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Magical

Magical

Titel: Magical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
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wollte, welches wäre hierfür die beste Route?«
    Die Prinzessin räusperte sich. »Verschiffen … Wein?« Sie ließ den Wein in ihrem Glas kreisen.
    »Mutter«, sagte ich, weil ich helfen wollte. »Prinzessin Eleonora weiß sehr viel über französische Geschichte. Vielleicht solltest du sie darüber befragen.«
    Mutter richtete sich in ihrem Stuhl auf. »Was wäre denn das für eine Prüfung, wenn sie die Materie schon im Voraus kennt?«
    Eine faire!
    Die Prinzessin sagte. »Schon gut, Euer Hoheit.« Zu meiner Mutter sagte sie: »Die beste Route wäre die direkteste. Deshalb würde ich über den Atlantischen Ozean nach Neufundland fahren und von dort nach Süden.«
    Mutter hielt einen langen Moment inne, und ich war mir sicher, dass die Prinzessin recht hatte. Richtig!
    Doch Mutter fingerte an ihrem Ärmelaufschlag aus Spitze herum und sagte: »Neufundland?«
    Die Prinzessin nickte.
    »Verstehe«, sagte Mutter. »Aber was ist mit den Eisbergen?«
    »Eisbergen?« Ich konnte sehen, wie sich die hübsche Kehle der Prinzessin zuschnürte. »Was ist damit?«
    »Wenn das Schiff diese sehr nördliche Route, die Ihr vorschlagt, nehmen würde, würde es Gefahr laufen, auf einen Eisberg zu treffen. Dabei könnte der Schiffsrumpf beschädigt werden, die Ladung ginge verloren, ganz zu schweigen von vielen Menschenleben.«
    »Aber …« Die Prinzessin starrte mich an. »Könnte der Kapitän nicht aufpassen?«
    »Aufpassen?« Mutter schlug mit der flachen Hand auf den Tisch, dass die Kristallkelche hüpften. »Das beweist, dass Ihr keine Ahnung von französischem Wein oder französischen Seeleuten habt. Ein Seemann, der französischen Wein gekostet hat, ist nicht in der Lage aufzupassen. Nein, die beste Route wäre nach Süden, an Portugal vorbei, fast bis zu den Kanarischen Inseln. So könnte das Schiff in warmen Gewässern die Überfahrt vornehmen.«
    Ich stöhnte. Sie hatte recht.
    Die Prinzessin senkte den Blick, dann fuhr sie sich über die Augen. Schließlich hob sie den Kopf und blickte Mutter an.
    »Ich verstehe. Ihr seid sehr weise, Euer Majestät.«
    Mutter nickte, aber ich wusste, dass man ihr nicht schmeicheln konnte.
    »Aber sagt mir«, fuhr die Prinzessin fort. »Würden in diesen wärmeren, südlichen Gewässern nicht viel eher Piraten ihr Unwesen treiben?«
    »Piraten?« Ich schnappte nach Luft. Mutter ebenso.
    »Ja, Piraten. Und würde die betrunkene Mannschaft, die Ihr beschrieben habt, nicht noch schlechter dastehen,wenn sie gegen Piraten kämpfen müsste anstatt Eisberge zu meiden?«
    Gutes Argument! Oh, ein sehr gutes Argument! Ich fühlte, wie mein Herz vor – vielleicht nicht Liebe – aber doch vor der Verheißung von Liebe anschwoll. Prinzessin Eleonora war ein kluges Mädchen, und sie konnte etwas, was selbst ich nicht vermochte. Sie konnte sich gegen meine Mutter behaupten.
    Aber Mutter fasste sich wieder und sagte: »Nein. Piraten sind natürlich auf jeder Seereise ein Risiko. Aber sie sind ebenso wahrscheinlich im Norden anzutreffen wie im Süden. Eisberge hingegen sind eine gegebene Tatsache und nur auf der nördlichen Route anzutreffen.«
    Und damit fiel die Tür vor jeglicher Möglichkeit, Prinzessin Eleonora zu heiraten, zu.
    ˜ ˜ ˜
    An diesem Abend war ich zornig. Nach dem gebrochenen Herzen wegen Prinzessin Maria Teresa hatte mir Mutter erklärt, dass solche Prüfungen notwendig wären, weil meine Braut nicht nur schön und vornehm, sondern auch intelligent sein sollte. Aber Prinzessin Eleonora war doch intelligent und hatte ein gut durchdachtes Argument präsentiert, das sich nur eben von Mutters Argumenten unterschieden hatte. Allmählich hatte ich den Verdacht, dass Mutter gar nicht wollte, dass ich heiratete.
    Aber sagte ich irgendetwas davon zu Mutter? Natürlichnicht. Am nächsten Tag setzten wir Prinzessin Eleonora in die Kutsche und sahen sie nie wieder.
    »Es tut mir leid, Louis«, sagte sie, als sie ging. »Du scheinst nett zu sein.«
    Ich nickte. »Du auch.«
    »Ich habe eine Schwester«, sagte sie. »Vielleicht kannst du ja sie heiraten.«
    »Vielleicht.« Es schien immer unwahrscheinlicher, dass ich überhaupt jemanden heiratete.
    Die nächste Prinzessin wusste nicht, dass der erste Band von Rabelais’ Gargantua -Reihe Pantagruel hieß. »Eine Prinzessin muss unsere französische Literatur kennen, Louis«, sagte Mutter. Die bloße Tatsache, dass die fragliche Prinzessin die Inschrift auf der Tür des Abteitores, das in diesem Buch vorkam, auswendig aufsagen konnte,

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