Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
dahin wird sie sich einer Diktatur beugen müssen. «
»Tu bloß nichts Voreiliges«, warnte ihn Sarah. Sie wusste nicht, wozu Jonas fähig war, wenn es um Hannah ging. Er besaß verborgene Gaben, die er nur selten eingestand, aber er war zuversichtlich, dass er Hannah zur Mitarbeit gewinnen konnte. Aber in diesem Punkt war sogar Sarah sich nicht sicher.
»Wir setzen zur Landung an«, sagte Jackson. Er packte die Papiere zusammen und stopfte sie wieder in die Aktentasche. »Es wird ein Wagen bereitstehen, der uns zum Krankenhaus bringt.«
8.
I st sie noch am Leben?«, fragte Jonas barsch, als er auf den Russen im Wartezimmer zuging. Sarah ging neben ihm und stützte sich schwer auf Damon.
Ilja Prakenskij nickte, wankte und streckte eine Hand aus, um sich an der Wand abzustützen. »Sie war stundenlang im Operationssaal, aber sie haben sie gerade auf die Intensivstation gebracht. Ihr Zustand ist kritisch und sie ist sehr schwach.« Er sah Sarah an. »Ich kann nur hoffen, dass Ihre Schwestern bald kommen.«
»Sie sind alle auf dem Weg. Mom und Dad und meine Tanten auch.«
»Die Stimmung hier gefällt mir nicht, Harrington. Hannahs Agent sitzt dort drüben.« Ilja wies auf einen schlanken Mann in einem grauen Anzug, der gerade mit der Polizei sprach. »Er ist ziemlich erschüttert.«
Sarah packte Jonas, als er einen aggressiven Schritt nach vorn machte und auf den Agenten zugehen wollte. Sie klammerte sich an ihn, als sie das Beben spürte, das seinen Körper durchzuckte. »Tu es nicht, Jonas. Du bist ziemlich durcheinander und du könntest ihm wehtun. Ich will nicht rausgeworfen werden.«
Sie sah sich Prakenskij aus der Nähe an. Er war auf eine herbe, maskuline Art ein gut aussehender Mann. Im Moment war sein Gesicht von der Anstrengung gezeichnet, Hannah am Leben zu erhalten. »Können Sie überhaupt noch oder werden
Sie demnächst zusammenklappen?« Sie hatte denselben grauen Teint an ihrer Schwester Libby gesehen, wenn ihr Körper vor Erschöpfung bebte und ihre Augen eingesunken waren. Prakenskij wies die klassischen Anzeichen psychischer Überanstrengung auf.
» Wenn wir sie retten wollen, werden Sie mithelfen müssen«, gestand Prakenskij und ließ sich wieder auf den Stuhl sinken, von dem er sich erhoben hatte, als sie näher kamen. »Sie ist dem Tod so nah, dass ich nicht sicher bin, ob die Zeit reicht, bis Ihre Familie hier eintrifft. Ich habe am Schauplatz getan, was ich konnte, aber es waren so viele Wunden und der Blutverlust war so groß und sie war schon dabei zu entgleiten. Ich hatte kaum noch die Gelegenheit, die Verbindung zu ihr aufzunehmen. « Er blickte zu Jonas auf. »Sie hat Ihren Namen gesagt, Harrington. Sie wollte Sie selbst dann noch, als ihre Kehle aufgeschlitzt war.«
Jonas spürte, wie sich sein Herz schmerzhaft zusammenzog und das qualvolle Gefühl ihm den Atem raubte. Sie hatte nach ihm gerufen. Kontakt aufnehmen wollen. Ihn gebraucht, und er war nicht da gewesen. Die ganze Zeit über hatte er sich eingebildet, er könnte sie vor Gefahren beschützen, doch die Gefahr hatte sie trotzdem gefunden. Und ironischerweise hatte die Gefahr nichts mit ihm zu tun. All diese vergeudeten Jahre, all diese vergeudete Zeit. Er war ja ein solcher Märtyrer gewesen, der sich von ihr fern hielt, weil er nur das Beste für sie wollte, und Hannah war arbeiten gegangen und hatte ihre Verpflichtungen erfüllt und irgendein Irrer hatte sie angegriffen. Er hätte bei ihr sein sollen. Sein Name war das Letzte, das Einzige , was sie gesagt hatte.
Er schluckte schwer und schob seinen Kummer gewaltsam zur Seite. »Hat man Ihnen einen Anhaltspunkt gegeben, wie lange es dauern könnte?«
»Sie war stundenlang im Operationssaal. Zwischendurch war zweimal jemand draußen, um zu sagen, dass sie noch
am Leben ist.« Das Reden strengte Prakenskij sichtlich an. »Gerade erst vor ein paar Minuten hieß es, sie sei jetzt auf die Intensivstation gebracht worden, aber …« Er ließ seinen Satz abreißen.
»Aber was?«, fragte Jonas barsch.
»Sie wissen nicht, was sie am Leben erhält. Sie hat so viel Blut verloren, dass sie sich Sorgen machen, ihr Gehirn könnte Schaden erlitten haben. Keiner von ihnen glaubt, dass sie die nächsten zwei Stunden übersteht.«
»Nur Sie erhalten sie am Leben«, sagte Sarah. »Deshalb ist sie nicht längst tot.« Sie ließ sich auf den Stuhl ihm gegenüber sinken. »Mit dem Eintreffen der anderen wird Ihre Belastung abnehmen. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie sie gerettet haben.
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