Magie der Liebe
und konzentrierter. Lily traf rasche, präzise Entscheidungen, und selbst ihre Stimme war kühl und knapp geworden. Eine völlig veränderte Lily, dachte Knight und genoß jeden Augenblick in vollen Zügen. Er verlor die nächsten Spiele und hätte gern weitergemacht, doch er wußte, daß sie müde war. Spätestens bei Tagesanbruch würde Laura Beth wieder ihre Rechte geltend machen.
»Ich habe verloren«, gestand er ein und griente.
»Das hört sich ja ganz so an, als ob sie sich darüber freuten. Ist das denn normal?«
»Ich freue mich, daß Sie jetzt ein eigenes Pferd besitzen, Lily! Sie beide passen ausgezeichnet zueinander.«
»Ich danke Ihnen, Knight. Violet ist wirklich wunderbar.«
Irgendwann würde er ihr einmal erzählen, daß er das Pferd von Anfang an nur für sie gekauft hatte - doch im selben Augenblick stockten seine Gedanken. War er noch bei Sinnen?
Irgendwann?
Wie hätte Lily wohl reagiert, wenn sie verloren hätte? Ob sie die neue Garderobe nach seiner Wahl akzeptiert hätte? Er mußte lächeln.
»Was ist los?«
»Ich habe mir überlegt, ob Sie auch zu der Wette gestanden hätten, wenn Sie verloren hätten.«
»Meiner Meinung nach ist Ihnen recht geschehen!« sagte Lily und gab sich redliche Mühe, ernst zu bleiben, doch es gelang ihr nicht so recht. »Ich habe Ihren ungehörigen Vorschlag nur akzeptiert, weil ich wußte, daß ich ohnehin gewinnen würde. Sie sollten wirklich keine Wetten anbieten, bei denen Sie in jedem Fall bezahlen müssen, ganz gleich wie die Sache ausgeht. Ich gehe jetzt zu Bett, Mylord. Und noch einmal herzlichen Dank für Violet!«
Knight stand auf und blickte von oben auf sie herab. Dann hob er seine Hand und strich ihr zart mit den Fingerspitzen über die Wange. »Gute Nacht, Lily!« Rasch beugte er sich hinunter und küßte sie leicht mitten auf den Mund. Fast im selben Augenblick machte er auf dem Absatz kehrt und ging so schnell davon, daß sie ihm nur verwundert nachblicken konnte.
Als er mitten in der Nacht hellwach im Bett lag, nahm er sich vor, die Wette mit demselben Einsatz zu wiederholen. Doch diesmal wollte er gewinnen. Zufrieden lachend schlief er schließlich ein.
»Mein jüngster Bruder hat viel Ähnlichkeit mit Sam, Madame«, bemerkte John Jones in lachendem Ton zu Lily. »Meine Mutter hat Robert immer als ihre Heimsuchung bezeichnet, aber ich muß zugeben, daß es einem in seiner Gegenwart niemals langweilig wird. Mittlerweile ist er nicht mehr zu Hause, sondern macht Oxford unsicher.«
»Ich freue mich, daß Sie auf diesem Gebiet Erfahrung mitbringen, John.« Dann stellte sie ihm die Jungen vor und trat einen Schritt zurück, um die Szene zu beobachten.
Sam inspizierte den neuen Lehrer sehr direkt und mißtrauisch, während Theo ihm mit einem scheuen Lächeln entgegensah.
»Seine Lordschaft hat mir erzählt, daß du seine Bibliothek katalogisierst«, eröffnete John Jones das Gespräch. »Das ist ja eine riesige Aufgabe! Ich würde mich gern einmal mit dir darüber unterhalten.«
Erster Punkt für John Jones, dachte Lily und lächelte.
»Ich werde einmal Künstler«, verkündete Sam, nachdem er sich mit übermenschlicher Anstrengung fast vier Minuten lang zurückgehalten hatte.
»Ein Künstler?« fragte John zurück.
»Ja. Vetter Knight hat erlaubt, daß ich mit einem seiner Vorfahren im östlichen Korridor beginne. Der Mann auf dem Bild braucht unbedingt einen Schnurrbart, denn er hat überhaupt keine Oberlippe!«
John verbiß sich ein Lächeln. »Vielleicht solltest du vorher ein bißchen üben, denn schließlich sollen doch alle zukünftigen Generationen deine Malerei als Meisterwerk bewundern, oder nicht?«
Sam war von dieser logischen Folgerung sehr beeindruckt, doch nach einem Seitenblick auf Lily fuhr er fort: »Theo und ich müssen unbedingt noch mit Ihnen über unsere Mutter sprechen, Sir!«
Lily lachte, als sie Johns Verblüffung bemerkte.
»Ich - ich verstehe euch nicht«, stotterte John, und Lily konnte sehen, wie ihm die Röte langsam den Hals emporkroch.
»Wir müssen auf unsere Mutter aufpassen«, erklärte Sam. »Ihr gegenüber benehmen sich die Männer alle komisch, und wir müssen sie beschützen.«
»Sam, hör auf damit!«
»Sie sollen schwören, daß...«
»Jetzt reicht es, Sam!« unterbrach ihn Lily und trat an Johns Seite. »Ihr habt euren Lehrer nicht nur erschreckt, sondern möglicherweise auch beleidigt.«
»Nein, nein«, beruhigte sie John.
»Haben Sie immer noch den Wunsch, die Arbeit zu übernehmen,
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