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Magical

Magical

Titel: Magical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
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leid. Es ist unbequem, alt zu sein. Es würde mirgroße Freude bereiten, Eure Mutter aus der Fassung zu bringen. Sie ist keine Freundin von unsereins.«
    Das stimmte. Obwohl das Parlament von Paris in den letzten Jahrzehnten weniger Frauen wegen Hexerei verurteilt hatte, war dies keineswegs dem Einfluss meiner Familie zu verdanken gewesen, und in den entlegeneren Teilen Frankreichs kam es noch immer zu Hexenjagden.
    »Manchmal fühle ich mich schon selbst von ihr verbrannt.« Kendra zwirbelte ihre langen Haare, die dadurch noch länger zu werden schienen. »Es würde mir gefallen, ihr eins auszuwischen. Ich werde es tun.«
    »Gut. Aber wie?«
    Mit einer Handbewegung wechselte Kendra wieder ihre Gestalt. Ich schnappte nach Luft. Sie war das perfekte Abbild von Lady Agnes, einer von Mutters Hofdamen. »Ich werde ermitteln, welche Art von Prüfung Eure Mutter durchführen möchte, und dann werde ich dafür sorgen, dass Prinzessin Maria Luisa besteht.«
    »Was wirst du mit Lady Agnes tun?«
    »Etwas Vorübergehendes«, antwortete Kendra. »Die einzige Bezahlung, die ich dafür verlange, ist, zu Eurer Hochzeit eingeladen zu werden. Ich würde gern erleben, wie Eure Mutter eine Hexe unterhalten muss.«
    Ich willigte ein und wir verabredeten, dass ich durch den Herzog Kontakt mit ihr aufnähme, sobald Prinzessin Maria Luisa angekommen sein würde.
    In den kommenden Wochen schöpfte ich wieder Hoffnung. Einen Monat später legte das Schiff der Prinzessinin unserem Hafen an, und die viertausend Bediensteten des Schlosses machten sich eilig an die Aufgabe, für ihr Wohlergehen zu sorgen.
    Ich beobachtete Lady Agnes auf Zeichen hin, dass sie eigentlich gar nicht Lady Agnes war. Ich fand keine. Allerdings hätte ich welche gefunden, wenn ich den Schrank in der Spülküche überprüft hätte, denn dort schlummerte, wie ich später erfuhr, die echte Lady Agnes vier Tage lang friedlich.
    Was Prinzessin Maria Luisa anging, schien sie ein ganz nettes Mädchen zu sein, auch wenn ich versuchte, mich nicht in sie zu verlieben, nach dem, was mit Prinzessin Maria Teresia geschehen war (deren Andenken mich immer noch in meinen Träumen heimsuchte). Trotzdem unterhielten wir uns über die üblichen Themen junger Männer und Frauen – Reiten und Tanz und darüber, ob importierte und einheimische Waren gleich besteuert werden sollten. Sie war charmant und recht hübsch, sodass ich hoffte, sie würde die Prüfung bestehen.
    Auch beim Abendessen sprachen wir über diese Themen, doch es stellte sich heraus, dass die Prinzessin eine große Kunstliebhaberin war.
    »Ich habe gehört«, sagte sie, »dass Ihr in Eurer Sammlung ein Gemälde von Leonardo da Vinci mit dem Titel La Joconde habt, auf dem der Blick der porträtierten Frau den Betrachter durch den Raum zu verfolgen scheint?«
    Ich nickte. »Ja. Das hängt in Versailles. Es gehörte meinem Ururgroßvater.«
    »Ich würde es so gerne einmal sehen.«
    Ich nickte. Ich wusste, dass die Prinzessin versuchte, meine Mutter mit ihrem Wissen über Kunst zu beeindrucken, aber ich war so darauf konzentriert, auf die Prüfung zu warten, dass ich ihr kaum zuhörte. Außerdem wusste ich, dass Mutter ein anderes Fach für ihre Prüfung wählen würde, wenn die Prinzessin ein Interesse an Kunst äußerte.
    »Sie sagen, dass die Frau auf dem Gemälde eher unscheinbar, ihr Lächeln jedoch geheimnisvoll sei«, sagte die Prinzessin.
    »Mmm«, erwiderte ich. Was hatte Mutter vor?
    »Könnt Ihr mir etwas über die anderen Kunstwerke erzählen, die ich hier zu sehen bekommen kann?«, fragte die Prinzessin.
    Hatte Kendra Mutter mit einem Fluch belegt, damit sie nicht gemein zur Prinzessin sein würde? Das wagte ich gar nicht zu hoffen. Aber es würde mir nichts ausmachen.
    »Euere Hoheit, ich fragte …«
    »Was?« Ich starrte sie an. »Oh, ja, natürlich. Ich werde nach dem Abendessen eine Besichtigungstour arrangieren. Es wäre mir eine Freude.« Das entsprach der Wahrheit. Immerhin sprach ich vielleicht gerade mit meiner künftigen Ehefrau.
    Für den Rest des Abendessens war meine Mutter die Höflichkeit selbst, und als wir im Salon unseren Nachtisch einnahmen (das erste Mal, dass ich das mit einer Prinzessin tat – die übrigen waren unter Tränen abgereist), fragte ich mich, ob wir in Frankreich oder in Spanien heiratenwürden. Sogar die Prinzessin sah erleichtert aus. Natürlich hatte sie von ihrer Schwester von Mutters Prüfung gehört.
    Doch als ich mich mit der besonderen Sorgfalt eines Jünglings, der

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