Magie
jungen Frauen, die sie gewohnt waren, ließen sich leicht in Kategorien einteilen: Sie waren entweder reich und stammten aus mächtigen Familien; oder sie waren Dienerinnen, Bettlerinnen und Huren. Die wenigen weiblichen Magier, denen sie begegnet waren, mussten alle aus der ersten Gruppe stammen, aber das Problem war,
dass einige von ihnen im Ruf standen, ziemlich abenteuerlustig zu sein, vor allem, was ihre Einstellung Männern gegenüber betraf.
Die vier jungen Männer lachten, dann schauten sie alle in eine Richtung. Als Jayan ihren Blicken folgte, sah er, dass die Magier in einigen Schritten Entfernung im Kreis zusammenstanden. Wahrscheinlich diskutierten sie einmal mehr sämtliche Gründe, warum sie bisher keinen Sachakanern begegnet waren, und wünschten, sie könnten einen gefahrlosen Weg finden, den Feind aus dem Versteck zu locken.
Jetzt schauten die Meisterschüler alle in die andere Richtung, und Jayan sah, wo Tessia abgeblieben war. Sie pflückte kleine Früchte von einem Baum und füllte eine Schale mit ihnen.
Wahrscheinlich eine Zutat für irgendein Heilmittel, überlegte er und unterdrückte einen Seufzer. Denkt sie denn jemals an irgendetwas anderes? Obwohl diese Besessenheit ihn nicht mehr gar so sehr störte - nicht mehr, seit er sie bei der Frau mit dem Geschwür im Mund beobachtet hatte -, war sie diesbezüglich doch so entschlossen, dass es absolut berechenbar und vielleicht ein wenig langweilig war.
Kurz darauf stand Mikken auf und schlenderte zu ihr hinüber. Er streckte die Hände aus, und sie gab ihm mit leicht überraschter Miene die Schale. Während sie weiterpflückte, redete er mit ihr und lächelte dabei übers ganze Gesicht.
Jayans Haut kribbelte. Er brauchte nicht zu hören, was der Meisterschüler sagte, um zu wissen, was er im Schilde führte. Im nächsten Augenblick trat er durch die Tür und ging auf die beiden zu. Mikken schaute auf, und als er Jayan kommen sah, spiegelten sich auf seiner Miene sowohl Schuldbewusstsein als auch Trotz wider.
»Du bist an der Reihe, Mikken«, sagte Jayan. Er hielt inne, schnupperte und lächelte. »Ich an deiner Stelle würde es nicht mehr allzu lange hinauszögern.«
Der junge Mann runzelte die Stirn und öffnete den Mund zu einer Erwiderung, dann sah er Tessia an und besann sich eines Besseren. Er reichte Jayan die Schale.
»Ich verneige mich vor der Weisheit meines viel, viel älteren Mitschülers«, sagte er spöttisch, dann verabschiedete er sich mit einem letzten Lächeln von Tessia und ging auf die Mühle zu.
Tessia zog eine Augenbraue hoch. »Ihr beide seid noch immer damit beschäftigt, eine Hackordnung zu ermitteln?«
»Oh, es ist klar, wer an der Spitze steht«, entgegnete Jayan. »Die geringeren Ränge müssen den Rest unter sich ausmachen. Gefällt es dir, die Beute zu sein, um die sie streiten?«
»Ich?«
»Ja, du. Ich fürchte, weibliche Magier haben einen ziemlich schlechten Ruf. Meine jungen, naiven Mitschüler versuchen zu ermitteln, ob einer oder auch jeder von ihnen eine Chance bei dir hat.«
»Eine Chance?« Sie drehte sich um und pflückte die nächste Frucht. »Soll ich einen Heiratsantrag erwarten oder etwas viel Seichteres?«
»Definitiv seichter«, antwortete er.
Sie kicherte. »Also, wie kann ich über jeden Zweifel klarmachen, ohne sie in ihrem empfindlichen männlichen Stolz zu kränken, dass ich einen solchen Antrag niemals annehmen werde?«
Jayan hielt inne und dachte nach. »Sei unzweideutig und zögere nicht. Gib ihnen keinen Grund, an deinen Worten zu zweifeln. Aber du darfst sie natürlich nicht beleidigen. Wir müssen mit ihnen reisen.«
Tessia drehte sich wieder zu ihm um, warf eine weitere Handvoll kleiner grüner Früchte in die Schale, dann nahm sie ihm die Schale ab. »Dann sollte ich in dieser Angelegenheit am besten unzweideutig sein und die Dinge klarstellen.«
Sie ging mit langen Schritten auf die Meisterschüler zu. Jayan blieb stehen; plötzlich kamen ihm Zweifel an seinem eigenen Rat. Es hatte nicht in seiner Absicht gelegen, sie dazu zu bringen, die anderen sofort zur Rede zu stellen. Die Augen der drei jüngeren Meisterschüler leuchteten auf, als sie näher kam, obwohl Jayan nicht erkennen konnte, ob bange Erwartung oder Hoffnung der Auslöser waren.
Aber Tessia begann keineswegs eine wortreiche Erklärung, dass sie nicht zu haben sei, oder tadelte sie dafür, eine solche Möglichkeit überhaupt in Betracht gezogen zu haben. Sie setzte sich auf die Decke, auf der die jungen
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