Magie des Windes - Feehan, C: Magie des Windes - Safe Harbor (5 - Hannah)
Herz zusammen. Hannah vereinte enorme Gegensätze in sich. Sie wirkte äußerlich zart und zerbrechlich und bewies dennoch eine große Stärke. Sie hatte Panikanfälle und doch verteidigte sie mutig ihre Schwestern. Sie war schüchtern und war zu einem Idol der Massen geworden.
Nie in seinem ganzen Leben würde er ihren Anblick vergessen, als sie mit frischen, tiefen Wunden in ihrem zerschnittenen Gesicht, aber mit erhobenem Kopf das Wohnzimmer betreten und Prakenskij mit majestätischer Würde fest in die Augen gesehen hatte. Er wusste, dass es sie ihren Stolz gekostet hatte. Er wusste, dass sie nicht gesehen werden wollte. Aber sie hatte ihnen allen die Stirn geboten und darauf beharrt, wie eine Erwachsene behandelt zu werden. Nie war er so stolz auf sie gewesen. Und doch war er jetzt in ihr Zimmer gekommen, um sie zusammenzustauchen. Mal wieder. Er seufzte.
Sie blickte auf und ihre nassen, verklebten Wimpern brachen ihm fast das Herz. Ihre Hand legte sich abwehrend auf ihre Kehle. Er wollte sie in seine Arme ziehen und sie eng an sich schmiegen.
»Verschwinde«, sagte sie. »Du musst sofort verschwinden und mich allein lassen.«
Ihn packte die Wut. So viel zu seinen guten Vorsätzen. Er knallte die Tür wieder zu, diesmal vor Joleys Nase, drehte den Schlüssel im Schloss um und durchquerte mit drei großen Schritten das Zimmer.
»Was zum Teufel hast du dir dabei gedacht, Hannah?« Jonas packte ihre Schultern und schüttelte sie. »Macht es dir etwa Spaß , mit dem Feuer zu spielen? Ich habe dir doch gesagt, dass du dich von Rudy Venturi fernhalten sollst. Er mag zwar harmlos wirken, aber er lebt eine Phantasie aus und kein Mensch weiß, was passieren könnte, wenn er aus seiner Phantasiewelt herausgerissen wird.«
»Jonas!«, protestierte Sarah durch die geschlossene Tür. »Was tust du?«
»Ich werde sie verprügeln, genau das werde ich tun«, fauchte Jonas sie an. »Warum kannst du nicht ausnahmsweise mal das tun, was ich sage, Hannah? Dieser Mann ist komplett übergeschnappt und du bringst ihm eine signierte Fotografie mit und überreichst sie ihm persönlich ? Ich weiß, wovon ich rede, wenn ich dir Vorträge über Sicherheitsmaßnahmen halte, aber nein, du musst dich mir unter allen Umständen widersetzen.« Seine Augen verfinsterten sich, als er mit loderndem Blick in ihr Gesicht hinuntersah und sie erneut schüttelte. »Du tust so brav wie eine verfluchte Marionette das, was alle anderen dir sagen. Nur mit mir musst du dich streiten und dich mir bei jeder Gelegenheit widersetzen, selbst wenn du damit dein Leben in Gefahr bringst.«
»Lass das sein, Jonas«, rief Joley und hämmerte gegen die Tür. »Hör sofort auf damit. Es klingt, als würdest du ihr wehtun. «
»Ich täte ihr niemals weh«, behauptete Jonas und ließ Hannah abrupt los. »Verdammt noch mal, Joley, verschwinde. Und du auch, Sarah. Das ist eine Sache zwischen Hannah und mir.«
»Es ist alles in Ordnung, Joley«, beteuerte Hannah ihrer Schwester. »Lasst uns allein.«
»Bist du ganz sicher, Hannah?«, fragte Sarah. »Du brauchst dir nicht gefallen zu lassen, dass er dich anschreit.«
»Ich mische mich bei dir und Damon auch nicht ein, Sarah«, zischte Jonas. »Du solltest den Anstand besitzen, uns dasselbe Recht zuzugestehen. Und jetzt verschwinde.« Er fuhr sich mit beiden Händen durchs Haar und wartete, bis er Schritte hörte, die sich von der Tür entfernten, bevor er Hannah wieder finster ansah. »Verflucht noch mal. Wie kommst du dazu, deine Sicherheit für einen solchen Unsinn aufs Spiel zu setzen?«
Er ließ sie stehen und seine Hände zitterten, als er im Zimmer
auf und ab lief. Er rang nach Luft, während er versuchte, die Bilder zu verscheuchen, die sich ihm aufdrängten. So viel Blut. Ihr langes Haar hatte sich um ihren Kopf herum aufgefächert, aber anstelle von Platin und Gold waren ihre Locken blutrot gewesen. Er konnte kaum noch atmen und taumelte tatsächlich. Blind tastete er nach einem Halt.
Hannah griff nach seinem Arm. »Setz dich, Jonas. Du hast seit Tagen nicht geschlafen.«
»Seit Wochen«, verbesserte er sie und ließ sich auf den breiten Sessel vor ihrem Kamin fallen. Er schlang ihr seine Arme um die Taille und legte sein Gesicht vorsichtig an ihren Bauch. Ein Schauer lief durch seinen Körper. »Verdammt noch mal, Hannah, du bringst mich um.«
Hannahs Finger gruben sich in sein Haar und beschrieben kleine Kreise auf seiner Kopfhaut, um ihn zu beschwichtigen. »Es ist alles in Ordnung, Jonas. Ich
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