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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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hilfreiche Geist, wusste, was zu tun war.
    Die Schatten der Nacht krochen hervor und zerschlugen die kläglichen Behausungen der Menschen. Die traurigen Gesichter wurden von der lebendigen Finsternis zerrissen und färbten den Schnee mit einem hellen Rot, das in der Kälte des Winters dampfte. In Dorians Innerem kreischte etwas auf, und für einen Moment war er wie gelähmt. Aber dann strich Sax, sein Schutzgeist, ihm über das Haar und er vergaß.
    Als von dem Städtchen nur noch Trümmer und leblose, reglose Gestalten übrig waren, wanderte er weiter. Die Winterkälte war nicht mehr als ein Ärgernis. Er nächtigte in den Häusern, die er auf dem Weg fand. Wenn jemand Anstoß an seiner Anwesenheit nahm, kamen die Schatten und würgten ihn, bis das Leben aus ihm wich. Sax lachte dann auf seiner Schulter. Aber Dorian lachte nicht. Ein großer, dunkler Fleck füllte ihn aus, wenn er über sich selbst nachdachte. Dann weinte er manchmal. Aber Sax strich ihm über das Haar, und obwohl der Schmerz nicht verging, fühlte es sich an, als sei es richtig so.
    Der Schnee schmolz bald, und ziellos zogen sie durch das Land. Die Schatten folgten ihm an jeden Ort, doch niemand erkannte ihn, denn er hinterließ nur selten Spuren – oder lebende Zeugen. Manchmal zögerte er, aber Sax befahl ihm, den fliehenden Menschen zu folgen und sie aufzuzehren. Seine Schattenkraft sei noch jung und müsse wachsen.
    Dorian gehorchte. Er wanderte durch die Welt, gefürchtet und gehasst. Und doch gab es manche, die zu ihm aufblickten. Selbst nach Jahren der Wanderung hatte sich sein Äußeres nicht verändert, wie es das bei anderen Menschen tat. Er besuchte eine Zaubererakademie, die sich Wolkenfels nannte und hoch in den Bergen lag. Bei vielen Menschen, die dort lebten, fand er in sich eine ferne Erinnerung. Ihre Gesichter waren mit der Zeit breiter geworden, hatten Falten geworfen, die Zähne waren schief und gelb geworden, die Tränensäcke unter den Augen immer aufdringlicher. Sie gingen krummer, waren dick und schwerfällig von schweren Bäuchen geworden oder dünn und klapprig. Er dagegen war so geblieben, wie er damals an diesem einen Tag in der Mine in Steinheim geboren worden war. Jung, kein Kind, aber auch erst an der Grenze zum Erwachsensein. Es gab sogar Frauen, die ihn mit gierigen Blicken betrachteten und sich ihm als Gefährtin anboten. Sax gab ihm keine Befehle, aber aus ihm heraus flüsterte eine blasse Erinnerung, und sie verbot es ihm, sich mit den Frauen einzulassen. Er schickte sie weg und wusste doch nicht, warum, denn sein Körper verlangte nach ihnen.
    Dafür trank und aß er Unmengen, konnte auf jedem Gelage die feinsten Schokoladen trinken und die stärksten Weine und Schnäpse in sich hineinschütten. Sein Körper reagierte nicht darauf wie der anderer Menschen, die am nächsten Morgen mit Kopfschmerzen und wehen Bäuchen erwachten. Auch Sax kannte kein Altern und keine Schwäche. Er blieb bei ihm und veränderte sich genauso wenig wie er. Auch wenn er nicht aß oder trank, sein Körper veränderte sich nicht. Verdursten oder verhungern – etwas, das andere Menschen fürchteten – waren für ihn nur leere Begriffe. Und so, wie die Menschen diese Mängel fürchteten, so fürchteten sie auch ihn.
    Vielleicht deswegen, weil sie ihn fürchteten, gab es immer wieder welche, die ihn herausforderten.
    ***
    Steine knirschten auf der Hauptstraße unter seinen Schuhen. Der Winter blies ihm schneidenden Wind entgegen, und die Wolken hingen tief und weiß wie eine Schneedecke am Himmel. In ihm war eine grenzenlose Müdigkeit, doch er konnte keinen Schlaf finden, wie so oft. Sax wartete im Gasthauszimmer auf ihn.
    Am Ende der Straße erhob sich ein Torbogen. Er kannte ihn. In letzter Zeit war er oft hindurchgegangen, aber auch vorher schon war er hier gewesen. Oft, jeden Tag. So fühlte es sich zumindest an.
    Ein Mann trat aus dem Schatten des Tors und verstellte ihm den Weg. »Nicht so schnell.«
    Aus dem Augenwinkel nahm er weitere Bewegungen wahr. Andere Männer kamen durch Seitengassen, zwei auf der Hauptstraße von hinten.
    Dorian schritt weiter auf das Stadttor zu.
    »Es ist dreißig Jahre her, dass du mit ihr verschwunden bist.« Der Mann mit dem schwarzen Haar und ersten Spuren des Alters im Gesicht stellte sich breitbeinig vor dem Tor auf. »Bist du ein Dämon, der sie getötet und ihre Jugend genommen hat, um nicht mehr zu altern?«
    »Sie?«, fragte Dorian.
    »Lenia.«
    Der Name hallte in seinem Innern nach. Er blieb

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