Magie der Schatten: Roman (German Edition)
daneben.
Elarides legte beide Hände um den Griff des goldenen Schwerts und zog es heraus. Vicold wand sich am Boden.
Das Schwert war warm an den Händen wie ein Sommerwind, und so leicht, als bestünde es nur aus Holz. Elarides schwang es, und scharf wie eine Rasierklinge zerteilte es Brakas’ Fesseln. Der Zauberer sah ihn ungläubig an.
Dann kamen die anderen zwei Männer. Der mit dem Säbel ging sofort auf Elarides los, aber der schwang seine eigene Waffe gegen die des Angreifers. Ohne Widerstand ging die goldene Waffe durch den Stahl. Die Klinge brach, und das goldene Schwert riss dem Piraten ein blutiges Stück aus der Schulter. Elarides setzte die Klingenspitze kurz auf den Boden und holte Schwung mit einem Vorwärtsschritt, dann zog er die Klinge in einem Bogen nach oben. Die Waffe ging durch den Körper des Mannes, und seine Gestalt zerfiel. Zahllose Splitter aus Finsternis klirrten wie schwarzes Glas auf den Boden. Es war nur ein Traum.
Der zweite Mann schlug ein Kurzschwert direkt neben Brakas in die Reling. Der Zauberer drehte sich weg und richtete seine rechte Hand auf die Brust des Mannes. Eine meterlange Flammenzunge fauchte hindurch und ließ nur ein schwarz verbranntes Loch in Hemd und Fleisch zurück.
Etwas packte Elarides am Knöchel. Er ruderte mit den Armen und stürzte rücklings aufs Deck. Vicold kroch zu ihm heran, in der erhobenen Hand das Entermesser.
Elarides schüttelte den Kopf. »Nein.«
Wieder schwang er Marduks Schwert. Die Klinge peitschte durch Vicolds Körper, und sein Gesicht zerbrach in schwarze Scherben. Der Rest des Körpers folgte.
»Los.« Brakas stand breitbeinig über dem Mann, den er besiegt hatte, die Hände vor der Brust verschränkt. »Ich weiß nicht, wie du das gemacht hast, aber jetzt kommt mein Teil. Verschwinde.« Auf seiner Handfläche bildete sich ein Feuerball.
Elarides rappelte sich auf. Das Schwert in seiner Hand zerfloss in der leeren Luft, wie goldener Honig in Milch zerfließt. Es wurde zu einem goldenen Nebel, dann verschwand auch der, und seine Hand war leer.
Er rannte zum Steg, der aufs Land führte. Hinter ihm stieg eine Andeutung von Hitze auf. Direkt vor ihm waren die beiden Piraten, die zwischen sich Raigar heranschleppten.
Als er den Fuß auf den Strand setzte, explodierte hinter ihm die Welt. Eine Druckwelle stieß ihn nach vorn. Kies und Felsen warfen einen Widerschein des Feuers zurück.
Er lag bäuchlings im Kies, und Hitze fegte über ihn hinweg. Mühsam drehte er sich auf den Rücken.
Das gesamte Schiff brannte lichterloh. Bis knapp über die Wasseroberfläche tanzten die Flammen. Aus den Kanonenluken stürzten sich brennende Gestalten ins Wasser, andere sprangen von Flammen eingehüllt von Deck. Die Segel brannten fast so hoch wie der Himmel. Es knisterte und knackte, und der Wind trug die Hitze zu ihm.
Das Schiff musste sehr bald in sich zusammenfallen wie ein Gerippe. Aber es geschah etwas ganz anderes. Der Strand unter ihm veränderte sich. Aus Dünen und Kies wurde schwarzer Stein. Kämpfende Männer zerfielen zu schwarzen Kristallsplittern. Elarides drehte sich in alle Richtungen. Die Bäume des Walds knickten ab, brachen krachend zur Seite weg und entblößten statt Waldboden dunklen Fels.
Als er sich umdrehte, sank das Schiff unter die Wellen, als habe die Hand eines Meeresriesen es gepackt und zöge es unter Wasser. Die brennenden Segel tauchten unter, und dampfend verloschen die Feuer.
Es dauerte nur Sekunden, dann lag um sie herum wieder das öde Land aus Felsen und Dunkelheit.
Aber was blieb, war das Wasser. Die Felsen bildeten eine Steilküste mit unnatürlich langen Felszungen. Dazwischen ging es hundert Schritt in die Tiefe, hinab zu den pechschwarzen Wellen.
Er ging zu Raigar hinüber. Der große Krieger lag auf dem Bauch und rührte sich nicht. Tot konnte er nicht sein, oder? Eben war er noch von den beiden Piraten herangeschleppt worden. Er stieß dem Riesen mit der Fußspitze an die Schulter.
Die restlichen Söldner blickten verwirrt drein. Manche waren allerdings nicht mehr aufgestanden, wie es schon bei der Felsrose gewesen war. Der kleine Rest sammelte sich humpelnd und geschwächt um Vicold. Vicold, der echte Vicold. Er lebte also noch.
Elarides wandte sich zu den Klippen um. Auf dem Stein erhob sich ein Thron aus Dunkelheit und Schwärze, wie er in dieses Land passte, und auf dem Thron saß ein junger Mann.
Elarides schüttelte den Kopf. War das der nächste Traum? War alles hier nur ein einziger Traum
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