Magie der Liebe
weil sie geglaubt hat, sich opfern zu müssen?«
»Höchstwahrscheinlich kämen Sie nicht einmal so weit, denn Sam reagiert ausgesprochen empfindlich, wenn er glaubt, daß man mich beleidigt. Wahrscheinlich würde er Sie augenblicklich niederschlagen.«
»Genug gealbert. Irgendwie macht es nicht den richtigen Spaß, wenn ich schon vorher weiß, daß Sie wie ein geprügelter Hund reagieren.« Völler Zufriedenheit stellte er fest, daß sich ihre Wangen röteten und sie zunehmend wütend wurde. Es geschah ihr recht! »Ich weiß inzwischen, weshalb Sie gestern abend weggerannt sind! Ich habe von der Begegnung im Park erfahren.«
Aufgeregt rutschte Lily bis vorn an die Stuhlkante. »Aber Sam und Theo haben versprochen, daß sie...«
»Laura Beth aber wohl nicht, denn sie hat mir die ganze Geschichte erzählt und auch die Beleidigungen wiedergegeben, so gut sie das konnte. Ich wüßte allerdings gern, weshalb Sie mir das nicht erzählt haben. Glauben Sie denn nicht, daß es vielleicht doch eine bessere Lösung gegeben hätte, als einfach davonzulaufen?«
Lange verweilten Lilys Augen auf dem großen Globus, der auf einem Messingständer direkt neben Knights Schreibtisch stand. Als sie schließlich antwortete, ging sie nicht näher auf seine Frage ein. »Das war tatsächlich der Grund. Ich wollte nicht, daß Sie sich aufregen. Irgendwie wollte ich Sie schützen, denn Sie verdienen diese üble Nachrede wirklich nicht. Vielleicht wären in Ihren Augen die Kinder an allem schuld gewesen, und Sie hätten den Tag verflucht, an dem wir in Ihr Leben getreten sind.«
»Das habe ich doch schon unzählige Male getan!«
In Lilys raschem Seitenblick spiegelten sich Verletzung und blanke Überraschung.
Ungeduldig fuhr Knights Hand durch die Luft. »Wer waren die Lady und der Gentleman?«
»Die Dame hat sich nicht vorgestellt, aber ganz offensichtlich kannte sie uns. Der Mann hat sich schweigend im Hintergrund gehalten, doch nachdem sie davongeritten war, hat er...« Unvermittelt brach sie ab und studierte wieder den Globus.
Knight zuckte zusammen. »Was hat er gesagt?«
»Nichts.«
Knight erhob sich und stützte beide Hände vor sich auf die Tischplatte. »Lily, ich schwöre, ich werde Sie verhauen!«
»Er hat vorgeschlagen, daß ich Sie verlasse und seine Geliebte werde. Glaubt denn eigentlich jeder, daß ich Ihre Geliebte bin?«
»Aha«, brummte Knight. »Das dachte ich mir doch.«
»Wenn Sie es sich schon gedacht haben, weshalb haben Sie es mich dann wiederholen lassen?«
»Beschreiben Sie die Leute!« verlangte er in scharfem Ton.
»Die Lady war jung, hübsch, dunkelhaarig und sah ein wenig exotisch aus. Ihr Begleiter war ohne Zweifel ein Lebemann, wie man das so nennt. Außerdem war er ganz in Weiß gekleidet und ritt einen Schimmel.«
»Guter Gott!«
»Kennen Sie sie?«
»Ja, natürlich.« Unvermittelt brach Knight in Lachen aus, worauf Lily ihn nur verständnislos ansah. Als er sich wieder unter Kontrolle hatte, meinte er: »Diese Lady war überhaupt keine Lady! Sie heißt Daniella und ist - war meine Geliebte. In bezug auf ihr Aussehen hatten Sie völlig recht. Sie hat italienische Vorfahren. Der Gentleman ist Lord Daw, ihr gegenwärtiger Gönner.«
»Oh.«
»Tja, Lily, nun wissen Sie, welch überaus moralischer Gentleman ich bin, denn ich habe meiner Geliebten erst vor zwei Tagen den Laufpaß gegeben, weil sie mich gelangweilt hat.« Das war zwar nicht die ganze Wahrheit, doch das konnte Lily ja nicht wissen. »Außerdem hatte ich erfahren, daß Lord Daw hinter ihr her war. Teilen ist nicht mein Fall. Wahrscheinlich wollte sich Daniella rächen und hat sich ausgerechnet Sie dazu ausgesucht. Ich habe einmal den Fehler gemacht, Ihren Namen zu rufen, als wir uns geliebt haben.«
Unvermittelt brach Knight ab. Was war nur in ihn gefahren? Wie konnte er nur so mit einer Dame reden? Als er Lilys Erstaunen und ihre Verwirrung bemerkte, hätte er sie am liebsten geschüttelt. Er hatte Sehnsucht danach, sie zu küssen, und wollte noch einmal das kleine Stöhnen hören und so gern erleben, daß sie sich auf ihn stürzte und ihm die Kleider von Leib riß...
»Lily«, stieß er gepreßt wie unter Schmerzen hervor, »verzeihen Sie meine Redeweise! Ich weiß, ich hätte diese Dinge nicht sagen dürfen.«
»Da sollten Sie erst einmal Sam hören!«
Knight lächelte, doch seine Augen blieben ernst. »Was Sie getan haben, war mehr als dumm. Natürlich werde ich den Jungen nichts davon sagen. Laura Beth weiß allerdings
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