Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi

Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi

Titel: Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C.S. Steinberg
Vom Netzwerk:
in die Flanken. Die junge Frau jagte die Straße hinauf, die erbosten Rufe derer, die sie fast über den Haufen ritt, waren ihr egal. Kurz vor dem Platz sprang sie vom Rücken des Tieres.
    »Barshim!«
    Er war bereits in der Mitte des Platzes angekommen und drehte sich bei ihrem Ruf erschrocken um. Sie lief auf ihn zu. Er packte sie bei den Schultern.
    »Bist du verrückt? Geh, reite in die Wüste, hole dir deine Magie zurück!«
    »Fragt sich, wer hier verrückt geworden ist. Was hast du vor?«
    *
    Tamin lächelte. Er stand an einem der oberen Fenster und schaute auf den Platz hinunter. Er hatte es geahnt, doch Barshim unterschätzte Cashimaé und ihren Ehrgeiz. Hatte er wirklich erwartet, dass sie das zulassen würde? Nein, er, Tamin, war nicht so dumm, auf Barshim herein zu fallen. Er konnte sich denken, warum der verhasste Feind auf einmal so offen auftauchte. Nun, ihm war es egal. »Schade, Cashimaé, ich hätte dir dies gerne erspart, aber du willst es ja nicht anders haben.«
    Er trat hinter Mineshka. »Was empfindest du?«, fragte er sie leise. Sie wirkte abwesend. »Du möchtest nach Hause zurückkehren ohne weitere Lügen?« Sie nickte.
    Er drückte ihr etwas in die Hand. »Dann hast du jetzt die Möglichkeit, es wahr werden zu lassen. Für dich, für deine Tochter.« Ihr Blick fiel auf den Bogen, den ihr Tamin gereicht hatte. »Es kann alles ein Ende finden, hier und jetzt.« Er gab ihr den Pfeil.
    Tamin umfasste sie fast zärtlich von hinten. Hob ihren Arm, umspielte ihre Finger. Gemeinsam zogen sie die Sehne zurück. »Belogen hat er dich! Deinen Sohn aus dieser Welt gestohlen! Blut dem Blute! Damit das deinige wieder gereinigt ist. Ich werde mich für dich und Anectis einsetzen«, hauchte er hasserfüllt in Mineshkas Ohr und trat dann einen Schritt zurück.
    So viele Dinge gingen Mineshka durch den Kopf. Sie hatte so viel Streit mit Tamin gehabt, hatte sein wahres Gesicht zu spüren bekommen. Vor allem die Sache mit Liyfaniell, er war fast ausgerastet, als er erfuhr, dass sie es war, die den Stab hatte verschwinden lassen.
    So viel Wut und Hass … so viel Schmerz und ein großer Teil ihrer gepeinigten Seele stand direkt unter ihr…
    Barshim schien kurz in sich zu gehen, doch dann schaute er Cashimaé mit tiefer unendlicher Ruhe an. »Breda, mein Schwur bleibt: Nichts und niemand wird uns trennen. Doch es ist die einzige Möglichkeit, dass du zurückkehren kannst. Bitte, mach es nicht schwerer, als es ist. Ich habe Angst um dich, kannst du das nicht verstehen?«
    Sie lächelte ihn an. »Doch, aber wir haben es gemeinsam begonnen, also lass es uns auch gemeinsam beenden.« Er hielt sie so fest wie niemals etwas zuvor in seinem Leben.
    *
    Die Pfeilspitze lag da, das Ziel im Visier: Barshims Herz. Tamins Atem streichelte ihre Haut.
    »Geh den Weg, den du dir selber bereitet hast!«
    Sie schloss die Augen. Wie weit war es gekommen, wie weit hatte sie die Verbitterung geführt? Wenn sie jetzt los ließ, würde es ihren Armis zurückbringen? Würde es auslöschen, was in ihr schmerzte? Ihre Hand begann zu zittern.
    Mineshka musste jetzt sofort eine Entscheidung treffen. Eine Entscheidung, die ihr weiteres Leben bestimmen würde. In diesen wenigen Sekunden trug sie die Verantwortung über Leben und Tod. Konnte sie Barshim an allem die Schuld geben? Er hatte recht, als er sagte, dass alle versuchten, die beiden zu manipulieren. Warum erzählte ihnen niemand die Wahrheit? Wo stand geschrieben, dass man es nicht durfte?
    - NEIN!-
, schrie es in ihrem Kopf.
- Das bist nicht du. Das ist nicht die Gerechtigkeit, für die du immer gelebt hast -
    Mineshka zog die Schultern zurück und richtete sich vollends auf.
    »Nein!«, rief sie fest entschlossen und löste sich aus Tamins Umarmung.
    Seine Anwesenheit widerte sie an. Sie sah ihm direkt in die Augen und nun war ihre Stimme voller Überzeugung.
    »NEIN! Wenn du Blut sehen willst, mach es selber!«
    Tamins Gesicht verzerrte sich zu einer Maske der Wut. Er stieß sie brutal zur Seite. Sie schlug mit dem Kopf gegen die Wand. »Ich werde mir von dir nicht alles kaputt machen lassen.«
    Mit einer unglaublichen Schnelligkeit hob er den Bogen auf, legte den Pfeil ein und zielte nun selber. Mineshkas Kopf dröhnte, doch mit letzter Kraft warf sie sich gegen ihn. Genau in der Sekunde, als er die Sehne los ließ.
    Der Pfeil surrte durch die Luft und traf sein Ziel. Barshim fuhr zusammen und fand an Cashimaés Mantel gerade noch Halt. Sein Blick nahm etwas Sanftes an.

Weitere Kostenlose Bücher