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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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Hitze streifte Raigars Hände und sein Gesicht.
    Das Maul des Tiers zitterte.
    In Raigars verletztem Unterarm rissen die Muskeln. Er drückte weiter. Er schrie und sah nichts mehr außer dem tödlichen weißen Leuchten im Maul des Tiers.
    Es krachte.
    Die Kiefer und das Genick des Untiers brachen. Schlaff sackte es an ihm herunter. Raigar sank mit ihm zu Boden, die Hände im schwarzen Fell der Kreatur verkrallt. Das eine Auge, das in die Nacht starrte, verglühte langsam. »Tut mir leid, Kleiner.«
    Eine Armada aus Laternenfeuern näherte sich ihm. »Was war das?«, rief irgendjemand.
    »Der Tod«, sagte Raigar. »Und ich fürchte, er ist nicht allein gekommen.«

Kapitel 12:
DER GOLDNARR
    Der Tonwarenhändler machte bei der Aussicht, noch einen zweiten Reisenden mitnehmen zu müssen, zuerst ein verdrossenes Gesicht, aber dann ein erfreutes, als er erkannte, dass er nun zwei Nachtwächter hatte.
    Sieben Tage dauerte die Reise noch, und an zweien davon machten sie Station in kleinen Dörfern. Nairod und Lenia mussten die Töpfe abladen und für mögliche Kunden sichtbar aufstellen. Dafür, versprach der Händler, müssten sie diese Aufgabe in Weißhügel nicht mehr übernehmen und dürften schon am Stadttor ihrer Wege gehen.
    Am Ende der Woche kam eben jenes Tor in Sicht, dreimal so hoch wie das in Felsmund und auch dreimal so breit. Die Wagen und Menschen, in deren Flut sie sich treiben ließen, strömten hindurch. Jenseits des Tores ragte das Wahrzeichen der Stadt auf: eine Anhöhe, die in Richtung Stadtmitte anstieg und die Häuser darauf heraushob.
    »Im Winter liegt Schnee auf den Dächern, dann sieht man aus der Ferne nur einen weißen Hügel«, sagte der Händler und drehte sich zu ihnen auf der Ladefläche um. »Für euch ist die Reise hier zu Ende. Gutes Gelingen weiterhin, wo auch immer euch euer Weg hinführt.«
    Sie beeilten sich, von dem Wagen herunterzukommen, und kurze Zeit später standen sie mitten in der Menschenmenge, die durch die breiten Straßen strömte. »Das ist kein Vergleich zu Felsmund«, sagte Nairod beeindruckt. »Ich dachte, wir könnten einfach an eine Haustür klopfen und fragen, wer dieser Ariman ist. Aber bei einer Stadt dieser Größe kann man wohl kaum erwarten, dass die Leute einander beim Namen kennen, geschweige denn …«
    Lenia war verschwunden.
    Nairod drehte sich um. Seine Begleiterin kniete am Straßenrand neben einem ausgerollten Teppich, auf dem ein bärtiger Mann saß. Um ihn standen metallene Wasserpfeifen von der Größe einer Faust bis zu der eines erwachsenen Mannes.
    »Wir haben kein Geld, um uns so etwas zu kaufen.« Nairod sah Lenia streng an.
    »Er weiß, wer Ariman ist und wo wir ihn finden können.«
    »Was?« Nairod trat näher heran.
    »Sicher.« Der Mann paffte Rauch in die Luft. »Jeder kennt den Goldnarren. Wir nennen ihn so, weil er ein verschrobener Narr ist, der niemals einen Schritt vor die Tür seines Hauses setzt. Aber in dem Haus, tja, da lagert er genug Gold für drei kommende Generationen. Seine Geschäfte erledigen längst Unterhändler für ihn, und bestimmt betrügen sie ihn und seinen umnachteten Geist gründlich. Aber sein Vermögen ist so immens, dass er trotzdem sein Lebtag mehr als genug haben wird.«
    »Das klingt, als würde er in einem unterirdischen Bunker hausen und nicht in diesem Hexenkessel.«
    »Bitte, bitte …« Der Mann sog an einer Pfeife. »Mehr Kundschaft, mehr Geld. Aber, ja, er wohnt tatsächlich noch hier. Empfangen wird man nur noch von seinen Stellvertretern, aber auch er selbst wird alle paar Wochen hinter den Fenstern gesehen.«
    »Wie lange wohnt er schon hier?«, fragte Lenia.
    »Länger als die meisten. Er hat die Stadt mit aufgebaut oder sie zumindest zu dieser Handelsblüte geführt. Damals war er noch gerissen, habe ich gehört. So ist er an sein ganzes Gold gekommen. Irgendwann hat sich dann sein Hirn zur Ruhe gesetzt.«
    »Klingt interessant«, sagte Nairod. »Aber gibt es ganz sicher nicht noch einen zweiten Ariman in der Stadt?«
    Der Mann schlug sich auf die Schenkel und lachte. »Jede Stunde kommen und gehen hundert Menschen durch die Stadttore. Ob nicht irgendwo darunter ein zweiter Ariman ist, dafür kann ich nicht garantieren. Aber wenn ihr den Namen Ariman in Verbindung mit Weißhügel gehört habt, dann kann es sich eigentlich nur um unseren lieben Goldnarren handeln. Weswegen wollt ihr denn zu ihm?«
    Lenia öffnete den Mund, da nahm Nairod sie rasch am Arm. »Das ist eine lange

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