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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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lief ihm das Rückgrat hinauf.
    »Es ist wohl zu viel verlangt von einem Jungen, das schon zu verstehen.«
    »Wenn du dich selber reden hören könntest.« Elarides rappelte sich auf.
    »Er hat mir keine Wahl gelassen. Du hast gesehen, wie viele Leben er ausgelöscht hat. Du oder ich wären als Nächste dran gewesen.«
    Elarides schüttelte den Kopf. »Ich will das nicht glauben.«
    Raigar lachte künstlich. »Dann ist das dein Problem, nicht meins. Geh weiterschlafen.«
    »Ja. Das ist wohl besser, als deinem Unsinn zuzuhören.« Elarides stapfte davon.
    Minuten später lag er noch immer wach in seinem Schlafsack, die Decken bis zur Nasenspitze hochgezogen. Musste es wirklich so sein? Dass Freunde Freunde umbrachten? Hatte Raigar vielleicht recht damit, dass die Zeiten sich so ändern konnten und die Menschen damit auch?
    Er entschied sich für Nein . Er war jung, das stimmte. Raigar hatte dreimal so viel Lebenszeit hinter sich wie er. Aber niemand sagte, dass das von sich aus etwas Gutes war. Es hieß, dass mit dem Alter die Weisheit kam, aber mit ihm kamen auch Verbitterung und Angst vor allem, was die Alten nicht seit jungen Jahren kannten.
    Er war jetzt allein. Wieder mal.
    ***
    Am nächsten Morgen meldete er sich als Späher. Es war ein guter Vorwand, um sich von den anderen fernzuhalten.
    Auch der andere Junge, Adler, betätigte sich als Kundschafter, sie teilten sich auf und führten den Zug auf den Flanken an. Alles blieb ruhig – bis zum Abend.
    Elarides erklomm einen Hügel aus geschwärztem Stein, seine Beine schmerzten vom Marsch des Tages. Die letzten Sonnenstrahlen blendeten ihn, und er beschirmte seine Hand.
    Vor ihm lag etwas, das nicht ins Schattenland gehörte. Auf der dunklen Erde standen Bäume. Ihre Wurzeln ragten aus Fugen im Gestein, und an ihren Zweigen und Ästen wuchsen grüne Blätter. Erst standen da nur wenige Bäume, aber in der Ferne reihten sie sich immer dichter aneinander, bis man nicht mehr zwischen ihnen hindurchblicken konnte.
    Adler trat an ihn heran. »Du siehst sie auch, oder?«
    Elarides ging voraus und näherte sich vorsichtig einem Baum, als könnte der verschwinden. Er tastete über die Borke. Sie war rauh und uneben. Dann zupfte er ein Blatt von einem der Äste: saftig grün und in der Form eines Herzens. Er kannte diese Bäume aus dem Südreich, nur ihren Namen wusste er nicht.
    »Ich gehe den anderen Bescheid sagen«, verkündete Adler.
    Elarides nickte und ging weiter voran, wo die Bäume dichter standen.
    Ein feiner, herber Geruch von Wiesen und von Wäldern wehte herüber. Die Blätter der Baumkronen raschelten im leichten Wind.
    Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder hatten sie den einzigen Fleck im Schattenland gefunden, der noch nicht von Dunkelheit verseucht war, oder hier wartete der nächste Albtraum auf sie.
    Der Boden unter seinen Füßen wurde mit einem Mal weicher. Die Erde nahm eine braune Farbe an, wie man sie von Erde kannte.
    Gräser und Farne mischten sich dazwischen, und die Bäume formten mit ihren Blättern ein Dach über ihm.
    Durch den Wald schallten Rufe zu ihm. Dunkle Stimmen, die panisch klangen, dazwischen dröhnte Donner. Aber nicht wie der Donner von Unwettern, sondern wie von Kanonen. Die ganze Erde vibrierte unter seinen Füßen. Alle paar Sekunden kam ein neuer Stoß, und dann flammte ein helles Licht zwischen den Bäumen auf.
    Laub und Farne raschelten hinter ihm wie von hastigen Schritten. Er drehte sich um. Ein Schemen raste auf ihn zu und sprang ihn an. Er hob noch die Arme zum Schutz, aber die Wucht des Aufpralls riss ihn zu Boden. Er kam auf der weichen Erde auf, nur sein Ellenbogen schrammte über eine Wurzel.
    »Runter, verdammt!«, zischte eine Stimme. Ein junger Mann in Reisemantel kauerte neben ihm im Unterholz. Er trug ein Schwert in der Hand, und sein Blick ging in Richtung des Donnerns und der Lichter. »Bist du mit Raigar hier?«
    »Raigar«, keuchte Elarides. »Ja.«
    Wer war dieser Mann? Zu den Söldnern gehörte er jedenfalls nicht.
    »Ja«, sagte Elarides. »Du kennst Raigar?«
    »Machst du dich über mich lustig?« Der andere runzelte die Stirn. Hinter ihm erklang ein weiterer Donnerschlag, der die Erde erzittern ließ. »Pass auf, sie sind früher gekommen, als dieser Graf gedacht hat.«
    Elarides sah ihn fragend an. Er war vielleicht etwas vorschnell, aber wenn der andere Raigar kannte – gekannt hatte, bevor das Schattenland ihm den Verstand genommen hatte –, dann konnte er nicht der übelste Bursche sein.
    »Warst

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