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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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Das Piratenpack soll lernen, wie man bei uns die Schwerter schwingt.«
    Seine Gedanken überschlugen sich. »Warte. Wenn du jetzt da runtergehst, kriegen sie dich!«
    Sie drängte sich an ihm vorbei und rutschte die Böschung hinunter. »Du warst auch schon mal mutiger.« Sie lächelte ihn an, Sand stob um ihre Füße auf. Seine Gedanken gefroren und überlagerten das Bild, das sich ihm bot, mit einem anderen. Seine Mutter, wie sie stürzte. Und dann wurde es auch schon Wirklichkeit.
    Auf halbem Weg knickten ihre Beine ein. Sie krümmte sich nach vorn und rollte die Schräge hinunter.
    Raigars Denken stand noch immer still, aber sein Körper gehorchte einem Impuls. Er stürzte ihr hinterher, und bei jeder Bewegung spürte er, dass er sie schon einmal vollführt hatte. Er kam bei seiner Mutter am Rand des Schlachtfelds an. Ihr Körper lag auf der Seite, die Waffe war ihr aus der Hand geglitten, und ihre Finger bohrten sich ins Erdreich. Raigar drehte sie um. Im Bauch steckte ein metallener Armbrustbolzen. Seine Mutter verzog schmerzerfüllt das Gesicht. »Der hat gesessen … Verdammter Bastard von einem Schützen.«
    Raigars Hände gehorchten ihm nicht mehr. Sie zitterten am Schaft des Bolzens entlang, als müsste er das Eisen noch einmal erspüren, um zu begreifen. »Ich bringe dich in Sicherheit«, hörte er sich selbst sagen. Worte, die er schon einmal gesprochen hatte.
    Seine Mutter auf dem Arm, kämpfte er sich zurück die Böschung hinauf in den Wald. Das Geschehen lief um ihn herum ab wie ein Schauspiel auf der Bühne. Er selbst sah zu und war gleichzeitig der Hauptdarsteller. Er tat jeden Atemzug noch einmal.
    ***
    Das Wasser brandete gegen den dunklen Fels unter ihm, und ein Schauer aus winzigen, kühlen Tröpfchen ging auf ihn nieder. Die Sonne, halb versunken hinter dem Horizont, zeichnete rote Flecken auf das Wasser, die aussahen wie Blutlachen. Ob das hier auch das Ende des Schattenlands war? Oder war hier gar kein Wasser, sondern nur eine tödliche Schlucht?
    Elarides hielt sich an einem scharfkantigen Felsen fest, um nicht zu stürzen.
Der junge Brakas deutete auf den mächtigen Schiffsrumpf voraus. »Schaffst du es, bis dorthin zu schwimmen?«
    Elarides maß mit den Augen die Entfernung. Zwanzig Meter, wenn sie direkt hier ins Wasser sprangen. So weit konnte er schwimmen, aber bisher hatte er es nur in stillen Gewässern geübt.
    »Raigar vertraut auf uns«, sagte Elarides.
    »Er ist der beste Mann hier.« Brakas öffnete seinen Mantel und legte ihn ab.
    Schreie und das Klirren von Stahl klangen aus der Nähe herüber, aber die Felsen verdeckten das Schlachtfeld.
    »Woher kennst du ihn eigentlich?« Elarides streifte seine Schuhe ab.
»Aus der Schlacht um Felsentor. Er rettete mir das Leben, und ich ihm seins. So haben wir es bisher immer gehalten. Oder, sagen wir, so hat es sich einfach ergeben.«
    Elarides hielt inne. »Ja, er ist der beste Mann.« Aus seinem Mund klang es nicht echt.
    »Wir klettern die Ankerkette hoch, und auf dem Schiff brauche ich nur einige Augenblicke, um meine Kraft zu sammeln. Dann wird es von Bug bis Heck lichterloh brennen.«
    Elarides stellte sich an den Rand der Felsklippe. Wasser spritzte gegen seine nackten Füße. Seine Nackenhaare stellten sich auf beim Gedanken an das kalte Wasser.
    Raigar, der echte Raigar, war sicher mit Vicold schon auf dem Weg hierher. Vielleicht konnte er noch etwas verhindern.
Er setzte einen Fuß in die Luft, und sein Magen drehte sich um. Dann sprang er.
    Das Wasser war viel kälter, als er befürchtet hatte, und das Eintauchen eine Qual. Bei jedem Schwimmzug schlotterte er am ganzen Körper. Das Wasser war so tiefschwarz, dass man kaum den eigenen Körper unter der Oberfläche ausmachen konnte. Und was darunter in der Finsternis war …
    Er näherte sich langsam dem Schiff und hielt den Blick auf die Ankerkette gerichtet. Jetzt waren es nur noch fünf Meter. Brakas schwamm neben ihm, und die Wellen der dunklen Fluten trieben ihn hin und her. »Fast da«, keuchte der Zauberer.
    Hinter dem Schiff, auf einem felsigen Sandstrand, tobten die Kämpfe. Mann gegen Mann, viele gegen viele, und Heckenschützen ließen Armbrustbolzen durch die Luft sirren. Eine Kanone dröhnte, dass es in Elarides’ Ohren pfiff, und eine Stelle am Strand explodierte in einer Sand- und Kieswolke. Zwei Körper flogen durch die Luft. Einer zappelte noch, dem anderen fehlten ein Arm und ein Stück aus dem Torso, und er stürzte in den Sand.
Eine große Welle rauschte

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