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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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Hinweis auf Verfolger ausblieb. Eine Woche verging ereignislos, dann noch eine. War der Tross die ersten Tage noch im Wald gereist und hatte die Straße durch Späher im Auge behalten, so reisten die Männer jetzt sämtlich auf der Straße. Lediglich zwei, drei blieben immer zurück und beobachteten, wer die Straße außer ihnen noch benutzte. Raigar meldete sich gerne für diesen Dienst – unter den Söldnern gab es niemanden, der mit ihm zusammen im Osten gedient hatte und mit dem er auf irgendeine Art verbunden gewesen wäre. Es wurden Witze gerissen, die er nicht verstand, und die Hälfte der Krieger scharte sich ohnehin um Vicold. Mehr von ihnen trugen jetzt Waffen hinter den Gürteln, die sie den Kutschenwächtern zu verdanken hatten. Scharfe Schwerter aus einer Adelsschmiede. Waffen, die, selbst ohne viel Geschick geschwungen, mit einem Streich den Tod bringen konnten. Raigar hielt sich von ihnen fern.
    Nur an den Abenden saßen sie alle zusammen und hatten Hoffnung in den Augen.
    Bis zu diesem einen Abend.
    ***
    Die Ställe eines Bauern boten ihnen Unterschlupf, und Raigar hatte sich zusammen mit anderen den Kuhstall ausgesucht. Er saß abseits an einen Pferch gelehnt, zusammen mit der Geisel. Die restlichen Söldner hatten die Augen schon längst geschlossen, und ihr Schnarchen vermischte sich mit dem regelmäßigen Muhen der Kühe.
    In seiner Hand hielt Raigar das Buch des Jungen. Es erzählte von den Abenteuern eines heldenhaften Recken. Marduk war ein Ritter, der seine viel zu schwere Eisenrüstung nie ablegte, keine Angst kannte und nie den Abort aufsuchen musste. Jedenfalls wurden diese Teile seines Lebens in der Erzählung ausgespart. Er lieferte sich atemberaubende Gefechte mit Raubrittern und bösartigen Zauberern, die keinen anderen Lebenszweck zu haben schienen, als einfach bösartig zu sein und gegen Ritter Marduk anzutreten.
    Raigar legte das Buch nach der letzten Seite beiseite. Offenbar gab es noch mehr Geschichten über den strahlenden Helden.
    Auf dem hölzernen Umschlag zeigte ein Schnitzwerk den Krieger umgeben von finsteren Gestalten, die zwischen den Baumstämmen eines Waldes lauerten. Raigar lächelte.
    Der Junge saß neben ihm an der Wand, auf einem kleinen Strohhaufen.
    Raigar hatte oft mit ihm gesprochen, so, wie ein einsamer Mann zu unsichtbaren Freunden oder zu Gott sprechen mochte. Gedanken, Eindrücke, Sinnloses.
    Jetzt setzte er sich neben ihn und hielt ihm das Buch hin. »Ich musste dabei daran denken, wie wir im Wald gesessen und auf euch gewartet haben. Seltsam, nicht?«
    Keine Antwort, wie immer. Mit demselben hohlen Blick, mit dem der Junge alles und jeden ansah, fixierte er auch den Buchdeckel. Schließlich kamen seine gefesselten Hände hoch und nahmen Raigar das Buch aus der Hand.
    »Du warst das«, sagte er leise. Die Haut an den Handgelenken um die Fesseln war aufgeschürft.
    »Du sprichst?« Raigar betrachtete ihn. Sein einst blondes Haar war jetzt hellbraun vom Fett, das sich in den letzten Tagen darin gesammelt hatte, und es klebte ihm wie eine lederne Kappe am Schädel.
    Der Kleine gab keine Antwort. Nur ein heftiger Wind heulte von draußen durch Lücken in der Bretterwand herein.
    Du warst das.
    »Was war ich?«, fragte Raigar.
    Der Junge legte nur das Buch in seinen Schoß.
    Raigar deutete auf den Buchdeckel. »Sind wir das, da vorne drauf? Die schwarzen Männer ? Und du bist Ritter Marduk?«
    »Marduk hätte euch alle besiegt«, sagte der Junge mit leiser Stimme.
    »Hm. Dazu hätte er aber aus dem Buch steigen müssen.«
    Lange starrte der Junge auf einen Punkt an der gegenüberliegenden Wand, als könnte er hindurchblicken, auf etwas anderes dahinter. »Aber die Männer meines Vaters werden kommen. Oder die des Kaisers.«
    »Sie sind bereits auf dem Weg, Junge. Aber nicht, um dich zu holen und zu befreien, sondern einfach, um uns zu töten.«
    »Dazu müsst ihr ihnen einen Grund gegeben haben.«
    Raigar zog seinen Beutel zu sich heran. »In deinem Buch haben die Bösewichte auch keinen Grund gebraucht, um Marduk ans Leben zu wollen.«
    Der Junge sah ihn an mit dem Blick eines Henkers. »Aber ihr seid die Bösewichte, nicht die Männer des Kaisers.«
    Raigar nahm aus seinem Gepäck das unglückselige Schwert des Wüstenfeldzugs. »Also bin ich ein Bösewicht. Aber ich habe vor nicht einmal einem halben Jahr unter Kaiser Weider in den Öden im Osten gekämpft. War ich damals auch schon ein Bösewicht?« Er hielt dem Jungen das Schwert hin, so dass er das Symbol

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