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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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Er ließ sich die bisherigen Versuche der Formelentwicklung zeigen und vollendete sie mit Leichtigkeit. Er überreichte die fertige Formel dem Glasknochenmann, aber er warnte ihn, dass die Unsterblichkeit, die er zu erlangen strebte, für einen Menschen ein zu großes Geschenk sein könnte.
    So kehrte der Magier den ganzen Weg zurück in seine kleine Experimentierkammer, mit der Formel in Händen. Er bereitete alles vor, doch als er die Formel wirkte, musste er einsehen, dass seine Macht allein nicht genügte. Er schob alle Kristalle, die er besaß, zu einem Haufen zusammen und wirkte die Formel mit ihrer Hilfe ein zweites Mal. Die Kristalle zerbrachen sämtlich, aber die Macht hatte nicht genügt.
    Er musste erkennen, dass es nur einen einzigen Weg gab, die nötige Energie zu erhalten: Der Drache musste ihm helfen.
    Wieder reiste er durch die Wüste, bis zu ihrem Ende. Vom weisen Wüstendrachen aber gab es keine Spur mehr. Drachenjäger hatten ihn getötet, um aus seinem Blut Wunderelixiere zu brauen, aus seinen Knochen und Zähnen Waffen und Instrumente zu schnitzen und aus seinen Schuppen Schmuck und Kleidung für die Reichen zu fertigen.
    Der Glasknochenmann kehrte abermals zurück in seine Kammer, und diesmal hatte er keine Ideen mehr übrig. Er schrieb das, was er erlebt hatte, in dieses Buch.
    Und hier endete die Erzählung.
    Nairod presste seine Hände um das Buch, als wollte er es zerdrücken, und warf es schließlich in eine Ecke des Zimmers.
    »Kein gutes Ende?«, fragte eine schlaftrunkene Zwergengestalt, die sich aus den Kissen ihres Körbchens hervorarbeitete.
    »Es gibt keine Drachen mehr«, sagte Nairod. Sein Inneres war leer.
    »Wieso geht es um Drachen?«, fragte Sax. »Was stand in dem Buch?«
    Nairod warf dem Wicht in der zotteligen Haarkleidung einen vernichtenden Blick zu. »Du willst nicht wirklich, dass ich dir das erzähle.«
    Es kam keine Antwort. Also erzählte Nairod alles, vom Anfang des ersten Buchs, dessen Inhalt er fast Zeile für Zeile auswendig kannte, bis zum Ende des zweiten. Er erzählte auch für sich selbst, um zu begreifen, dass die Geschichte tatsächlich so ausging … so ausging, wie er es auf keinen Fall wollte.
    Kopfschüttelnd beendete er seinen Vortrag. »Verdammt. Der zweite Teil klingt fast wie ein Märchen. Ich weiß überhaupt nicht, ob dieses Buch nun ein Erlebnisbericht ist oder nur eine hübsch ausgestaltete Geschichte.«
    »Weil darin ein Drache auftaucht?«
    »Ja, weil darin ein Drache auftaucht!«, brüllte Nairod den Gnom an. Er schlug die Hände vors Gesicht. Er zitterte, ein Kloß steckte in seiner Kehle, und Tränen liefen ihm aus den Augenwinkeln. »Es ist alles unecht. Und wenn es echt gewesen ist, dann war das vor langer, langer Zeit. Gott!«
    Der Gnom hüpfte zu ihm aufs Bett. »Du wolltest das Buch wegen der Formel haben?«
    »Natürlich wegen der Formel.« Nairod schlug eine Faust in die Matratze.
    Sax stolperte durch die Erschütterung und fiel in die Bettdecke. Mühsam kämpfte er sich aus dem Stoff wieder hervor. »Aber ist die Formel denn nicht in dem Buch?«
    Nairod wischte sich die Tränen aus dem Gesicht und holte das Buch aus der Ecke des Zimmers zurück. Eine Seite hing halb heraus, der Rest schien unbeschädigt. Zum Glück.
    »Klar, die Formel ist darin versteckt.« Er setzte sich wieder.
    »Dann hat Ariman völlig umsonst seine endlosen Berechnungen gemacht und niedergeschrieben. Es sah aus, als hätte er in diesem Keller seit Jahren nichts anderes getan, als Blatt um Blatt mit seinen Überlegungen vollzukritzeln. Schade, dass wir nicht daran gedacht haben, sie uns genauer anzusehen.« Sax balancierte auf dem weichen Untergrund in Richtung des Buchs, das auf Nairods Schoß lag.
    Nairod schob es so, dass der Wicht hineinblicken konnte. »Nein, das ist nicht schade. Wenn wir wollten, könnten wir die Formel einfach wiederherstellen. Der Glasknochenmann hat sie zwischen den Zeilen versteckt, in Anspielungen und Querverweisen zwischen erstem und zweitem Teil … Es ist fast so, als hätte das Buch schon von Beginn an aus zwei getrennten Teilen bestanden. Aber beide sind nötig, um die Formel zu erhalten. Ein Schriftforscher hätte seinen Spaß damit.«
    »Du meinst also, du kannst die Formel rekonstruieren?«
    »Ja. Aber …«, Nairod schlug die beiden Buchhälften zusammen, »… es wäre sinnlos. Drachen gibt es nicht mehr, aber einen Drachen brauchen wir, um diese Formel zu wirken. Wenn das Buch ohnehin nicht nur ein sehr gut ausgedachter

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