Magie
gewesen.«
»Wenn diese Menschen auseinandergestoben sind, dann könnte jemand entkommen sein«, warf Werrin ein. »Wir sollten allen Spuren folgen und feststellen, ob einige davon vielleicht nicht bei einem Leichnam enden.«
Meisterschüler und Magier sahen einander in stiller Bestürzung an, dann nahm sich jeder Magier jeweils eine Spur vor. Wenn er einen Leichnam fand, rief er: »Ich habe ihn gefunden.« Dakon ritt weiter auf eine Reihe von Bäumen zu. Tessia hörte das Geräusch von fließendem Wasser und begriff, dass sie sich einem Fluss näherten.
Kurz vor dem Fluss fanden sie denjenigen, der die Spur hinterlassen hatte. Er lag mit dem Gesicht nach unten über einem Baumstamm. Jetzt drehte er den Kopf zur Seite und starrte zu ihnen empor, die Augen voller Schmerz und Entsetzen. Sein Atem ging in kurzen, gequälten Stößen.
»Er lebt!«, rief Jayan aus.
Sie sprangen zu Boden und näherten sich dem Mann. Dakon ließ sich in die Hocke nieder und redete beruhigend auf ihn ein. Langsam verdrängte Hoffnung die Furcht auf dem Gesicht des Mannes.
»Was ist hier geschehen?«
»Auf Befehl Dorf verlassen«, flüsterte der Mann. »Magier. Sachakaner. Auf der Straße.« Er hielt inne; das Sprechen bereitete ihm offenkundig Schmerzen. »Sie... Elia. Sie hat mir gesagt... lauf weiter... dann... getroffen...«
Tessia untersuchte ihn sanft. »Wo tut es weh?«
»Hinten«, keuchte er. »Vorne. Überall.«
Behutsam tastete sie seinen Körper ab. Seine Rippen waren an mehreren Stellen gebrochen, einige durch einen Schlag von hinten und einige, vermutete sie, durch seinen Sturz auf den Baumstamm.
»Zunächst einmal sollten wir dich da herunterholen«, sagte Tessia. Sie umgab ihn mit Magie und zog ihn vorsichtig von dem Baumstamm, bis er auf dem Rücken zu liegen kam. Er
stöhnte laut, seine Augen waren weit aufgerissen, und er atmete sehr schnell. Zumindest weist nichts darauf hin, dass die Rippen seine Lungen durchstoßen haben. Er hat großes Glück gehabt.
»Kannst du ihm helfen?«, fragte Jayan. Tessia sah ihn stirnrunzelnd an, aber Dakon ersparte ihr die Notwendigkeit, entweder lügen oder ihre Zweifel vor einem Patienten äußern zu müssen.
»Hast du gesehen, in welche Richtung sie anschließend geritten sind?«
»Te - Tecurren.«
Dakon richtete sich auf, und in seinem Gesicht standen tiefe Sorgenfalten. »Ich sollte den anderen Bescheid geben.« Er schaute sich um. »Es ist zu gefährlich für euch, hier zu warten, falls einer der Sachakaner zurückgeblieben sein sollte.«
»Das bezweifle ich, wenn sie auf dem Weg nach Tecurren waren«, meinte Jayan. »Sie haben seit Mandryn keine Siedlung mehr angegriffen, die so groß wäre und so weit vom Gebirge entfernt. Wenn tatsächlich einige von ihnen zurückgeblieben sind, werden es nicht viele sein, und sie werden das Risiko nicht eingehen, die Aufmerksamkeit von acht Magiern auf sich zu lenken.«
Dakon blickte zwischen Jayan und Tessia hin und her, dann nickte er. »Du wirst nicht viel Zeit haben«, sagte er zu Tessia. »Werrin wird so schnell wie möglich nach Tecurren reiten wollen.«
»Ich werde nicht lange brauchen«, versicherte Tessia ihm.
Als Dakon davonging, stand Jayan auf. »Ich hole deine Tasche.«
»Danke«, sagte sie. Als er zu ihrem Pferd lief, richtete sie ihre Aufmerksamkeit auf den Verletzten. Er starrte sie an. Normalerweise hätte sie gewusst, dass sie ihn in der Zeit, die ihr zur Verfügung stand, unmöglich würde retten können. Die meisten Patienten, die ihr Vater wegen solcher Verletzungen behandelt hatte, waren gestorben, obwohl sie nicht so lange unbehandelt geblieben und nicht ganz so schwer verletzt gewesen waren wie dieser Mann.
Aber sie gebot über Magie. Wenn sie die Magie benutzte,
brauchte sie ihn nicht aufzuschneiden. Sie konnte Knochen bewegen und Pulspfade blockieren. Behutsam legte sie ihm die Hände auf die Brust, schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Fleisch unter der Haut.
Sofort wusste sie, dass der Schaden größer war, als es den Anschein gehabt hatte. Die meisten seiner Rippen waren zerschmettert worden. Obwohl die Knochen die Lungen nicht durchbohrt hatten, waren Pulspfade zerrissen und andere Organe beschädigt. Sie sammelte Magie, griff damit in den Körper des Mannes und versuchte, einen der zerfetzten Pulspfade zusammenzudrücken.
Der Mann keuchte gequält auf. Sie zog sich zurück und betrachtete ihn noch einmal. Was sie tun musste, würde extrem schmerzhaft sein. Schritte hinter ihr lenkten
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