Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
Wir sind alle müde und durcheinander.«
»Ich habe eine Neuigkeit, die Sie interessieren könnte«, sagte Ilja und ließ ihn nicht aus den Augen. »Es wird gemunkelt,
vier von Boris Tarasovs Männern würden vermisst, und als der fünfte die Nachricht überbracht hat, habe er eine unerhörte Geschichte erzählt. Es ging dabei um ein Haus, das einen Mann verschlungen hat, um Bäume, die zum Leben erwacht sind, und um Fensterscheiben, die zersprungen sind und sich von selbst wieder zusammengesetzt haben. Boris hat sich das angehört und dem Mann eine Kugel in den Kopf geschossen.«
Jonas erstarrte. Alles in seinem Innern verwandelte sich in Eis. Die Neuigkeit war ein hundsgemeiner Hieb in die Magengrube. Mit aller Kraft. Aus heiterem Himmel. Der absolute Tiefschlag. Im ersten Moment konnte er weder denken noch sich von der Stelle rühren, und sein Verstand stritt lautstark alles ab. Es war ganz ausgeschlossen, dass Boris Tarasov ihn mit Petrs Verhaftung in Verbindung bringen konnte. Ein Ding der Unmöglichkeit. Diese geheime Überwachung in der dunklen Gasse war absolut inoffiziell vor sich gegangen. Gray hatte Jackson und Jonas persönlich abgeholt. Niemand sonst wusste, dass sie dort gewesen waren. Nur Gray, und Jonas vertraute ihm vorbehaltlos.
Das Schweigen zog sich in die Länge. Die Spannung im Raum stieg sprunghaft an.
Hatte ihn jemand gesehen? Ihn erkannt? Niemand in San Francisco hatte gewusst, wer er war. Ein Fremder, der hinzugezogen worden war, kein Name, keinerlei Verbindung. Er war dort ins Krankenhaus gegangen, aber er hatte seinen eigenen Namen nicht benutzt. Sie hatten sorgsam darauf geachtet, sich nicht auszuweisen, und ebenso sorgsam hatten sie darauf geachtet, keine Gegenstände in dem Raum zu berühren. Niemand hätte sie identifizieren können.
Sein Blick wandte sich Hannah zu. Er liebte sie mit jeder Faser seines Wesens. Er konnte nicht für den Angriff auf sie verantwortlich sein. Das war völlig undenkbar …
Der Angriff. Der Schmerz. Das Entsetzen. Ihr Leben seinetwegen zerstört.
Ihre Blicke trafen sich und plötzlich wurde es ihm klar – und abgrundtiefe Verzweiflung brach über ihn herein. »Das Foto.« Seine Lunge brannte. »O Gott. O mein Gott. Hannah, das gottverdammte Foto.«
Er konnte sie nicht ansehen – keine von ihnen ansehen. Wortlos machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer. Er knallte die Küchentür so fest hinter sich zu, dass das ganze Haus wackelte. Ein Stuhl flog mit einem Knall, der nichts Gutes verhieß, gegen die Tür und gleich darauf folgte das Geräusch von zersplitterndem Glas.
Jackson ging auf die Küche zu. Die Drake-Schwestern erhoben sich mühsam von ihren Sitzgelegenheiten. Ihre Verlobten folgten ihnen. Hannah hatte vor ihnen allen die Tür erreicht und sich davorgestellt, um ihnen den Weg zu versperren.
»Nein. Lasst ihn in Ruhe. Alle miteinander. Lasst ihn allein.« In ihren funkelnden blauen Augen stand eine echte Drohung, die sie alle zurückweichen ließ. »Das ist meine Angelegenheit. Ganz gleich, was passiert, ihr werdet euch raushalten«, bestimmte sie mit Entschiedenheit und ließ es auf eine Kraftprobe ankommen. Sie wusste, dass Jonas von keiner von ihnen gesehen werden wollte, wenn er jegliche Kontrolle über sich verlor – ganz gleich, was passiert war.
Sarah nickte und winkte ihre Schwestern ins Wohnzimmer zurück. Sie wartete, bis die Männer ihnen widerstrebend gefolgt waren. Erst dann drückte sie Hannahs Hand, um ihr Mut zu machen, und ließ sie allein.
Hannah holte tief Atem und öffnete behutsam die Tür. Sowie sie hindurchgeschlüpft war, verriegelte sie die Tür von innen und sah sich in der Küche um. Die Stühle waren umgestürzt und einer war zerbrochen. Teller lagen zerschmettert auf dem Fußboden. Jonas stand an der gegenüberliegenden Wand und seine Arme und Schultern bewegten sich rhythmisch, als er mit der Faust auf die Wand einschlug. Bei jedem Hieb spritzte Blut und er stieß abscheuliche Flüche aus. Sein
Gesicht war eine Maske der Wut und die Hiebe waren erbarmungslos.
Hannah stieg vorsichtig über die Scherben und bewegte sich zielstrebig in sein Blickfeld. »Jonas. Hör auf. Was auch immer hier los ist, was auch immer passiert ist, wir können damit fertig werden.«
Er drehte sich zu ihr um und in seinen Augen stand rasender Schmerz. »Können wir das, Hannah?« Er schüttelte den Kopf. »Damit ganz bestimmt nicht. Weder jetzt noch irgendwann. «
Sie streckte eine Hand nach ihm aus und er wich
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