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Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Magie der Schatten: Roman (German Edition)

Titel: Magie der Schatten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Lisowsky
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Schleifpapier bearbeitet. Er ließ die Hand darübergleiten und fühlte die Unebenheiten weiterhin, aber er sah sie nicht mehr.
    Auch vorher schon war die Luke getarnt gewesen, aber jetzt wäre sie völlig mit dem Boden verschmolzen, wenn er sie herabgelassen hätte.
    Raigar trat dazu. »Aus welcher Richtung kam Vicold mit seinen Männern? In der Nacht, meine ich.«
    Elarides brauchte einen Moment, dann verstand er. »Sie kamen durch diesen Eingang, nicht?« Er schloss die Luke und sah zu Mihiko auf.
    »Ich denke, ja.“ Sie schaute zwischen ihnen beiden hin und her.
    »Was wäre«, sagte Raigar, »wenn nach dem Letzten, der in den Tunnel ging, keiner der Wächter mehr am Leben gewesen wäre?«
    »Die Tunnel waren so voll, dass kaum noch jemand hineingepasst hätte, oder nicht?«, fragte Elarides.
    Mihikos Miene zeigte Verwirrung. »Ja. Deswegen haben sie sich geopfert.«
    »Ich gehe jede Wette ein«, sagte Raigar, »dass wir, wenn wir die Leichen untersuchen, Wunden von Messerklingen finden. Ich hätte es nicht gedacht, nicht einmal von ihm. Aber …« Er fuhr sich über die Stelle, wo einmal sein Ohr gewesen war.
    »Nein«, sagte Mihiko.
    »Doch«, entgegnete Raigar. Er wandte sich ab und ging in Richtung des Festplatzes.
    Elarides wechselte einen Blick mit Mihiko. »Tut mir leid.«
    Mehr wusste er nicht zu sagen.
    ***
    Vicold schritt auf dem Feld aus Leichen und zersplitterten Holzbänken auf und ab. »So viel Tod. Nur uns haben sie nicht bekommen.«
    Raigar richtete zusammen mit dem alten Steinchen einen umgekippten Suppenkessel wieder auf. »Aber von ihnen sind genug gestorben. Ich bin mir sicher, dass du dafür gesorgt hast.« Elarides war mit dem großen Krieger zu einem stummen Übereinkommen gelangt: Sie würden Vicold nicht direkt darauf ansprechen, was er getan hatte. Noch nicht.
    Fleisch und Bohnen schwappten träge in der restlichen Flüssigkeit im Kessel umher. Elarides kippte zusammen mit Rattenfinger eine Bank wieder in die aufrechte Position.
    »Die Soldaten des Kaisers sind hartnäckig.« Vicold schüttelte den Kopf und baute sich vor Elarides auf. »Sie haben nichts in ihren Schädeln als das Verlangen nach unserem Tod, und deswegen habe ich einigen Respekt vor diesen Bastarden.«
    Elarides sah ihm in die Augen. »Das ist schön zu hören.« Gelächter brach unter den Söldnern los, und angehobene Bänke polterten zu Boden. Er wartete, bis sich die Lautstärke wieder gesenkt hatte. »Aber all diese toten Gesichter hier … Das ist es nicht wert gewesen.« Er hielt den Blick erhoben. Dass die Gesichter der meisten Leichen von Feuer und scharfem Eisen unkenntlich gemacht worden waren, machte es nicht erträglicher.
    Vicold sah sich zu seinen Männern um. »Unglaublich, Prinzessin Zauberschuh ist mit mir einer Meinung.« Er räusperte sich. »Schade, dass unsere Freundschaft damit schon wieder endet. Wir brauchen dich nämlich nicht mehr als Geisel, du hast dich als ausgesprochen wertlos erwiesen.«
    »Das hat Raigar auch schon versucht.« Elarides lachte dem Söldneranführer bitter ins Gesicht. »Wegen euch werde ich gejagt. Ich bin in Arland nicht sicherer als ihr. Ihr könnt mich nicht einfach loswerden, weil ich jetzt nämlich euer dämliches Schicksal teile.«
    »Widerworte, hm?« Von einem Moment auf den anderen blitzte ein Messer in Vicolds Händen auf. Die Spitze hing Zentimeter vor Elarides’ Nase. »Sei froh, Bengel, dass du noch alle Augen und Finger beisammenhast.«
    Eine schwere Hand hielt Vicold an der Schulter zurück. »Nicht«, brummte Raigar.
    Sie wechselten einen Blick, schließlich ließ der Messermann seine Klinge durch die Finger tanzen und steckte sie zurück in die Scheide an der Brust. »Der Kleine wird uns sowieso nicht mehr folgen, wenn er erfährt, was wir vorhaben. Ich habe es gestern Abend mit den meisten schon besprochen. Aber wer da nicht dabei war, der sollte jetzt zuhören.«
    Die Männer ließen stehen und liegen, was sie gerade in der Hand hatten. Elarides setzte sich auf die Kante eines wieder aufgestellten Tischs. »Ich bin gespannt.«
    »Wie ihr wisst«, begann Vicold, »habe ich schon am Anfang vorgeschlagen, dass wir dem Kaiser und seiner Brut einfach den Hals durchschneiden. Damals habe ich leider nicht einmal mich selbst überzeugen können.« Einige Söldner lachten leise. »Aber jetzt, nachdem sie schon die Hälfte von uns niedergemetzelt haben, muss ich einsehen, dass ich mich geirrt habe. Wir haben nicht den einfachen Weg genommen, wie wir dachten,

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