Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
Vom Netzwerk:
sich und öffnete ihn. »Oooh«, machte sie und hielt eine der kleinen Kugeln zwischen den Fingern hoch. »Honiggebäck. Und was für welches. So etwas gibt es in Felsmund überhaupt nicht.«
    »Das ist nur, weil … dir fehlt doch deine geliebte Akademie, schon seit einer Woche, und … tja, wegen mir.«
    »Aber dann kann ich das nicht annehmen. Ich habe doch meine Bücher immer dabei und habe unterwegs alles nachgeholt. Eigentlich bin ich meinen Klassenkameraden sogar schon weit voraus, glaube ich.« Sie legte die Praline wieder zurück.
    Nairod hob abwehrend eine Hand. »Nimm sie einfach. Die Pralinen sind schon bezahlt, und … na los, nimm sie schon.«
    »Na gut. Danke.« Sie lächelte mit einem Anflug von Unsicherheit. »Dann probiere ich gleich eine.« Sie nahm eine der kleinen Kugeln und biss hinein. Einen Moment lang kaute und lutschte sie. Im nächsten Moment zog sie das Gesicht zusammen und spuckte die Praline aus. »O Mann. Das ist einer von deinen Scherzen.«
    »Ein Scherz?«
    »Du siehst mich ja lachen, oder? Ha, ha.«
    »Die Pralinen sind gut. Sie waren teuer genug. Du hast vielleicht nur eine komische Geschmacksrichtung erwischt, es gab da ziemlich viele.«
    Sie sah ihn zweifelnd an. »Es hat nicht komisch geschmeckt, sondern einfach nur bitter.«
    »Dann nimm noch eine.« Er griff selbst in den Beutel und nahm sich einen der Sterne, die nach Mandeln und Honig schmecken sollten. Die Mandeln schmeckte er, aber dann kam das Gebäck – und eine Bitterkeit, die ihm das Gesicht verrutschen ließ. Er spuckte den Stern aus. »Das zieht einem ja den Mund zusammen.«
    Lenia biss vorsichtig von einer weiteren Praline ab. Sie schluckte den Bissen herunter, aber nicht ohne das Gesicht zu verziehen.
    »Die sind alle bitter, Nairod. Sie sehen ja schön aus, aber da muss jemand das Rezept gründlich durcheinandergebracht haben.«
    »Ja, ja«, sagte da eine helle, piepsige Stimme. »Gelera hat früher immer herrliche Pralinen gemacht. Aber jetzt sind sie alle nur noch bitter. Sie hat ihre Lebenslust verloren und ihre Pralinen den Geschmack. Ein großer Verlust für Weißhügel.«
    Nairod sah sich um. Ein Mann mit pelzbesetztem Kragen lief gerade an ihnen vorüber, aber die Stimme, mit der er sich mit seiner Begleiterin unterhielt, war so tief wie die eines gewöhnlichen Mannes.
    »Du hast es auch gehört, oder?«, fragte er.
    »Ja«, sagte Lenia.
    »Hier unten«, verkündete die Piepsstimme.
    Zu Nairods Füßen stand ein kleines Männlein, das ihm nicht einmal bis zu den Knien reichte. Ein endloser, roter Haarschopf vereinigte sich mit einem gleichfarbigen Vollbart und hing ihm bis über die Knie. Kleidung trug das Männlein keine, stattdessen wurde sein roter Schopf von Spangen gebändigt, die die Haare wie einen Mantel um seinen Körper zusammenhielten. »Ich bin Sax«, sagte das kleine Wesen. »An euch ist eine Spur, der ich unbedingt folgen musste.«
    »Der Geruch von bitterem Honigkuchen?«, fragte Nairod. »Wer oder was bist du?«
    »Sax. Das sagte ich schon.« Das kleine Wesen ließ aus seinem Urwald an Haaren zwei Arme auftauchen, um die ebenfalls von Spangen zusammengehaltene Haarsträhnen verliefen, so dass der Eindruck eines Hemds entstand. »Ich habe eine Aura gespürt, die ich schon lange vergessen geglaubt habe. Wir finden ganz schnell heraus, ob ich mich nur geirrt habe oder ob ich bei euch richtig bin.« Breitbeinig stellte sich das Männchen auf. » Eikyuuno . Sagt euch das etwas?«
    Nairods müder Körper spannte sich an, und neues Leben fuhr hinein.
    »Eikyuuno« , wiederholte er, und in seinem Geist hallte das Wort nach.
    Eikyuuno.

Kapitel 13:
STERNE
    Ihm waren die Worte aus dem Mund und die Gedanken aus dem Kopf gestohlen worden, von einem unsichtbaren Räuber und Dieb. Die schwarzen Männer hatten ihn mit sich genommen auf eine Reise, deren Ziel er nicht kannte. Aber er fragte nicht. Er fragte überhaupt nichts, und er sagte auch überhaupt nichts. Es reichte, wenn die anderen es taten. Schon ihre dreckigen Gesichter verhießen ihm den Tod. Und noch mehr Qualen, als er bereits hatte erdulden müssen. Wenn sie ihn nicht mehr brauchten, würden sie ihn beseitigen wie ein abgetragenes Kleidungsstück, so viel war gewiss.
    Er hatte sich die Hose mehrmals beschmutzt, aber zum Glück waren niemandem die Flecken aufgefallen, bevor sie wieder getrocknet waren. Den Geruch ertrug er. Er war noch das Erträglichste von all dem, was er erlebte.
    Er reiste durch eine Hölle aus Schmutz und Gegröle, und

Weitere Kostenlose Bücher