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Magical

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Titel: Magical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
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seinem Château besucht. Ich hätte dort glücklich sein können, und war es auch für einige Zeit. Aber die Französische Revolution habe ich verpasst und im Moulin Rouge habe ich auch nie getanzt. Auch Toulouse-Lautrec bin ich nie begegnet (auch nicht meinem lieben Hector Berlioz) und ich habe mich auch nicht von Boucher porträtieren lassen. Die Geschichte von Louis erzählt, warum – außerdem werdet ihr verstehen, warum ich mit der Entscheidung, ob ich Emma helfen soll, zögere.
    Es geschah im Jahr 1744 …

Die Geschichte von dem einsamen Prinzen, der eine Übermutter hatte
    Paris, 1744
    Manchmal ist es schwer, ein Prinz zu sein. Oh, die meisten Leute verstehen das nicht. Sie neigen dazu, sich auf die oberflächlichen Aspekte dieses Berufs zu konzentrieren, etwa auf das Leben im Palast oder den Besitz nobler Kutschen. Tatsächlich gereichte mein Zuhause, der Palast (oder das Château, das klingt kleiner) von Versailles mit seinen siebenhundert Zimmern, den grandiosen Gärten und den siebenundsechzig Treppen allen zum Neid. Außerdem muss ein Prinz keine Arbeit als Schornsteinfeger oder Stiefelputzer suchen.
    Aber das Dasein eines Prinzen hat auch seine Tücken. Da ist zum Beispiel die Mutter. Meine war Königin Marie, und wahrscheinlich kann sie nichts dafür, aber sie war mir gegenüber ein wenig überfürsorglich, weil zwei ihrer Kinder gestorben waren – eines davon wurde tot geboren und meine Schwester Marie-Therese-Felicite war chronisch krank. Außerdem war mein Vater bekanntermaßen untreu und einige seiner Maitressen waren sogar berühmter als seine eigene Frau, die Königin.
    Trotzdem war es frustrierend, wie sie ständig über mir schwebte. Meine Eltern erlaubten mir nicht, mit in den Österreichischen Erbfolgekrieg zu ziehen (später fand ich heraus, dass mein lieber Vater stattdessen eine seiner Maitressen mitgenommen hatte – ja, in einen Krieg!). Was nutzte es, ein Prinz zu sein, wenn man kein Held sein durfte? Selbst als Vater schwer krank wurde und man dachte, er würde bald sterben, durfte ich ihn nicht besuchen, damit ich nicht in Gefahr geriet. Ich musste mich hinausstehlen, um ihn zu sehen, und alle waren hinterher böse auf mich. Ich war in jeder Hinsicht in erster Linie ein Erbe, an zweiter Stelle ein Sohn und an letzter Stelle – wenn überhaupt – ein Mann.
    Und dann waren da noch die Dienstboten. Wir hatten Tausende davon, buchstäblich Tausende. Es gab einen Diener, der mir den rechten Ärmel anziehen musste, und einen anderen, der für den linken verantwortlich war. Ein Diener kümmerte sich ausschließlich um meine Handschuhe. Wie konnte man von mir erwarten, Frankreich zu regieren, wenn ich mich nicht einmal selbst anziehen konnte?
    Selbst als es darum ging, eine Frau für mich zu finden, schaltete sich Mutter wieder ein.
    Es war klar, dass der Kronprinz heiraten musste. Das Überleben der Dynastie hing von meinen Lenden ab, denn ich hatte keine Brüder, nur acht Schwestern.
    Außerdem wünschte ich mir eine Frau. Eine Frau wäre jemand gewesen, mit dem ich reden konnte, und ich mochte Konversation lieber als den ständigen Trubel vonBällen und Jagden. Es war erstaunlich, wie einsam man auf einem Ball mit Hunderten von Leuten sein konnte, wenn man nicht diese eine besondere Person hatte, mit der man Geheimnisse teilen und lachen konnte, wenn die Perücke von jemand anderem schief saß. Ich wusste, welche Art von Frau ich wollte, sie sollte ruhig und fromm sein, eine, mit der ich Schach spielen konnte und bei der ich mir keine Sorgen machen musste, dass sie mich gewinnen ließ. Eine, die mich liebte.
    Doch jedes Mal, wenn eine passende Prinzessin ausgemacht wurde, fand Mutter etwas, das an ihr nicht stimmte. Ich wusste schon lange, dass ich als Prinz vielleicht nicht die Frau würde heiraten können, die ich mir aussuchte. Aber dass ich vielleicht gar nicht heiraten würde, war neu für mich.
    Zuerst war da Prinzessin Maria Teresa. Sie war lieb und schüchtern und – das muss ich schon sagen – ziemlich hübsch mit ihren ungewöhnlichen roten Haaren, die unter ihrer gepuderten Perücke hervorlugten, und einer Figur, die mehr als nur hinreichend ihr besticktes Leibchen ausfüllte. Ich konnte nicht umhin, mir unsere Hochzeitsnacht vorzustellen. Oder … eigentlich fühlte ich, dass sie eine passende Braut wäre, die mir viele Söhne gebären würde und das Zerwürfnis zwischen unseren Ländern beilegen könnte – ein Zerwürfnis, das von meinem Vater verursacht worden war. Ich

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