Magie der Sehnsucht - Roman
die nicht zehn Minuten, nachdem sie dir begegnet war, die Beine breit …«
»Bitte, Eros«, fiel Grace ihm ins Wort, um ihn an einem ausführlichen Bericht über all die Frauen zu hindern, die mit Julian geschlafen hatten. »Haben Sie noch weitere Informationen für uns?«
»Nur eine. Moms Methode wird nicht funktionieren, wenn Priapos Wind davon bekommt. Wenn er es herausfindet, wird er euren Plan mit einem niederträchtigen Zauberbann vereiteln.«
Julian ballte die Hände. Nur zu gut erinnerte er sich an die üblen Tricks seines Halbbruders. Seit seiner Geburt
hatte Priapos ihn gehasst, aus unerfindlichen Gründen, und dem Begriff des brüderlichen Konkurrenzkampfes im Lauf der Jahre eine ganz neue Bedeutung verliehen.
»Davon wird er nichts erfahren«, entgegnete Julian und nippte an seinem Drink. »Es sei denn, du erzählst ihm alles, Eros …«
»Das musst du wohl kaum befürchten. Ich gehöre nicht zu seiner Clique. Offenbar verwechselst du mich mit Vetter Dion. Da fällt mir ein – jetzt muss ich gehen. Ich treffe mich mit meinen Jungs. Heute Abend wollen wir dem alten Bacchus huldigen.« Eros streckte seine Hand aus. »Gib mir meine Kette.«
Langsam zog Julian die Kette aus der Hosentasche – ganz vorsichtig, damit ihn der winzige Bogen nicht in einen Finger stach. Und da traf ihn ein Blick voll echter Zuneigung, den ihm sein älterer Bruder nur selten zuwarf.
»Ruf mich, wenn du mich brauchst, Julian. Aber nenn mich bloß nicht Cupido! Und erspar mir die Bezeichnung elender Bastard. Verdammt«, fügte Eros seufzend hinzu, »ich hätte merken müssen, dass du es warst.«
Schweigend entsann sich Julian, was geschehen war, als er dieses Angebot seines Bruders das letzte Mal angenommen hatte.
»Viel Glück bei deinem Kampf um die Freiheit.« Eros nickte den beiden Frauen zu, stand auf und grinste Julian an. »Mögen dir Ares’ Kraft und Athenes Weisheit helfen.«
»Und möge Hades deine altehrwürdige Seele braten.«
Lachend schüttelte Eros den Kopf. »Zu spät. Das tat er bereits im dritten Jahrhundert. Und es war gar nicht so schlimm. Auf bald, kleiner Bruder.« Fast wie ein normaler Mensch schlenderte er aus dem Lokal.
Kurz danach servierte die Kellnerin das Essen. Julian stocherte mit seiner Gabel in dem sonderbaren Stück Fleisch
zwischen den Brotscheiben herum. Aber der Appetit war ihm vergangen.
Grace schüttete eine rote Sauce auf das Fleisch. Dann drückte sie die Brotscheiben zusammen und biss hinein. Selena verspeiste einen Salat mit weißer Sauce.
Als Grace aufschaute, begegnete sie Julians sorgenvollem Blick und sah seine verkrampften Kinnmuskeln. »Was ist los?«
Skeptisch runzelte er die Stirn. »Willst du wirklich tun, was Eros vorgeschlagen hat?«
Sie legte ihren Burger auf den Teller und wischte ihren Mund mit einer Serviette ab. Wie sie sich ehrlich eingestand, missfiel ihr der Gedanke, Julian würde ihren Körper benutzen, um seine Freiheit zu erlangen. Ein One-Night-Stand. Ohne Verpflichtung, ohne Versprechen. Sobald er das Werk vollbracht hatte, würde er verschwinden. Daran zweifelte sie keine Sekunde lang.
Warum sollte ein so fabelhafter Mann bei ihr bleiben, wo ihm doch jede Frau auf dieser Welt aus der Hand fraß?
Trotzdem durfte sie ihn nicht zur endlosen Gefangenschaft in einem Buch verdammen, wenn sie die Möglichkeit hatte, ihn zu befreien.
»Erst einmal musst du mir die ganze Geschichte erzählen«, sagte sie leise. »Wie bist du in dieses Buch geraten? Und was ist mit deiner Frau geschehen?«
Über seine Augen glitt ein noch dunklerer Schatten, und er verkroch sich wieder einmal in seinem Schneckenhaus.
Aber sie ließ nicht locker, denn er musste endlich verstehen, warum es ihr widerstrebte, mit ihm zu schlafen. »Du verlangst sehr viel von mir, Julian. Bisher konnte ich keine ausreichenden Erfahrungen mit Männern sammeln.«
»Bist du eine Jungfrau?«
»Das würde ich mir wünschen«, flüsterte sie. Beschämt senkte sie den Kopf.
Nein, schrie seine innere Stimme. Hatte sie erlitten, was er befürchtete? Allein schon bei diesem Gedanken stieg heiße Wut in ihm auf. »Wurdest du vergewaltigt?«
»Nicht – nicht direkt«, stammelte sie.
Verwirrung verdrängte seine Sorge. »Aber was war es dann?«
»Damals bin ich jung und dumm gewesen.«
»Und das Schwein hat Gracies Trauer um ihre verstorbenen Eltern ausgenutzt«, ergänzte Selena erbost. »Das war einer dieser verlogenen Schurken, die einer Frau einreden, sie würden sie gern trösten. Und
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