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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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Stärker.
    »Das war unser letztes Hindernis.« Sax tapste zur Tür.
    Lenia sah ihn an, aber er konnte unter der Maske ihre Miene nicht erkennen. »Du bist mächtig geworden.«
    Er zuckte mit den Schultern und öffnete die Tür.
    Im Innern brannte Licht. Ein langer Flur verlief von links nach rechts. Der Raum war voller Vitrinen und Schmuckrüstungen, Gemälde und Schauschränke.
    »Hier im Innern gibt es keine Wächter mehr.« Der Gnom lief über einen roten Teppich, der den Raum durchmaß. »Aber leider habe ich keine Ahnung, wo Ariman unser Büchlein versteckt hat.«
    »Dann teilen wir uns auf«, sagte Nairod. »So haben wir die besten Aussichten auf Erfolg.«
    »Ich gehe mit dir«, sagte Lenia.
    »Nein.« Nairod strich über die gläserne Front einer Vitrine, in der die Miniaturausgabe einer Burgruine stand, gewissenhaft gefertigt samt Moosbewuchs und umliegendem Wald. »Jeder einzeln.«
    »Gut«, sagte Lenia nach einer Pause.
    Nairod nahm sich den Ostflügel des Erdgeschosses vor. Die Flure reihten sich aneinander und boten immer neue, einzigartige Sehenswürdigkeiten, von denen die Miniaturburg nur der Anfang gewesen war. Es gab Ritterrüstungen, die aus purem Gold gefertigt schienen, in Pferdeform geschnitzte, handgroße Juwelen, und durch den zweiten Flur zog sich das längste Schnitzwerk, das Nairod je gesehen hatte. Aus dunklem Holz geschnitten, verfolgte eine Jagdgesellschaft einen gigantischen Eber über die gesamte Länge des Flurs. So viel Reichtum, der offen dalag, den er hätte stehlen können. Aber das, was er suchte, schien besser versteckt als alle glitzernden Schätze – nirgends eine Vitrine, die vergilbte Seiten enthielt; nirgends ein auf einem Pult ausgebreitetes Buch, kein Hinweis auf eine Bibliothek.
    Er schlich durch Speisesäle und Empfangshallen mit zahllosen gepolsterten Sesseln und Bänken. Es war, als hielte Ariman sich für einen Herrscher und sein Anwesen für eine Residenz.
    Jeder der Flure barg zahllose Gästezimmer. Als Nairod nichts mehr einfiel, begann er, leise Türen zu öffnen und in dunkle, lichtlose Gemächer zu spähen. Jedes einzelne wirkte wie die Kopie des vorherigen.
    Die Erregung, die ihn den ganzen Abend erfüllt und wach gehalten hatte, wich langsam. Müdigkeit legte sich ihm auf Lider und Glieder. Er fuhr einfach fort, Tür um Tür zu öffnen.
    Irgendwann kam ihm Sax entgegen. »Nichts gefunden.«
    Nairod kämpfte gegen den Drang, sich einfach auf den weichen Teppich niederzulegen und dort einzuschlafen. »Endlich einmal gute Nachrichten«, seufzte er und fuhr fort, Türen zu öffnen.
    Eine. Noch eine. Und noch eine.
    Aus dieser Tür fiel Licht. In seiner mechanischen Routine war er schon dabei, die Tür wieder zu schließen, dann machte er sie ganz auf.
    Dahinter lag kein weiteres Zimmer, sondern ein steinerner Korridor, der bis zu einer abwärts führenden Treppe verlief. Das Licht drang von unten her die Stufen herauf.
    »Soll ich deine Freundin holen?«, fragte Sax.
    Nairod betrat den Korridor. »Du kannst hier auf sie warten. Ich bin gleich zurück.«
    Er schlich vorsichtig die Treppe hinab. Sie mündete schließlich in einen Kellerraum, in dem Papiere und Dokumentfetzen wahllos den Boden bedeckten. Türme aus Pergamenten, behelfsmäßig zusammengehalten von Schnüren, reihten sich an den Wänden aneinander. In der Luft lag der Geruch von Tinte. Nur ein einziges Geräusch erklang: das Kratzen eines Federkiels.
    Am Ende des Kellers saß jemand hinter einem Schreibtisch. Er hielt eine Gänsefeder und kritzelte wild auf ein weißes Blatt.
    Nairod überquerte das Meer aus über den Boden gebreiteten Papieren. »Guten Abend«, sagte er.
    »Ich schreibe. Nicht stören.« Der Mann kritzelte weiter, ohne aufzublicken. Er steckte in einem kupferfarbenen Schlafrock. Von seinem ehemals üppigen Haar war ihm nur eine blasse Umrahmung der kahlen Stelle auf seinem Kopf geblieben. Seine Augen lagen in tiefen, dunklen Höhlen.
    »Was schreibt Ihr dort?« Nairod trat an den Tisch heran. Auf den Skizzenzeichnungen verbanden zackige Pfeile verschiedenste Symbole und Buchstaben. Am Rand des Tischs lag ein aufgeschlagenes Buch mit abgegriffenen, vergilbten Seiten.
    Der Mann blickte hoch. Als er Nairod sah, riss er die Augen auf und rückte mit seinem Stuhl nach hinten. »Wer bist du?«
    »Jemand, der Euren magischen Irrgarten durchwandert hat. Ihr seid doch Ariman, oder?«
    »Ja? Ja.« Der gehetzte Blick des Mannes blieb an ihm hängen. »Was willst du von mir?«
    Nairod fuhr mit

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