Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
nicht lange auf sich warten. »Bist du dir dessen so sicher?« Sie griff erneut an, doch er konnte sich gerade noch in Sicherheit bringen. Funken umwirbelten ihre Hände. Ihr Körper stand kurz vor dem Zusammenbruch. »Warum willst du unbedingt sterben, Cashimaé? Hier, wo du alle Macht erlangen könntest, die du nur wolltest.« Er war wieder im Zwielicht verschwunden. Sie kniff die Augen zusammen. So riesig war der Raum nun auch nicht. »Es lässt sich von dir öffnen. Du bist sein Schlüssel!«, hallte es um sie herum. Was meinte er? Ihr Blick fiel auf das Buch in der Mitte des Raumes. Täuschte sich Cashimaé oder zogen dunkle Schatten um den Buchdeckel?
Sie schüttelte den Kopf und stieß mit dem Rücken gegen die Wand hinter sich. Was machte sie sich Gedanken um ein dämliches Buch?!
Nur noch eiserner Wille und abgrundtiefer Hass hielten sie auf den Beinen. Cashimaé horchte in sich hinein. Schloss die Augen. »Es kann dir alle Fragen beantworten…« Die Stimme kam von überall, doch darunter lag etwas. Ein Atmen. Sie bewegte den Kopf etwas zur Seite.
Noch einmal sammelte sie alle Kräfte, wohl wissend, dass dies ihre letzte Möglichkeit war.
»Stirb endlich!«, fauchte sie und starrte direkt in Tamins entsetzte Augen, zu ihrer linken. Cashimaé bündelte sämtliche noch verfügbare Energie und schoss sie auf ihn, bereit auch das eigene Ende zu besiegeln. Er riss die Arme hoch, doch die Kraft traf ihn mit voller Wucht.
Funken stoben, der Raum explodierte regelrecht in sich.
Nach endlos scheinender Zeit, zog sich das Licht zurück und die alte vertraute Stille kehrte in den Raum zurück. Scheinbar unberührt von allem, schwebte in der Mitte immer noch das Buch mit dem roten Leder.
Cashimaé keuchte und konnte sich nicht mehr aufrecht halten. Sie fiel auf die Knie, war ausgebrannt und leer. Doch das Wichtigste konnte sie sehen. Ein Stück vor ihr lag Tamin am Boden. Er bewegte sich nicht mehr.
Endlich war es vorbei, nun war sie bereit zu gehen.
»Ich wusste, dass du es kannst«, sprach eine vertraute Stimme neben ihr. Sie hob langsam den Kopf und konnte nicht glauben, was sie soeben vernommen hatte. Ihre Lippen formten lautlos seinen Namen. Er nickte und versuchte, ein sanftes Lächeln zustande zu bringen.
»Ich träume«, flüsterte sie.
»Merkwürdige Träume hast du, Breda.« Er half ihr beim Aufstehen und hatte selber Mühe, nicht zusammenzubrechen. Sie hielt seine Hand und endlich fiel sie ihm um den Hals. Er konnte sie nur mit einem Arm festhalten.
»Barshim, bei allen Himmeln, ich glaubte, du…«
Sie brach ab und fing bitterlich an zu weinen. Hatte doch nie wieder weinen wollen.
Er vergrub das Gesicht in ihren Haaren. »Dazu hat auch nicht viel gefehlt.«
Sie küsste ihn, verzweifelt und voller Schmerz, und dem unendlichen Gefühl der Erleichterung, immer und immer wieder. Sie berührte sein Gesicht, seinen Körper. Sie konnte es nicht fassen. »Ich konnte dich nicht mehr fühlen.«
»Ich hatte keine Kraft mehr. Mineshka hat mir das Leben gerettet, sonst hätte mich Tamins Pfeil richtig getroffen, statt nur in den Rücken. Doch der Zauber der Hallen war zu stark und ich konnte dich nicht warnen. Tamin ist sehr stark geworden.«
»Es ist mir egal. Was zählt, ist, dass du da bist.«
Er drückte sie wieder an sich. »Ja.«
Sie blickte in den Raum. »Sie alle haben uns verraten.«
»Und dafür werden sie ihre gerechte Strafe bekommen.«
Ein leises Stöhnen erklang und Tamin bewegte die linke Hand. Stumm sahen sich die zwei Magier an. »Wir greifen keine Hilflosen an, Cashimaé. Ehre ist etwas, dass dir keiner nehmen kann, außer du selber.« Sie starrte den verhassten Feind noch ein letztes Mal an. So gerne hätte sie ihn hier und heute endgültig vernichtet. Es verlangte Selbstbeherrschung, sich umzudrehen und Tamin den Rücken zu kehren.
Barshim und Cashimaé hielten einander fest, einer gab dem anderen Halt und zusammen verließen sie die Hallen Natriells.
Rund um den Platz stieg Rauch auf. An einigen Stellen brannte noch Feuer und die Hexer und Magier und Menschen kümmerten sich zusammen um die Verletzten und versuchten, dem Chaos Herr zu werden.
»Warst du das?«, fragte Barshim erstaunt.
»Ich?«, erwiderte Cashimaé und sah ihn von der Seite an. »Ich habe von Magie keine Ahnung.«
Er lachte auf. »Ich bin stolz auf dich, Breda.«
»Ich auch.«
»Lass uns die Geheimnisse aufdecken, die sie so vehement vor uns verstecken. Lass uns lernen zu verstehen, wer wir sind und dann
Weitere Kostenlose Bücher