Magie einer Gewitternacht
damit verschwenden, ihm nachzutrauern? Aber natürlich wusste sie, dass sie ihre Liebe nicht einfach so auf Knopfdruck abstellen konnte. Wahrscheinlich würde sie ihn immer lieben, ganz gleich, was geschah. So wie sie ihn ihr Leben lang geliebt hatte, würde sie ihn auch weiterhin lieben. Ihr Entschluss stand trotzdem fest. Sie würde Derringer nicht mehr treffen, denn das würde alles nur noch schlimmer machen. Natürlich sah er das nicht so. Männer sahen diese Dinge anders und konnten nicht mit Gefühlen umgehen.
Aber immerhin respektierte er ihren Wunsch und hatte nicht mehr versucht, sie zu sehen oder anzurufen. Sie hatte den Verdacht, dass Ashira ihn mit Beschlag belegte, wenn Chloe das auch bestritt. Angeblich hatte es einen ganz harmlosen Grund dafür gegeben, warum er mit Ashira fortgefahren war und sie einfach hatte stehen lassen. Aber Lucia glaubte nicht an diesen Grund. Denn Ashira verbreitete eine ganz andere Version und sorgte auch dafür, dass sie Lucia zu Ohren kam. Demnach hatte sie an diesem schrecklichen Nachmittag heiße Sexstunden mit Derringer verbracht. Das war besonders schmerzhaft. Erst am Morgen hatte er ihr, Lucias, Bett verlassen, nur um dann am selben Tag Sex mit einer anderen Frau zu haben.
Sie sah auf, als es klopfte. „Ja, bitte?“
Chloe steckte den Kopf zur Tür herein. „Ich habe gehört, dass dein Zimmer sich allmählich in einen Blumenladen verwandelt.“ Sie kam herein und nahm sich einen Stuhl. „Das sind ja traumhafte Sträuße“, stellte sie nach einem Blick durchs Zimmer fest. „Derringer hat Geschmack, das musst du zugeben.“
Lucia lächelte freudlos. „Ja. Aber davon habe ich nichts.“
„Weil Tanya McCoy dich gestern angerufen und behauptet hat, Ashira und Derringer hätten eine heiße Affäre? Ich glaube kein Wort davon, und du solltest das auch nicht tun. Ashira will dich nur ärgern. Ich war schließlich dabei, als Pete Derringer im Streifenwagen zurückgebracht hat. Lass dir von Ashira nicht alles kaputtmachen, sondern gib Derringer eine Chance.“
Lucia kämpfte mit den Tränen. „Das würde ich ja gern, aber ich schaffe es nicht. All diese Jahre habe ich ihn geliebt und war zufrieden damit. Und dann muss ich alles ruinieren und ihm gestehen, dass ich ihn liebe. Ich hätte mich nicht mit ihm einlassen dürfen. Jetzt bin ich wieder da, wo ich angefangen habe, es tut nur viel mehr weh.“
„Das heißt aber hoffentlich nicht, dass du dein Patenkind nicht mehr besuchst, nur weil bei uns die Gefahr besteht, dass du Derringer über den Weg laufen könntest?“
„Nein, das heißt es natürlich nicht. Ich schaffe das schon. Lass mir nur ein wenig Zeit.“
„Gib dir einen Ruck, und komm am nächsten Samstag mit zu dem Wohltätigkeitsball. Und wenn du Derringer triffst, nimm es einfach als Gelegenheit, ihm ein für alle Mal zu demonstrieren, dass du ihm nicht nachtrauerst und dich nicht vor ihm versteckst.“
Nervös kaute Lucia auf ihrer Unterlippe herum. „Und wenn er mit Ashira kommt?“
„Was dann? Er ist der, der am meisten verliert. Wenn er dir Ashira vorzieht, dann ist ihm sowieso nicht zu helfen. An deiner Stelle würde ich ihm vor Augen führen, was er aufgegeben hat. Aber vorher sollten wir beide noch eine kleine Einkaufstour machen.“
Lucia war noch nicht davon überzeugt, dass es eine gute Idee war, wenn sie auf diesem Ball auftauchte, aber Chloe gab nicht auf. „Nur weil ein Westmoreland sich wie ein Schuft benommen hat, musst du doch nicht alle anderen dafür bestrafen.“
Natürlich hatte Chloe recht. Erst am Morgen hatte Gemma auf ihren Anrufbeantworter gesprochen, und auch Megan und Bailey hatten sich bei ihr gemeldet. Sie waren alle schon lange miteinander befreundet gewesen, als sie Derringer noch gar nicht kannte. Schließlich waren ihre Freundinnen nicht daran schuld, dass sie sich Hals über Kopf in ihren Bruder verliebt hatte, in einen Mann, der niemals zur Ruhe kommen und heiraten würde – und wenn, dann höchstens Ashira, wenn ihm sein wildes Leben eines Tages zu anstrengend wurde.
Lucia legte den Stift zur Seite und sah Chloe an. „Vielleicht hast du recht. Schließlich kann ich nicht die ganze Familie meiden, nur weil es mit Derringer nicht geklappt hat.“
Chloe lächelte. „Stimmt. Also, wie wäre es mit einem Einkaufsbummel am Wochenende?“
Jetzt lachte Lucia. „Ich habe den Eindruck, dass vor allem du selbst Lust darauf hast, Chloe Burton Westmoreland. Du scheust wirklich vor nichts zurück, um deine
Weitere Kostenlose Bücher