Magical
ledig.
»Dann muss ich Euch darum bitten, die Prinzessin anzuflehen, dass sie mir erlaubt, sie zu sehen … um sie um Verzeihung zu bitten.«
Der Diener sah nicht allzu glücklich über diese Bitte aus. Tatsächlich schnalzte er ungeduldig mit der Zunge, als wäre ich ein ungezogenes Kind. Trotzdem gab er uns ein Zeichen, dass der Herzog und ich ihm in die Eingangshalle des Schlosses folgen sollten. Er bat uns, Platz zu nehmen, und machte sich auf den Weg nach oben.
»Wartet!«, sagte ich.
»Ja.« Der Diener kam zurück, als würde er hoffen, ich hätte meine Meinung geändert.
»Könnt Ihr der Prinzessin bitte ausrichten …« Ich starrte auf meine Schuhe. »Sagt ihr, dass ich wünschte, wir hätten Hippolyte et Aricie gemeinsam gesehen. Sagt ihr, dass wir das immer noch tun können.«
Ich wartete. Ich starrte den Herzog an. Der Herzogstarrte mich an. Eine halbe Stunde verging. Dann fünfundvierzig Minuten.
»Vielleicht kommt sie nicht«, sagte der Herzog nach einer Stunde.
»Sie muss kommen. Sie muss! Ich werde Mutter niemals vergeben, wenn sie nicht kommt. Mir selbst werde ich es auch nie verzeihen.«
Und dann war sie da. Prinzessin Maria Teresa. Sie war dünner, als ich sie in Erinnerung hatte, aber immer noch schön in ihrem langen Kleid aus hellblauem Brokat. Sie sah aus wie eine Braut.
»Ihr wünscht mich zu sprechen, Eure Hoheit?« Ihre Augen waren kalt, ihre Miene streng. Und doch hatte sie auch etwas von dem Mädchen an sich, das ich so sehr bewundert hatte. Oh, wie gern hätte ich ihre Hand ergriffen. »Habt Ihr Eure Mutter mitgebracht?«
»Nein. Auf keinen Fall. Ich bin gekommen …«
»Um Euch zu entschuldigen. Ich habe schon gehört.«
»Ja, um mich zu entschuldigen, aber auch, um Euch etwas zu sagen, etwas anderes.«
»Was zu sagen?« Ihr Blick wurde eine Spur sanfter.
Das war alles, was ich brauchte. Ich eilte an ihre Seite (oder zumindest ging ich entschlossen auf sie zu – immerhin war ich ein Prinz). Ich war versucht, eine ihrer kleinen, weißen Hände zu ergreifen, aber ich hielt mich zurück, nicht dass sie mich für zu forsch hielt.
»Glaubt Ihr, ich käme den ganzen Weg von Paris hierher, nur um mich zu entschuldigen? Ich bitte um Verzeihung – nicht nur für die Grobheit meiner Mutter, sondern für meine Schwäche, nicht verhindert zu haben … ihr nicht gesagt zu haben … sie nicht freundlich ersucht zu haben, ihre Prüfung … nun ja, ihre Prüfung selbst zu machen!«
Tatsächlich lächelte die Prinzessin etwas darüber. Das ermutigte mich dazu fortzufahren.
»Aber darüber hinaus bin ich gekommen, um Euch darum zu bitten, mit mir nach Paris zurückzukehren, mit mir in die Oper zu gehen, mir all Eure ehrlichen Ansichten mitzuteilen, kurz und gut … wollt Ihr meine Braut werden?«
»Ich weiß nichts über französische Geschichte. Auch wenn ich ganz nah an dem Datum war, an dem das Massaker in der Bartholomäusnacht stattgefunden hat, war es doch nur ein bloßer Zufallstreffer.«
»Dafür gibt es doch Bücher. Prinzessin Maria Teresa, wenn Ihr mich akzeptiert, wird die einzige Geschichte, die Ihr kennen müsst, Eure eigene sein.«
Ich hoffte, dass ich den ganzen langen Weg nicht auf mich genommen hatte, nur um abgewiesen zu werden. Falls es so sein sollte, hätte ich bestimmt irgendeine der anderen Prinzessinnen fragen können (na ja, außer Prinzessin Maria Luisa), ob sie meine Braut werden wollte, und zwar mit Mutters Segen. Aber ich wollte nicht irgendeine andere Prinzessin. Ich wollte diese hier.
Und zu meiner großen Freude sah Maria Teresa mir tief in die Augen und sagte: »In diesem Fall werde ich Euch heiraten.«
Bald danach war die Hochzeit. Obgleich Mutter verärgert darüber war, dass ihre Ratschläge derart missachtet wurden, enteignete sie mich nicht. Sobald sie meine Braut richtig kennengelernt hatte, kamen sie tatsächlich glänzend miteinander aus.
Daher waren wir alle ziemlich glücklich.
Kendras Anmerkung:
Außer der hilfreichen Hexe, die noch immer verbannt war.
KENDRA SPRICHT
Vielleicht erkennt ihr inzwischen das Muster. Kendra sieht eine arme Seele in Bedrängnis, Kendra tut ihr Äußerstes, um dieser Person zu helfen, und bekommt am Ende die Schuld dafür in die Schuhe geschoben, wenn nicht alles nach Plan läuft. Ist es da ein Wunder, wenn ich lieber Schuhe kaufen gehe?
Aber Emma mag ich wirklich. Sie ist unschuldig und hoffnungsvoll und sieht nur das Gute in den Menschen, genau wie Louis, den ich ebenfalls mochte. Genau wie mit Louis
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