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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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Geschichte.«
    »Wollt ihr vielleicht etwas kaufen?« Der Mann breitete die Arme aus und umfasste damit seine ausgebreiteten Waren.
    »Tut mir leid, wir müssen weiter.« Nairod zog Lenia mit.
    »Schweinebande.«
    Sie gingen auf der Marktstraße an Schmuckständen und kleinen Bäckerbuden vorbei. Lenia machte sich los. »Was sollte das? Wir hätten noch fragen sollen, wo sich nun das Haus von Ariman befindet, oder nicht?«
    »Das sollten wir von jedem beliebigen Händler auf dem Markt erfahren, wenn dieser Mann wirklich so bekannt ist.«
    »Schau mich an.«
    »Hm? Ja, ich habe in der Nacht wieder das Buch studiert. Na und? Hat das irgendetwas hiermit zu tun?«
    »Nein.« Lenia lächelte schwach und blickte an ihm vorbei. »Wahrscheinlich nicht. Lass uns fragen, wo wir Ariman finden können.«
    ***
    Es gab Häuser unten zu ebener Erde, meist Wohnungen von Bürgern, kleineren Händlern und Gesinde. Es gab auch Häuser auf der Hügelkuppe, mehrstöckige Riesen mit blütenweißer Fassade. Aber am steilen Hang selbst befand sich nur ein einziges Haus. Nairod stand an seinem Zaun.
    Auf der talwärtigen Seite stützte ein mehrere Meter hohes Fundament das gesamte Grundstück, so dass nicht nur das Haus, sondern auch der gewaltige Garten völlig eben war. Im Vergleich zu den steilen, den Hügel hinaufführenden Straßen wirkte es seltsam. So, als wäre etwas Falsches daran, wie es im Raum hing.
    Der Hügel habe sich im Laufe der Jahre verschoben, hatte er auf dem Marktplatz aufgeschnappt. Als Ariman das Haus hatte errichten lassen, sei diese Stelle noch eben und Teil der Hügelkuppe gewesen. Doch Verschiebungen des Gesteins hätten seine Lage verändert. Arimans Berater hätten ihm empfohlen, umzuziehen, aber er habe darauf bestanden, bis zu seinem Tod in diesem Haus zu bleiben.
    Nairod kniff die Augen zusammen. Sein Geist verlangte nach Schlaf, aber den würde er erst später bekommen.
    »Es ist wirklich ziemlich groß«, meinte Lenia.
    Das Gebäude bestand nur aus zwei Stockwerken, aber die zogen sich in zwei gewaltigen Flügeln über das Grundstück. Umgeben wurden sie von einer unnatürlich perfekten, smaragdgrünen Grasfläche. Darauf standen Springbrunnen mit Drachenfiguren als Wasserspeiern, mannshohe Sockel mit weißmarmornen Frauenstatuen und Hecken, die so punktgenau in Form geschnitten waren, dass sie aus einem Lehrbuch über geometrische Objekte hätten stammen können.
    »Und es sieht mir weniger nach dem Heim eines verschrobenen Kauzes aus als nach dem eines reichen Angebers.« Nairod ging am Zaun entlang.
    »Was würdest du tun, wenn du ein verschrobener Kauz wärst und einen anderen Eindruck erwecken wolltest?«
    »Ich bin kein verschrobener Kauz.«
    »Nein?«
    Nairod knurrte. »Du meinst, das Ganze ist nur Tarnung?«
    »Die Wächter sind wahrscheinlich sogar mehr als nur Tarnung.«
    In regelmäßigen Abständen zogen hinter dem Grün der Hecken Schatten vorbei, und vor der Front des Anwesens gab es Männer und Frauen, die auffällig immer wieder die gleichen Strecken abgingen, ohne dabei einer besonderen Tätigkeit nachzugehen.
    »Ja, die Wächter. Über die habe ich mir auch schon Gedanken gemacht.« Nairod riss sich vom Gitter los.
    »Wieso?«, fragte Lenia. »Sie werden dich ja wohl nicht gleich festnehmen, nur weil du vor Arimans Anwesen auftauchst.«
    »Sie werden mich gar nicht zu sehen kriegen.«
    »Wie meinst du das?«
    Er schwieg und drehte sich in Richtung der Stadt, die unter ihnen lag. »Komm, wir sollten hier weg.«
    »Nairod, wie meinst du das?« Sie blieb stehen. »O nein. Bitte nicht.«
    Er ging weiter.
    ***
    Bei Sonnenuntergang saßen sie auf einer Bank vor einem Gasthaus.
    Lenia rührte ihr Essen nicht an. Dampf stieg von dem heißen Fladenbrot auf, das in Öl getränkt und mit einer Kräutercreme gefüllt worden war. »Du willst einbrechen. Schon wieder.«
    Nairod sah zur Seite. Nur ein altes Ehepaar saß noch auf ihrer Bank. »Nicht so laut.« Er schnitt sein Brot klein.
    »Ich kann das nicht glauben. Du könntest mit diesem Mann reden wie ein gewöhnlicher Mensch. Vielleicht könnte er dir helfen, vielleicht weiß er etwas, was du nicht weißt.«
    »Genau das bereitet mir Sorge. Er weiß ganz sicher etwas, das ich nicht weiß. Stell dir vor, wie viel Zeit er schon über dem Buch verbracht haben muss. Wie leicht er mich mit seinem Vorsprung an Wissen betrügen könnte.« Er steckte sich ein Stück des Fladenbrots in den Mund, und die Kräutercreme zerging heiß und würzig auf seiner

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