Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
aufs Meer hinaus und beobachtete das Anrollen der Wellen. Wie immer beschwichtigten sie die Bewegung, die Geräusche und die Schönheit des Meeres und machten ihr Mut. »Ich kann noch nicht mal in den Spiegel sehen, Jonas, ganz zu schweigen davon, dass ich mir vorstellen könnte, von dir angesehen zu werden.«
»Ich habe dich angesehen, Hannah, vorher und hinterher. Du bist die schönste Frau, die ich jemals gesehen habe, und du bist unglaublich sexy. Ja, die Wunden sind frisch, aber sie heilen bereits und sie werden verblassen. Sie nehmen dir nichts und sie beeinträchtigen nicht, was du bist. Jedenfalls nicht in meinen Augen, das wäre undenkbar.«
»Aber in meinen Augen. Ich muss mich schön und sexy fühlen, aber ich fühle mich hässlich und abstoßend.«
Jonas sah sie finster an. »Mein Gott, Hannah, fühlst du dich wirklich so? Die Wunden werden verblassen. Der plastische Chirurg war einer der besten im ganzen Land und deine Schwestern …«
Sie trat dichter vor ihn. Wogen von Kummer und Schmerz
entströmten ihm, nicht um seinetwillen, sondern um ihretwillen. Nicht etwa Mitleid, stellte sie erleichtert fest, sondern echte Sorge um sie. »Ich weiß, dass mein Gesicht und mein Körper sich mit der Zeit erholen werden, aber im Moment möchte ich nicht, dass du mich ansiehst.«
»Für mich brauchst du nicht perfekt zu sein, Hannah.« Seine Stimme war gesenkt und sie klang wütend. »Das hat dir dieser verfluchte Simpson angetan. Er wollte dir einreden, du seist nicht makellos und in deiner Unvollkommenheit nicht gut genug. Ich habe gehört, wie er dich angeschrien hat, dass du abnehmen sollst und dass deine Brüste zu groß sind. Der Teufel soll ihn holen. Und diesen verfluchten Job soll auch der Teufel holen. Du bist wunderschön. Verdammt noch mal, Baby, du brauchst nur über die Straße zu gehen, damit der Verkehr ins Stocken kommt. Es war schon immer so.«
» Worin auch immer das Problem besteht, Jonas, es ist etwas, womit ich fertig werden muss.«
Er machte den Mund auf, um sie davon zu überzeugen, dass er Recht hatte und sie schon jetzt an seiner Seite sein sollte. Doch dann schloss er ihn wieder und schluckte seine Forderung hinunter. Er liebte sie und er musste versuchen, sie zu verstehen. Er konnte sich nicht gerade besonders gut ausdrücken, aber er musste sich etwas einfallen lassen und die richtigen Worte zu ihr sagen.
Einen Moment lang schwieg er und blickte in ihr Gesicht. Ihre Haut war so makellos, sogar mit den Wunden. Was genau wollte er eigentlich von ihr? Er hatte sich immer gewünscht, dass sie sich durchsetzte und selbst entschied, was sie tun wollte und mit wem sie zusammen sein wollte. Aber verhielt er sich auch dementsprechend? Er wollte, dass ihre Wahl auf ihn fiel und auch darauf, zu Hause zu bleiben, seine Kinder großzuziehen und seine beste Freundin und zugleich seine Geliebte zu sein.
Jonas seufzte. Er war stolz darauf, dass sie so mutig war,
sich selbst anzusehen und ihre eigene Stärke finden zu wollen. Und er liebte sie mit jeder Faser seines Wesens und das hieß, wenn Hannah Zeit wollte und brauchte, würde er ihr diese Zeit lassen. Außerdem ließ ihr Eingeständnis viele interessante Schlupflöcher für ihn, die er alle erkunden würde.
Er ließ einen Finger von ihrer Augenbraue zu ihrem Mundwinkel gleiten. »Dann willst du damit also sagen, dass du mich liebst und dass es keinen anderen Mann gibt, aber dass du nicht glaubst, du könntest im Moment mit mir schlafen, weil du dich zu hässlich fühlst. Habe ich das richtig verstanden?«
»Das ist mit Sicherheit ein Teil des Problems.« Ihr Magen beruhigte sich wieder. Er war nicht wütend auf sie und er schien auch nicht mehr verletzt zu sein, sondern er rang darum, sie zu verstehen, und mehr konnte sie wirklich nicht verlangen. »Es ist sehr schwierig, Begehren zu empfinden, wenn man sich selbst nicht begehrenswert findet, Jonas.«
Seine Fingerkuppe glitt über ihren Mund und strich immer wieder über ihre volle Unterlippe, bevor sie über ihr Kinn und auf ihren Hals wanderte. Seine Handfläche legte sich behutsam auf ihre Kehle. »Dann willst du also im Moment körperlich nicht wirklich etwas mit mir zu tun haben, aber du glaubst, das könnte später kommen, wenn du dich wieder wohler in deiner Haut fühlst?«
Seine Berührungen waren elektrisierend und sandten kleine Stromstöße durch ihre Adern. Sie fühlte sich nicht begehrenswert, aber Jonas konnte trotzdem Begehren in ihr hervorrufen, wenn er ihr so nah war
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