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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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einen ausgeruhten Wachmann vor Ort zu haben.
    Raigar hielt den Wintermantel mit der eisernen Faust zusammen, und trotzdem fuhr der Wind bitterkalt darunter bis auf seine Haut. Er grüßte einige Männer, an denen er vorüberkam. Sein Platz abseits am Waldrand schien unbesetzt zu sein, obwohl noch mindestens ein anderer dort stehen müsste. Aber die Bäume warfen tiefe Schatten und konnten viel verbergen.
    Er sah sich nach allen Seiten um. Schon fast an den Bäumen angekommen, stieß er mit dem Stiefel gegen etwas Hartes. Es gab ein dumpfes Geräusch. Seine Laterne beleuchtete einen am Boden liegenden Körper. Ein Söldner in schmutzig braunem Gewand. Er regte sich nicht mehr, und in seinem Hals klaffte eine Wunde, aus der beständig Blut unter seinen Kopf rann. Die gesamte Haut des Halses war schwarz verbrannt.
    Er ging vorsichtig weiter zwischen die Bäume.
    Da erschien weiter vorn in der Dunkelheit ein Lichtpunkt. War das eine Laterne?
    »Was ist hier los?«, fragte Raigar und hielt den Atem an.
    Das Licht bewegte sich auf ihn zu, erst langsam, dann immer schneller.
    Aus dem einzelnen Lichtpunkt wurden zwei Schlitze, die an Augen erinnerten. Ein drittes Licht zeigte sich darunter. So hell, dass es die Gestalt eines vierbeinigen Tiers enthüllte. Das Licht strömte aus der Schnauze.
    Raigar entließ den angehaltenen Atem in einem Schrei. »Flammenbeller!«
    Er rannte los, aber ein Blick nach hinten zeigte ihm, dass die magische Bestie mit unfassbarer Geschwindigkeit aufholte. Er drehte sich um und schleuderte die Laterne.
    Klirrend zersplitterte das Glas an der Schnauze des Tiers. Funken regneten über das Geschöpf und perlten an ihm ab wie Wassertropfen. Glassplitter bohrten sich in den Kopf. Aus einem der brennenden Augen schwand der Schein, und die Bestie brüllte auf. Ein handbreiter Splitter ragte aus dem Auge. Der Flammenbeller riss sein Maul noch weiter auf. Die Feuer schlugen heraus wie aus einer Esse, und eine Kugel aus gleißendem Weiß bildete sich.
    Raigar warf sich in einer Vorwärtsrolle auf den Boden. Die Kugel aus Glut raste über ihn hinweg und überzog seinen Rücken mit einem Hitzeschauer. Prasselnd brannte sich das Feuer durch den Stamm einer Weide. Fast bis zur Gänze durchschlagen, stürzte der Baum zur Seite, während die Flammenkugel vor dem Nachthimmel verlosch. Raigar verschaffte sich an dem noch glühenden Baumstumpf Schwung und rutschte unter dem stürzenden Stamm hindurch. Er kam knapp dahinter zu liegen. Äste und Zweige rauschten zu Boden. Das Biest sprang mitten hindurch und fegte die letzten Blätter herunter. Raigar nahm hinter dem Rücken mit der eisernen Faust Schwung und schlug nach oben. Der Handschuh prallte gegen den Hals des Tiers und schlug ihm die Kiefer zusammen. Feuer und zerstoßene Zähne spritzten aus seinem Maul. Durch den ganzen Körper ging ein Ruck, und statt auf allen vieren zu landen, knickte der Flammenbeller auf einem Lauf um und rollte über den Leichnam des von ihm ermordeten Mannes. Doch schneller, als Raigar blicken konnte, stand das Tier wieder aufrecht. Hinter ihm rückten Lichter vom Hof her näher. Söldner mit Laternen. Söldner mit Schwertern. Söldner, die erst eintreffen würden, wenn der Flammenbeller ihn bereits in Stücke gerissen hatte.
    Doch noch etwas anderes fiel Raigar ins Auge. An der Seite des getöteten Mannes funkelte der Stahl einer Klinge.
    Raigar rannte auf den Leichnam und damit auf den Hund zu. Zu spät erkannte er das weiße Feuer im Rachen. Eine Kugel aus höllischer Hitze fegte auf ihn zu. Er riss den Kampfhandschuh hoch. Weiße Flammen arbeiteten sich zwischen den Fingern hindurch, und aus höllischer Hitze wurde höllischer Schmerz. Das Metall um seinen Arm glühte von einem Moment auf den anderen rot. Der Schweif des Geschosses zog an der haarlosen Seite seines Kopfs vorbei.
    Fluchend riss er sich den Handschuh herunter. Blut troff von seinen Fingerspitzen, und Hautfetzen hingen herunter. Die Haut wäre beinahe mit dem glühenden Metall verschmolzen.
    Er warf noch einen Blick auf das Schwert am Boden. Meter entfernt. Zu spät.
    Der Flammenbeller sprang ihn an.
    Die Vorderpfoten rammten gegen seine Brust, und das Gewicht des Tiers stieß ihn gegen einen Baumstamm. Vor ihm klaffte das Maul blendend hell auf. Gestank von Schwefel und Asche. Raigar umschloss die Kiefer oben und unten mit einer Hand und drückte. Ein Bein winkelte er an und stemmte es gegen den Baumstamm, um Halt zu haben. Der Flammenbeller grollte, und beißende

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