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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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dass es ihm die Tränen in die Augen trieb.
    »Jetzt ja.« Die Kerzen brannten um sie, und er hielt sie so fest, wie er konnte. »Jetzt ja.«

Kapitel 23:
DER THRON
    Die Männer standen im Halbkreis um das Bordell herum, als es zerfiel. Die Rose über dem Eingang verlor ihre Blätter. Eines nach dem anderen fielen sie zu Boden und wurden mit leisem Klirren zu Staub. Die Wände des Hauses sanken zusammen und schmolzen zu geisterhaften Ruinen. Von den Huren fehlte jede Spur, und die gefallenen Männer im Innern lagen nun statt auf Tischen und Bänken auf erstarrtem Stein. Brakas’ Leichnam lag mit verdrehten Gliedern auf einem Felsvorsprung.
    Vicold kniete neben geschmolzenem Gestein und atmete schwer. »Was haben wir gegessen und getrunken?«
    »Staub und Stein«, sagte Raigar. »Jetzt haben wir jedenfalls genug zu essen.«
    Die Körper der Flammenbeller waren im zerfallenen Schankraum verstreut, und jeder von ihnen konnte einen Mann für eine Woche ernähren.
    Vicold richtete sich mühsam auf und hielt sich die Seite. Etwas musste ihn erwischt haben. »Auch dein alter Freund hat bekommen, was er wollte, nicht wahr?«
    »Er wollte leben.« Raigar wandte den Blick ab, denn er fürchtete, der Leichnam könnte ihn anstarren. »Aber erinnerst du dich noch, was du über die Waagschale sagtest, in der Steinernen Chimäre ?«
    »Als wäre es gestern gewesen, ja.« Vicold winkte die anderen Söldner herüber. »Los. Wir haben aufzuräumen.«
    ***
    Elarides saß auf einem niedrigen Fels und hielt sich die Hand. Der Hund, den er mit dem Speer durchbohrt hatte, hatte sich gewunden und gekämpft. Sein Handgelenk schmerzte, als habe ihm jemand die Hand abreißen wollen. Das traf ja auch zu, aber er war stärker gewesen. Er hatte dem Hund in die Augen gesehen, bis der Blick gebrochen war.
    So, wie auch Raigar es mit Brakas getan hatte. Der Mann, der geschworen hatte, nie wieder einen Mann zu töten, gab also auch nach, wenn es an die letzten Reserven ging. Jetzt waren alle Schwüre plötzlich weit weg, und Reue gab es keine.
    Jetzt würden sie wieder mit den anderen Söldnern reisen. Mit Vicold, der keine Gnade kannte und genau deshalb die Männer anführte.
    Er ließ die Leichen aus der Ruine schleppen. Zur Zählung, zur Plünderung, zu was auch immer. Auch Raigar trug einen Flammenbeller auf den Schultern und lud ihn vor dem Haus ab.
    Aus einem Impuls heraus drehte Elarides sich um.
    In der Häuserruine, an einen Steinzacken gelehnt, stand ein winziges Männchen. Wallendes Rothaar bedeckte seinen ganzen Körper. Es brauchte gar keine Kleidung, vielleicht trug es nicht einmal welche. Das Haar ließ nur die Hände und das Gesicht unbedeckt. Goldene Klammern hielten es um die Arme herum in Form.
    »Zum Gruß«, sagte der kleine Mann.
    »Wer bist du?«, fragte Elarides verdutzt.
    Das kleine Wesen balancierte auf einem schmalen Grat geschmolzenen Steins. Seine Füße waren nackt. »Ein guter Geist, der euch einen Rat geben will. Dir und deinen blutrünstigen Freunden.«
    »Hm«, meinte Elarides. »Ich glaube nicht, dass sie meine Freunde sind. Aber was bist du? Gute Geister passen nicht in dieses Land.«
    »Du kannst mit meinem Ratschlag tun, was du willst. Ich will dir nur helfen.«
    »Dann lass ihn hören.« Er hatte eigentlich etwas anderes erwartet. Nämlich dass er, wenn er hier in der Einöde irgendjemanden traf, nur an seinen Lippen hängen würde. Reden um des Redens willen, wie mit Raigar. Aber jetzt war ihm egal, was der kleine Mann zu sagen hatte.
    »Dieses Land ist böse. Es nimmt eure Träume und eure Ängste und baut daraus tödliche Fallen.«
    »Das haben wir schon selbst bemerkt. Aber danke für die Erinnerung.«
    »Ich wüsste niemanden, der sich so etwas freiwillig antut.«
    »Nein«, sagte Elarides. »Wir tun das hier nicht freiwillig. Aber wir werden den Nigromanten treffen. Darauf kannst du dich verlassen.«
    Der Kleine lachte meckernd, dass die Haarmassen bebten. »Wie viele das schon versucht haben. Schade, dass das Land ihre Leichen genau wie ihre Seelen aufnimmt. Sonst könntest du ihre Gebeine auf den Wegen liegen sehen.«
    »Was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
    »Umkehren. Sofort und alle gemeinsam. Es wird nichts Gutes erwachsen aus eurem Vorhaben.«
    Elarides seufzte. »Wir haben diese Diskussion schon zur Genüge geführt. Mit Leuten, die größer sind als du. Wenn du uns sonst nichts zu sagen hast, verschwinde.« Er trat spielerisch mit dem Fuß nach dem kleinen Wesen, verschätzte sich aber in

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