich meine … irgendwann … bald.«
Sie lächelte und es war, als würde die Sonne durch die riesigen Fenster in den Raum scheinen. »Ja. Ja, das würde mir gefallen.«
»Dann soll es geschehen.« War ich verliebt? Nein, eher bezaubert. Aber bezaubert war ich definitiv. Ich fragte mich, wie sie wohl aussehen würde, wenn ihr das Haar offen über den Rücken fiele, so wie es ganz bestimmt in unserer Hochzeitsnacht sein würde. Unsere Hochzeitsnacht …
Aber ich musste mit ihr sprechen, nicht dumm herumstehen und mir vorstellen, wie es wäre, sie zu küssen.
»Habt Ihr ein gutes Ohr für Musik?«, fragte ich.
Die Prinzessin überlegte und sagte schließlich: »Ich glaube schon. Das ist schwer zu sagen, denn obgleich ich oft Komplimente dafür bekomme, weiß man nie, ob solche Komplimente wahr sind oder bloße Schmeichelei.« Sie biss sich auf die Lippe. »Das ist das Schwierige, wenn man einePrinzessin ist. Deshalb spiele ich auch nicht gern Karten – ich gewinne immer und fürchte, dass ich das gar nicht verdient habe. Oh, ich rede schon wieder zu viel.«
»Nein, nein.« Ich nickte. »Das verstehe ich. Das ist eines der Dinge, auf die ich mich am meisten freue, wenn ich verheiratet bin – endlich eine ehrliche Meinung zu hören und jemanden zu haben, mit dem ich wirklich reden kann.«
»Genau dasselbe empfinde auch ich!«, sagte sie.
Ich fühlte, wie plötzlich eine Woge der Freude über mich hinwegschwappte. Endlich jemand, der mich wirklich verstand! Wäre ich kein Prinz gewesen und sie keine Prinzessin, hätte ich daraufhin ihre Hand ergriffen und wäre im Zimmer umhergehüpft. So lächelte ich nur und Maria Teresa lächelte zurück.
Sie hatte ein bezauberndes Lächeln.
Oh, ich mochte sie so gern.
Doch beim Abendessen begann Mutter, sie über die militärische Geschichte unseres Landes abzufragen.
»Was ist Eure Meinung zum Massaker in der Bartholomäusnacht?«, fragte sie.
»Es gab ein Massaker? In der Bartholomäusnacht?« Das Datum dieser Nacht, der dreiundzwanzigste August, war erst einen Monat zuvor gewesen. Prinzessin Maria Teresa sah schockiert aus, und ihr fiel ein Stückchen Fasan aus dem Mund. Normalerweise hätte ich das ziemlich abstoßend gefunden, aber ich war so gefesselt von der Schönheit der Prinzessin, dass ich das ganz liebenswert fand. »Warum um alles in der Welt sollte man jemanden massakrieren?«
Sie streckte flehend ihre kleine Hand aus. Wieder
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