Magie
sie ab. Dann seufzte sie vor Erleichterung, als Jayan sich neben sie fallen ließ und die Tasche ihres Vaters klappernd auf dem Boden aufschlug.
»Sei vorsichtig damit«, sagte sie. Sie öffnete die Tasche und nahm ihr stärkstes Betäubungsmittel heraus. Zu ihrer Überraschung nahm Jayan ihr die Flasche ab.
»Ich kann das Mischen übernehmen«, erklärte er. »Du brauchst mir nur zu sagen, wie viel.«
Er befolgte sorgfältig ihre Anweisungen, während sie die Kleider des Mannes aufschnitt, dann gaben sie dem Verletzten die Dosis und sahen ungeduldig zu, während das Medikament Wirkung zeigte. Tessia legte abermals die Hände auf seine Brust.
Nachdem sie wiederum Magie in sich gesammelt hatte, zog sie zerrissene Pulspfade zusammen und schob gebrochene Knochen wieder an die richtige Stelle. Aber noch während sie das tat, wusste sie, dass es nicht funktionieren würde. Es hatte sich bereits zu viel Blut in ihm gesammelt, und zu wenig war in seinen Pulspfaden verblieben. Fleisch, das zerschnitten worden war, konnte von Magie nicht lange genug zusammengehalten werden, um zu verheilen. Wenn ich doch nur dafür sorgen könnte, dass das Fleisch schneller heilt, überlegte sie.
Noch während sie Blut in seinem Körper entfernte, um Platz
zu schaffen für seine Organe, wusste sie, dass zu viel davon verloren worden war. Dann lief ein Zucken durch den Körper des Mannes. Sie spürte, wie die lebenswichtigen Rhythmen unregelmäßig wurden und schließlich versagten.
Als Dakons Stimme ihre Konzentration durchbrach, war sie sich nicht sicher, wie lange sie den toten Mann angestarrt und versucht hatte zu überlegen, wie sie ihn hätte retten können. Es musste eine Möglichkeit geben.
»Komm, Tessia«, sagte Jayan mit untypisch sanfter Stimme. »Wir müssen gehen. Du hast dein Bestes gegeben.« Er blickte hinab. »Aber du solltest dir besser zuerst die Hände waschen.«
Sie betrachtete ihre blutverschmierten Hände und nickte, bevor sie zu dem Fluss hinüberging. Am Ufer hockte sie sich hin und ließ sich von dem Wasser reinigen. Jayan hob die Tasche ihres Vaters auf und wartete auf sie.
Dann warf sie einen letzten nachdenklichen, bekümmerten Blick auf den Toten und ging über das Feld zu den Magiern hinüber.
27
A cht Magier und acht Meisterschüler warteten am Waldrand und blickten schweigend zu den nächststehenden Häusern hinüber. Im Dorf war es still. Keins der Gebäude wies Spuren einer Beschädigung auf. Es war ein Bild trügerischen Friedens, das sich für jeden Besucher oder vorbeiziehenden Reisenden als tödliche Falle erweisen konnte.
Wäre es genauso gewesen, hätte Takado die Absicht gehabt, zu bleiben und Mandryn zu besetzen?, fragte Dakon sich. Hat er meine Leute getötet und mein Zuhause zerstört, nur um etwas klarzustellen?
Galt die Botschaft einzig mir, oder wollte er nur beweisen, dass er es tun kann?
Eine Familie, der es gelungen war, sich vor den Sachakanern zu verstecken und dann während der frühen Morgenstunden zu fliehen, hatte den Magiern erzählt, was in Tecurren geschehen war. Ihre Geschichte, die sie abwechselnd erzählten, weil jedem von ihnen nach wenigen Sätzen die Stimme versagte, hatte das Grauen und den Zorn wieder heraufbeschworen, die Dakon empfunden hatte, als er vom Schicksal seiner eigenen Leute erfahren hatte. Mit dem Grauen und dem Zorn kamen Ohnmacht und Schuldgefühle, weil er nichts hatte tun können, um das zu verhindern. Und das Wissen, das keinen Trost brachte, dass er, Jayan und Tessia zusammen mit allen anderen gefoltert und getötet worden wären, wären sie nicht fort gewesen.
Auf keinen der vier Sachakaner, die Tecurren in Besitz genommen hatten, passte jedoch Takados Beschreibung. Ihr Anführer war der grausamste von allen gewesen; er hatte seinen Opfern zuerst ihre Macht genommen, dann hatte er sie gefoltert und anschließend zerstückelt.
Das klingt vertraut, dachte Dakon düster, obwohl wir nicht davon ausgehen können, dass es nur einen einzigen Sachakaner mit dieser Angewohnheit gibt.
Die jungen Frauen waren den Berichten der Flüchtlinge zufolge gemeinsam in das größte Haus geschafft worden, das einst dem inzwischen verstorbenen Dorfmeister gehört hatte. Den Rest der Dorfbewohner, die noch nicht tot waren, hatten die Sachakaner in eine kleine Versammlungshalle gesperrt. Vielleicht hatten sie die Absicht, ihren Opfern jeden Tag Macht zu nehmen. Späher, die zur Erkundung vorausgeschickt worden waren, hatten Gestalten im Haupthaus ausgemacht, waren
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