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Magical

Magical

Titel: Magical Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Flinn
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sie eher wie ein Kriegsflüchtling als eine Prinzessin aus.
    »Habt Ihr gut geschlafen, Euer Hoheit?« Mutters Stimme war zuckersüß.
    »Gut geschlafen?« Die Prinzessin wiederholte die Worte, als hätte Mutter in fremden Zungen gesprochen. »Nein. Nein, ich habe nicht gut geschlafen.«
    Ich erinnerte mich an die Geräusche aus der Nacht, und während ich das Gesicht der Prinzessin betrachtete, stellte ich mir vor, was wohl geschehen sein mochte. Doch ich musste es mir nicht lange ausmalen, denn die Prinzessin war mehr als glücklich, ihre Leidensgeschichte mit jemandem teilen zu können.
    »Die Nacht begann ganz komfortabel mit den zwanzig Matratzen, die mir Eure Mutter zur Verfügung gestellt hat.«
    »Zwanzig Matratzen?« Ich starrte Mutter an, die erneut vollauf mit ihrer Haube beschäftigt schien.
    »Es war ein wenig hoch«, sagte die Prinzessin, »und ich habe Höhenangst, aber Lady Agnes bestand darauf, dass dies französische Sitte sei, und ich wusste, dass die Franzosen zum Übermaß neigen. Ich wollte niemanden verletzen, obwohl die Federbetten ein wenig schwankten, als ich sie bestieg, und ich ein wenig Hilfe brauchte, um nach oben zu gelangen. Aber als die Lichter erst einmal gelöscht waren, tat ich so, als wäre ich unten am Boden, und daraufhin war es mir gemütlich genug.«
    »Gemütlich?« Mutter sah überrascht, dann erfreut aus. »Ihr habt also keine Unbequemlichkeit gespürt?«
    »Mutter, wie könnte es ihr auf zwanzig Matratzen denn unbequem sein?«, fragte ich.
    »Na ja, anfangs nicht«, sagte die Prinzessin, »aber nach ein paar Minuten war mir, als würden sich die Matratzen bewegen. Tatsächlich … gingen sie auf mich los.«
    »Gingen auf Euch los?«, sagte ich.
    »Sie haben versucht, mich zu fressen!«
    Ich konnte sie nur entgeistert ansehen. Die Prinzessin war verrückt geworden. Das war die einzige Erklärung. Sie war verrückt geworden, und da sie die allerletzte Prinzessin in geeignetem Alter war, würde ich für immer ein Junggeselle bleiben. Nicht einmal ich konnte Mutter Vorwürfe machen, wenn sie mir verbot, eine Prinzessin zu ehelichen, die nicht ganz richtig im Kopf war.
    Und doch schien Mutter nicht überrascht zu sein, als die Prinzessin ihre Qualen beschrieb.
    »Ja, Ihr habt richtig gehört«, sagte die Prinzessin. »DieMatratzen haben versucht, mich aufzufressen. Zumindest eine davon. Der Inlettstoff hat sich geöffnet und hat versucht, mich zu verschlucken. Ich habe die Federn, um es zu beweisen!« Sie zog eine Handvoll Federn aus der Tasche ihres Morgenrocks. »Mir gelang es, mit dem Leben davonzukommen und die Matratze zu Boden zu werfen, als eine zweite angriff, dann eine dritte. Doch als ich nach der vierten griff, war diese nicht in kriegerischer Stimmung. Stattdessen fing sie an zu summen.«
    »Zu summen?«, fragte Mutter.
    »Wollt Ihr vielleicht einen Tee, Euer Hoheit?« Ich versuchte, das Thema zu wechseln. »Ihr seht aus, als könntet Ihr einen gebrauchen.«
    »Das wäre nett«, sagte die Prinzessin, bevor sie sich wieder an Mutter wandte. »Ja, summen. Eine Bourée, um genau zu sein. Dann erhoben sich drei weitere Matratzen und versuchten mich zu überreden, bei ihrem Tanz mitzumachen. Sie hörten einfach nicht auf, selbst dann nicht, als ich ihnen sagte, dass ich eine Gavotte bevorzugen würde. Ich versuchte, mich auf den übrigen dreizehn Matratzen niederzulassen, aber sie warfen mich ab wie ein wildes Pferd. Während ich so auf dem Boden lag, die drei bezwungenen Matratzen auf der einen Seite, drei tanzende auf der anderen, da fing es an zu regnen.«
    »Zu regnen?« Das erklärte, weshalb sie nass war. Das erklärte in der Tat vieles. Die Prinzessin war nicht verrückt. Es schien vielmehr ein Zauber dahinterzustecken, den Kendra gewirkt hatte. Doch warum hatte sie die Matratzenverhext? Und warum waren da überhaupt zwanzig davon gewesen?
    »Wo bleibt der Tee?«, bellte mich Prinzessin Maria Luisa an, als wäre ich ein bummelnder Dienstbotenjunge und nicht der französische Thronfolger.
    »Oh, es tut mir schrecklich leid. Die Diener …« Nun ja, die Diener standen alle herum und lauschten der erstaunlichen Geschichte. Jetzt reichte ihr einer von ihnen eine Tasse, die sie hinunterstürzte, als wäre es ein Glas Sherry. Sie hielt sie dem Diener zum Nachschenken hin.
    »Und so ging es die ganze Nacht«, fuhr sie fort. »Jede Stunde brachte einen neuen Schrecken. Um zwei Uhr fingen die Matratzen an, Bockspringen zu machen. Um drei spielten sie Krokett und um vier

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