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Magie der Sehnsucht - Roman

Magie der Sehnsucht - Roman

Titel: Magie der Sehnsucht - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sherrilyn Kenyon
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sobald sie ihr Ziel erreicht haben, machen sie sich aus dem Staub.«
    »Hat er dir wehgetan, Grace?«, fragte Julian.
    Wortlos nickte sie.
    Warum ihn das dermaßen erzürnte, verstand er nicht. Jedenfalls wollte er sich an diesem widerwärtigen Kerl rächen. Er sah ihre Hand zittern und streichelte ihre Fingerknöchel mit seinem Daumen.
    »Nur ein einziges Mal schlief ich mit ihm«, erzählte sie. »Beim ersten Mal tut es weh. Das wusste ich. Aber nicht so … Noch schlimmer als den körperlichen Schmerz fand ich seine Gleichgültigkeit. Ich kam mir vor wie ein Ding, das er benutzte. Nicht wie ein Mensch.«
    Julians Magen drehte sich um. Nur zu gut kannte er dieses Gefühl.
    »Ein paar Tage später wollte ich ihn besuchen, weil er sich nicht meldete. Immer wieder hatte ich vergeblich versucht, ihn telefonisch zu erreichen. Es war Frühling, und ein Fenster seines ebenerdigen Apartments stand offen. Als ich daran vorbeiging …« Mühsam unterdrückte sie ein Schluchzen.

    »Der Kerl und sein Wohngenosse hatten gewettet, wer in einem Jahr die meisten Mädchen entjungfern würde«, erklärte Selena. »Gracie hörte, wie sich die beiden über sie lustig machten.«
    In wachsendem Zorn starrte Julian vor sich hin. Solche Männer kannte auch er. Und er hasste sie abgrundtief. Früher hatte es ihm sogar ein teuflisches Vergnügen bereitet, die Welt von dieser Sorte zu befreien.
    »So beschmutzt fühlte ich mich, so albern«, wisperte Grace. Der Kummer in ihren Augen zerriss ihm fast das Herz. »Nie wieder will ich so etwas erleben.« Stöhnend bedeckte sie ihr Gesicht mit einer Hand.
    »Tut mir so leid, Grace«, beteuerte er und zog sie an sich. Nun wusste er, worin ihr Problem lag. Die Wange an ihrem Scheitel, atmete er ihren zarten Blütenduft ein. Wie gern würde er sie trösten … Neue Schuldgefühle erfüllten ihn. Zweifellos hatte sich auch Penelope von ihm benutzt gefühlt. Und letzten Endes hatte er ihr noch viel mehr zugemutet.
    Offenbar verdiene ich meine Verdammnis … Nein, er würde Grace nicht auch noch verletzen. Niemals würde er ihr gütiges Herz missbrauchen.
    »Schon gut«, sagte er mit sanfter Stimme und küsste ihr Haar. »Ich werde nichts von dir verlangen.«
    Da blickte sie erstaunt auf. Hatte sie sich verhört? »Aber ich muss dir helfen.«
    »Gar nichts musst du.« In diesen Worten schwang die ganze Bitterkeit mit, die seine Seele beherrschte. Und das verriet ihr sehr viel über den Mann, der er einmal gewesen war.
    »Glaubst du wirklich, ich könnte dich im Stich lassen, Julian?«
    »Warum nicht? Das haben alle meine Verwandten
getan. Sie kennen mich nicht einmal.« Bedrückt ließ er sie los.
    »Bitte, Julian …«
    »Sei versichert, Grace, ich bin es nicht wert.« Bevor er weitersprach, schluckte er krampfhaft. »Auf den Schlachtfeldern war ich ein gnadenloser Befehlshaber. Noch immer sehe ich das Entsetzen in den Augen zahlloser Männer, die unter meinem Schwert verbluteten. Ohne auch nur die geringste Reue zu empfinden, stach ich sie nieder.« Eindringlich schaute er in ihre Augen. »Warum willst du einen solchen Mann retten?«
    Vor ihrem geistigen Auge erschien der kleine Junge, den er so liebevoll umarmt hatte. Und sie entsann sich, was er Eros angedroht hatte, sollte sein Bruder sie verletzen. Vielleicht hatte er in der Vergangenheit schreckliche Dinge getan. Aber er war nicht von Grund auf böse.
    Oft genug hätte er sie vergewaltigen können. Stattdessen hatte der einst so gnadenlose Krieger sie nur umarmt. Er war einfach ein Mann seiner Zeit gewesen – ein General in der antiken, von grausamen Kämpfen geprägten Welt, auf Schlachtfeldern herangewachsen, unter brutalen Bedingungen, die sie sich nicht einmal vorstellen konnte.
    »Und deine Frau?«, fragte sie.
    In seinem Kinn bebte ein Muskel. »Ich belog und verriet sie, hinterging sie. Und zuletzt brachte ich sie um.«
    »Was?«, hauchte sie fassungslos.
    »Wenn ich ihr auch nicht das Leben nahm – trotzdem trage ich die Schuld an ihrem Tod. Hätte ich nicht …« Seine Stimme erstarb, und er schloss die Augen.
    »Was ist geschehen?«
    »Ich spielte mit ihrem und meinem Leben. Dafür hat mich das Schicksal bestraft.«
    Dabei ließ sie es nicht bewenden. »Wie ist sie gestorben?«
    »Sie verlor den Verstand, als sie erfuhr, was ich ihr angetan hatte – und woran Eros schuld war …« Von qualvollen Erinnerungen überwältigt, schlug er die Hände vors Gesicht. »Welch ein Narr bin ich gewesen – zu glauben, Eros könnte jemals wahre

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