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Magie

Titel: Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan Michaela Link
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Aufgabe hauptsächlich darin bestand, einander Fragen zu stellen und Ratschläge zu erteilen, statt tatsächlich Entscheidungen zu treffen, wie Tessia aufgefallen war. Auch wenn die anderen es hinnahmen, falls Werrin eine Entscheidung überstimmte - er war schließlich der Gesandte des Königs -, neigten sie doch dazu, sich ein wenig störrisch zu stellen, wenn er ihnen nicht erlaubte, sich zuerst miteinander zu beraten.
    Einige von ihnen machen sich solche Sorgen, jemand könne ihre Autorität schmälern, dass diese Bedenken beinahe wichtiger scheinen als die Notwendigkeit, die Sachakaner zu finden und zu vertreiben. Es würde mich nicht überraschen, wenn es den Sachakanern gelänge, alle Kyralier während einer dieser »Diskussionen« zu überwältigen.
    Nach einigen Minuten kehrte Dakon zurück.
    »Nur wir und Narvelan«, sagte er.
    Zu Tessias Überraschung lösten sich zwei weitere Magier und ihre Meisterschüler von den anderen, um ihnen die Straße hinauf zu folgen. Lord Bolvin und Lord Ardalen. Dakon nickte ihnen dankend zu.
    Es sieht so aus, als sei nicht jeder bereit, sich im Schutz der Gruppe zusammenzukauern, während gewöhnliche Kyralier sterben. Obwohl Ardalen wahrscheinlich mehr wird wissen wollen. Wir kommen jetzt langsam in die Nähe seines Lehens.
    »Hat der Späher gesagt, worin die Verletzung bestand?«, murmelte sie.
    Dakon schüttelte den Kopf.
    Etliche nervöse Minuten später kamen sie zu einem winzigen, steinernen Gebäude am Rand des Pfads. Insekten umschwirrten zwei davor am Boden liegende Männerleichen. Dakon, Tessia und Jayan saßen ab, aber die anderen blieben auf ihren Pferden und bildeten einen schützenden Halbkreis um die Vorderseite des Hauses.

    Tessia griff nach der Tasche ihres Vaters und folgte Dakon, während dieser vorsichtig durch die offene Tür trat. Ein Licht flammte auf und zeigte einen Tisch, der den Raum fast zur Gänze ausfüllte. Sie blieben stehen und hielten Ausschau nach dem Überlebenden.
    Als Tessia in den hinteren Teil des Raums ging, verfing sich ihr Fuß in etwas auf dem Boden. Sie blickte hinab und sah ein Bein, dann ging sie in die Hocke und fand einen jungen Mann, der unter dem Tisch lag.
    Er starrte sie mit verängstigten Augen an.
    »Du bist jetzt in Sicherheit«, sagte sie. »Das Haus ist umstellt von Magiern - kyralischen Magiern. Wo bist du verletzt?«
    Dakon ließ das Licht ein wenig tiefer schweben, und Tessias Herz krampfte sich zusammen, als sie sah, wie bleich der Mann war. Seine Lippen waren blau, und er zitterte. Sie konnte jedoch keine Spur von Blut ausmachen. War es eine innere Verletzung? Der Mann hatte sich nicht bewegt. Er starrte sie nur mit großen Augen an.
    »Zeig mir, wo du verletzt bist«, sagte sie. »Ich kann dir helfen. Mein Vater war Heiler und hat mich viel von dem, was er wusste, gelehrt.«
    Als er sich immer noch nicht rührte, überprüfte sie seine Rhythmen. Die Zeitspanne zwischen seinen Herzschlägen war unmöglich lang. Sein Atem ging in qualvoll flachen Stößen. Dakon beugte sich vor und drehte eins der Handgelenke des Mannes um. Ein dünner, bereits von geronnenem Blut versiegelter Schnitt hob sich deutlich von seiner totenbleichen Haut ab.
    »Das ist nicht genug, um ihn zu töten«, erklärte Tessia.
    Der Blick der weit aufgerissenen Augen war jetzt auf die Unterseite des Tisches gerichtet. Dann trübte sich der Blick. Ein letzter langsamer Atemzug kam über die Lippen des Mannes. Dakon fluchte. Er legte dem Verletzten eine Hand auf die Stirn. Kurz darauf zog er sie wieder zurück. »Der größte Teil seiner Energie wurde ihm genommen. Er hatte nicht mehr genug Kraft, um weiterzuatmen.«
    »Hättet Ihr... hättet Ihr ihm ein wenig Kraft zurückgeben können?«, fragte Tessia.

    Dakon runzelte die Stirn. »Ich weiß es nicht. Ich habe es nie versucht - es war niemals notwendig. Und ich habe auch noch nie gehört, dass irgendjemand es getan hätte.« Er sah den Mann bedauernd an. »Ich würde es jetzt versuchen, aber ich nehme an, es ist zu spät.«
    Tessia nickte. »Mein Vater sagte immer, es sei töricht und falsch zu versuchen, den Tod rückgängig zu machen. Er hatte von einem Mann gelesen, dessen Rhythmen nach dem Stillstand wieder in Gang gesetzt worden waren, dessen Geist jedoch nie wieder derselbe geworden ist.«
    »Wenn wir auf einen weiteren Fall wie diesen stoßen«, sagte Dakon, »werden wir es versuchen.«
    Tessia lächelte, und eine Woge der Dankbarkeit und Zuneigung für diesen Mann stieg in ihr hoch.

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