Magie
Männer lagen, und reichte dem, der ihr am nächsten war - Refan -, die Schale.
»Koste davon. Sie schmecken wunderbar.«
Refan nahm eine der Früchte. »Aber sie ist nicht reif.«
»Oh doch. Diesen Fehler machen die Leute ständig. Siehst du die dunkle Stelle am Ende? Daran erkennt man, dass sie reif sind. Aber so sind sie nur wenige Wochen lang. Wenn die Frucht die Farbe wechselt, ist es zu spät. Dann werden sie innen ganz filzig und trocken.«
Sie begann, die Frucht zu schälen, die sie für sich behalten hatte. Widerstrebend taten die anderen es ihr gleich. Als sie in das Fleisch bissen, sah Jayan die Überraschung auf ihren Gesichtern. Neugierig nahm er sich ebenfalls eine Frucht und stellte fest, dass Tessia recht hatte. Sie waren scharf, aber süß.
Schon bald tauchte Mikken mit feucht glänzendem Haar aus der Mühle auf.
»Was ist das?«, fragte er, als er sich zu ihnen gesellte. »Was esst Ihr da?«
»Ah, Mikken«, sagte Tessia. »Schön. Jetzt, da du hier bist, gibt es etwas, das ich euch allen offenkundig absolut und unmissverständlich klarmachen muss.« Sie sah Jayan an. »Dir auch.«
Zu seinem Entsetzen spürte Jayan, dass sein Gesicht warm wurde. Er seufzte, verdrehte die Augen und heuchelte Langeweile, und die ganze Zeit über hoffte er, dass sein Gesicht nicht gerötet war.
»Ich habe nicht die Absicht, während dieser Reise oder danach mit irgendeinem von euch das Bett zu teilen«, erklärte Tessia. »Also schlagt euch die Idee aus dem Kopf.«
Jayan beobachtete, wie die vier Jungen den Kopf senkten und überall hinblickten, nur nicht in Tessias Richtung. Aken funkelte Jayan jedoch kurz an.
»Wir haben nicht...«, begann Mikken und breitete die Hände
aus. Er sprach im Tonfall eines Menschen, der versuchte, etwas zu erklären.
»Oh, denkt nicht, ich sei töricht genug, das zu glauben«, fiel sie ihm ins Wort. »Ihr seid alle Männer, und jung. Ich bin die einzige Frau hier. Ich bin nicht eitel; nur nicht dumm.« Sie lachte leise. »Außerdem weiß ich, dass die Situation eine andere wäre, wäre ein hübscheres Mädchen in der Nähe. Wie dem auch sei, schlagt euch den Gedanken aus dem Kopf. Es wird nichts geschehen. Schließlich möchte ich wohl kaum ausgerechnet jetzt schwanger werden, oder?«
Die Meisterschüler antworteten nicht, aber sie fing die Blicke auf, die sie tauschten.
»Was?«, fragte sie, und jetzt stahl sich ein wenig Ärger in ihre Stimme. »Dieser Gedanke ist Euch nicht einmal gekommen?«
»Natürlich nicht«, platzte Aken heraus. »Du verfügst über Magie. Du kannst verhindern, dass so etwas geschieht.«
Tessia blinzelte überrascht, dann sah sie mit Argwohn in den Augen zu Jayan hinüber. »Das ist möglich?«, fragte sie ihn leise.
Jedoch nicht leise genug, wie sich herausstellte. Noch während Jayan nickte, hatten die anderen den Kopf gehoben. Sie grinsten.
»Hat das zufällig deine Meinung geändert?«, fragte Aken schüchtern.
Sie bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick. »Nein, und wenn du der letzte Mann in Kyralia wärest.«
Die anderen lachten. Tessias Lippen zuckten, dann lächelte sie. »Nun, wir haben also beide heute etwas gelernt, nicht wahr?« Sie griff nach einer weiteren Frucht, und als Mikken ebenfalls eine Frucht untersuchte, erklärte sie ihm, wie man beurteilte, ob das Obst reif war oder nicht.
Nach einer Weile sah sie Jayan an und zog fragend eine Augenbraue hoch. Habe ich sie überzeugt?, stellte er sich ihre Frage vor. Er zuckte die Achseln und nickte. Sie beugte sich näher zu ihm vor, und ihr Blick wanderte zu den Magiern hinüber, die einige Schritte entfernt immer noch miteinander redeten.
»Was denkst du, worüber sie sprechen? Kauen sie dieselben Dinge wieder und wieder durch?«
Er nickte. »Wahrscheinlich.«
»Was für eine Zeitverschwendung. Wenn sie nicht immer wieder darüber sprächen, könnte Lord Dakon ein wenig Zeit erübrigen, um uns zu unterrichten. Ich habe das letzte Mal vor unserer Ankunft in Imardin etwas über Magie gelernt.«
Jayan warf ihr einen ungläubigen Blick zu.
»Ich hätte nicht gedacht, dass du solches Interesse daran hast.«
Sie schnaubte leise. »Erstaunlich, was ein klein wenig Lebensgefahr bewirken kann. Ganz zu schweigen vom Tod der eigenen Eltern.«
»Nun, falls es dir ein Trost ist: Ich habe auch keinen Unterricht gehabt.«
»Für dich ist das ja alles gut und schön«, gab sie zurück. »Du hast eine jahrelange Ausbildung hinter dir. Ich habe nur Monate gehabt.«
»Ich könnte dich
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