Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
sich. »Am Strand unter eurem Haus ist der Nebel noch von Natur aus dicht. Dort können wir spazieren gehen. Kameras mit Zoomobjektiven könnt ihr doch problemlos unschädlich machen, du und deine Schwestern, oder nicht?«
Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. »Ich glaube, das wird uns keine große Mühe bereiten.«
Sie stiegen schweigend die Stufen hinunter, die zum Strand führten. Hannah trug eine kurze Jeansjacke, die sie offensichtlich nicht gegen den kühlen Wind schützte, der vom Meer kam. Sie schien zu frösteln. Sowie sie den Sand erreichten, trat
sie sich die Schuhe von den Füßen und wartete, bis er seine Schuhe ausgezogen hatte.
Jonas schälte sich aus seiner dickeren Jacke. »Nimm sie, die wird dich warm halten.«
Hannah schüttelte den Kopf. »Ich bin das Wetter gewohnt. Ich sitze meistens draußen, oder hast du das vergessen? Ich möchte nicht, dass du frierst.«
»Das ist meine Chance, dir zu zeigen, wie männlich ich bin, nachdem ich wie ein Feigling dagestanden haben muss.«
Sie ließ sich von ihm in die Wärme seiner Jacke einhüllen. »Ein Feigling? Wann hast du wie ein Feigling dagestanden?«
»Du weißt doch, dass sich mir bei Horrorfilmen der Magen umdreht. Und genauso hat es mich gegruselt, als ich gesehen habe, was das Haus getan hat. Deine Schwestern haben es gemerkt und mich damit aufgezogen. Dein männlicher Mann hat sich wie ein kleines Kind angestellt. Das war demütigend. Ich muss eine Möglichkeit finden, es wieder wettzumachen. «
Sie lachte leise und das Geräusch trieb über die endlosen Wellen hinaus. Die Wasseroberfläche kräuselte sich, als reagierten die Geschöpfe des Meeres, die darunter verborgen waren. Sie zwängte ihre Hand in seine Armbeuge und ihre blauen Augen funkelten belustigt. In Jonas’ Augen erschuf Hannah um sich herum eine magische Welt, in die sie ihn immer mitnahm. Es gab so viel Schönheit in dieser Welt, und wenn er mit ihr zusammen war, konnte er sie deutlich sehen.
»Ein Mann, auf den schon so oft geschossen worden ist wie auf dich, braucht sich niemals Sorgen zu machen, jemand könnte ihn für einen Feigling halten«, hob sie hervor.
» Wenn ich angeschossen werde, heißt das, dass ich langsam bin. Nicht mutig.«
»Du bist mutig. Ich mag auch keine Horrorfilme. Davon bekomme ich Alpträume. Joley ist noch schlimmer. Wenn sie einen gruseligen Film sieht, muss sie beim Schlafen alle Lichter
anlassen, und meistens weigert sie sich, hinterher allein zu schlafen.«
» Warum seht ihr euch dann überhaupt erst solche Filme an?«
»Joley gruselt sich gern und sie kann sich diese Filme nicht allein ansehen.«
»Ich weiß nicht, wie du es fertig bringst, diesen Tatbestand so hinzustellen, dass er vollkommen logisch klingt.«
Ihr Gelächter zauberte ein silbernes Glitzern auf die Wasseroberfläche. Weiße Gischt schäumte an den Rändern der Wellen, wenn sie sich vom Ufer zurückzogen, sprühte an den Felsen auf und drang in Höhlen, die schon vor Jahrhunderten von der tosenden Brandung ausgeschwemmt worden waren. Jonas atmete tief ein und fühlte sich von innerem Frieden erfüllt.
»Weißt du was, Hannah? Wenn ich mit dir zusammen bin, fühle ich mich ausgeglichen. Mein Verstand kann langsamer treten und ich kann die Welt um mich herum genießen. Das ist mir schon klar geworden, als ich noch ein kleiner Junge war und es meiner Mom so schlecht ging. Ich habe sie ständig weinen hören, nie in meiner Gegenwart, aber nachts und hinter geschlossener Tür. Ich konnte nichts für sie tun, überhaupt nichts … mein Gott, ich habe mich so verdammt hilflos gefühlt, und dann bin ich zu euch gekommen. Ich bin durch sämtliche Zimmer gelaufen, bis ich dich gefunden habe. Du brauchtest nicht mit mir zu reden, aber solange du da warst, habe ich innere Ruhe gefunden und der Zorn hat nachgelassen. «
Sie legte ihre Hand in seine und umschlang seine Finger mit ihren. »Es wundert mich zwar, dass du nicht zu Libby gegangen bist, aber ich bin dankbar dafür, dass ich es war.«
»Damals habe ich mir keine Gedanken über die Gründe gemacht, dazu war ich viel zu verwirrt. Ich wollte nicht, dass Mom stirbt. Ich wollte sie immer an meiner Seite haben, aber sie hatte so große Schmerzen und ich wusste, wie egoistisch ich
war und dass ich die Kraft finden sollte, ihr zu sagen, es sei in Ordnung, wenn sie das Leben loslässt.«
»Jonas.« Hannah berührte mit zarten Fingern sein Gesicht. »Sie wollte bei dir sein. Das weiß ich ganz genau. Ich war oft mit meiner
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