Magie der Liebe
gezaubert. Hübsch, nicht wahr? Du willst wohl nicht mit mir sprechen? Im Frühling und im Sommer ist es hier natürlich noch viel schöner.« Er machte eine Pause, doch Lily schwieg beharrlich. »Ich habe eigentlich damit gerechnet, daß du den Schmuck findest und mit den Kindern bereits über alle Berge bist, wenn ich ankomme.«
»Ich habe ihn nicht gefunden.« In diesem Punkt konnte sie ihm ruhig die Wahrheit sagen.
»Wo hast du gesucht?«
»In Czarina Catherine.«
Verblüfft starrte Knight sie an. »Ein ausgezeichnetes Versteck! Die Kleine läßt ihre Puppe ja keine Sekunde aus den Augen. Demnach hast du kein Glück gehabt?«
»Leider.«
»Jetzt hör mir einmal zu, Lily! Wir werden diese Juwelen finden und dem Eigentümer zurückgeben. Ja - wir! Ich werde schon herausbringen, wer dieser Billy ist, denn ich habe nicht die Absicht, mich an Verbrechen zu beteiligen.«
Zum ersten Mal hob Lily den Kopf. »Mir macht das nichts aus«, bemerkte sie kühl. »Lieber eine Verbrecherin sein, als eine arme Verwandte!«
»Verwandte?« Er runzelte seine dunklen Brauen. »Du bist doch überhaupt keine Verwandte, Lily!« entgegnete er schließlich ganz langsam und deutlich und sah ihr dabei genau in die Augen. »Du bist weder mit den Kindern verwandt, noch mit mir. Jedenfalls noch nicht!« Erschrocken riß er die Augen auf und fluchte leise, als er begriff, was er soeben gedacht hatte.
Stöhnend versuchte Lily, sich ihm zu entwinden, doch Knights Griff war eisenhart.
»Ich habe wirklich keine Lust, dir über das ganze Grundstück nachzulaufen. Halt endlich still!« Er war wild entschlossen, jetzt Klarheit zu schaffen. Diesen Tumult der Gefühle, in den sie ihn seit ihrem Auftauchen gestürzt hatte, konnte er einfach nicht mehr länger aushalten. »Diesmal hast du mir nicht widersprochen wie sonst. Demnach bist du tatsächlich nicht die Mutter von Laura Beth, oder?«
Deutlich konnte er an ihren Augen ablesen, daß sie sekundenlang erwog, ihn einfach anzulügen. »Sag mir jetzt die Wahrheit, verdammt!«
»Doch«, entgegnete Lily entschieden. »Ich habe sie zwar nicht auf die Welt gebracht, aber ich
bin
ihre Mutter!«
Eigentlich hätte er gewarnt sein müssen, doch er war viel zu sehr in seine Gedanken und in die Bilder der vergangenen Nacht vertieft. Als Lily ihn blitzschnell fest gegen das Schienbein trat, ließ er sie vor Überraschung los und hüpfte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf einem Bein herum. Unterdessen rannte Lily bereits quer über die Wiese ins Haus zurück. Diesmal verfolgte er sie nicht, denn er wußte genau, daß er sie verprügeln würde, sollte er sie erwischen. Und zwar fest. Oder er würde sie küssen, bis ihnen beiden der Atem verging. Nein, er wollte lieber einen geeigneteren Zeitpunkt abwarten.
Von einem Stallburschen hatte er erfahren, daß Lily zum See gegangen war, und war ihr sofort nachgegangen, ohne vorher im Haus gewesen zu sein. Als er jetzt eintrat, schien der alte Butler nicht im geringsten überrascht zu sein. Er verbeugte sich so tief, wie es seine alten Knochen und seine Arthritis gestatteten und strahlte seinen Herrn an. Während Knight noch mit dem alten Mann sprach, der ihn bereits seit seiner Geburt kannte, ertönte hinter ihm ein quietschender Schrei. Als er sich umwandte, erblickte er Laura Beth, die so rasch die Treppe herunterhüpfte, wie es ihre kurzen Beinchen erlaubten.
»Langsam, langsam!« rief er, doch natürlich vergeblich. Rasch trat er an die Treppe, und als Laura Beth auf der drittletzten Stufe angekommen war, warf sie sich jauchzend in seine ausgestreckten Arme.
Knight hörte zwar Thrombins Räuspern, doch er lachte nur und küßte das kleine Mädchen. »Nun, Flöhchen?« Dann warf er sie immer wieder in die Luft, bis ihre entzückten Schreie schließlich die gesamte Dienerschaft von Castle Rosse alarmiert hatten.
Beim Betreten der Halle hielt Mrs. Crumpe verwundert inne. »Ich glaube es einfach nicht!« stieß sie hervor und beobachtete, wie dieser weltgewandte, abgeklärte Gentleman das kleine Mädchen durch die Luft warf und mit ihr schmuste, bis sie vor Vergnügen quietschte. Laura Beth erwürgte den Viscount beinahe, als sie ihm zahllose, nasse Schmatzer aufs Gesicht drückte.
»Sir!« Aufgeregt sauste Theo die Treppe herunter. »Oh, Vetter Knight! Warte nur, bis du siehst, wie weit John und ich in der Bibliothek bereits gekommen sind! Wir sind bereits beim Buchstaben ›L‹. Kannst du raten, wie viele Bände wir entdeckt haben, deren Seiten noch
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