Magie
hätte, Ehemänner zu töten. Aber der erste Grund ist vermutlich wahrscheinlicher. Eurem Vater ist es überaus wichtig, was aus seinem Reichtum und seinem Land werden wird, wenn er stirbt. Ich hatte angenommen, es sei ihm lieber, wenn sein Vermögen einem Mann in die Hände fiele, den er nicht mag, als dem Kaiser, denn Kachiro ist etwa so alt wie er selbst, und wird, wenn nichts Unvorhergesehenes geschieht, nicht lange vor oder nach ihm sterben. Dann fiele alles an deinen Sohn oder deine Tochter. Aber ich könnte mich irren. Vielleicht ist das Ganze doch komplizierter.« Sie blickte nachdenklich drein.
»Kachiro sagte, wir würden einen Weg finden, ein Kind zu bekommen. Lügt er?«
Vora schüttelte den Kopf und lächelte. »Es gibt andere Möglichkeiten, den Braten zu begießen, wie es so schön heißt.«
Stara verzog das Gesicht. »Warum sind alle sachakanischen Sprichwörter so grob?«
Die Sklavin zuckte die Achseln. »Zu Anfang war es wahrscheinlich ein Sklavensprichwort. Was die Prozesse des Lebens betrifft, sind wir absolut ehrlich.«
»Wenn es andere Möglichkeiten gibt, wie ich schwanger werden kann, dann ist es immer noch möglich, dass Vaters Vermögen an die Nachkommen meines Mannes fällt.«
»Ja.« Vora erhob sich und begann im Raum auf und ab zu gehen. »Wenn Euer Vater nichts dagegen hat, dass Ihr ein Kind bekommt, dann muss er in Betracht gezogen haben, dass Ihr auf andere Weise schwanger werden könntet. Euer Vater weiß, dass er die Vaterschaft all Eurer Kinder mit Erfolg anfechten kann. Es wissen entweder mehr Menschen von Kachiros Unvermögen, als ihm bewusst ist, oder Euer Vater hat andere Beweise. Jemanden, der bereit ist, es zu bestätigen. Oder jemanden, der nicht dazu bereit ist, aber nicht die Macht hat, eine Gedankenüberprüfung zu verhindern.« Voras Stimme
verlor sich. Sie hielt in ihrem Auf und Ab inne, und ein nachdenklicher Ausdruck trat in ihre Züge.
Stara erhob sich und begann an Voras Stelle, auf und ab zu gehen. »Also, wenn Vater nicht will, dass ich ein Kind bekomme, oder beabsichtigt, die Legitimität dieses Kindes anzufechten, wen will er dann als Erben sehen?« Ihr Herz setzte einen Schlag aus, und sie sah die alte Sklavin an. »Er hat immer noch die Absicht, Nachira zu töten!«
Vora blickte auf, und ihre Miene wurde ernst. »Ah.«
Eine Woge des Ärgers und der Ohnmacht schlug über Stara zusammen. »Ich habe mich umsonst bereit erklärt zu heiraten! Er wollte mich nur aus dem Weg haben. Arrgh! Das Ganze ist doch verrückt!« Sie blieb stehen und drehte sich zu Vora um. »Warum will Vater nicht, dass ein Enkelkind von mir ihn beerbt? Es ist schließlich nicht so, als könnte Kachiro alles an sich bringen, bevor Ikaro stirbt.«
Vora zuckte die Achseln. »Ein Teil des ganzen Problems ist Stolz. Ein Erbe in direkter Linie durch männliche Söhne wird als ideal betrachtet, und wenn Euer Vater irgendetwas ist, dann ein Traditionalist. Außerdem betrachtet er sein Gewerbe wie einen weiteren Sohn oder eine weitere Tochter. Er will sicherstellen, dass es eine Zukunft hat und in die Hände von Menschen übergeht, die es aufrechterhalten werden.«
»Will er es so sehr, dass dieser Wunsch es rechtfertigt, Nachira zu töten?«
»Ja.« Die Sklavin seufzte.
Von einem jähen Gefühl der Hilflosigkeit erfüllt, setzte Stara sich wieder hin. »Ich wünschte, wir könnten Nachira heimlich fortschaffen und irgendwo hinschicken, wo sie in Sicherheit wäre.«
»Das wünschte ich auch«, sagte Vora bekümmert. »Und ich bin nicht länger in der Lage zu helfen.« Ihre Augen wurden schmal. »Obwohl es mir vielleicht gelingen könnte, Ikaro eine Warnung zukommen zu lassen, falls er nicht bereits aufgebrochen ist.«
»Aufgebrochen? Ah, der Krieg gegen Kyralia.« Stara schüttelte den Kopf. »Wenn Vater so versessen darauf ist, an einen
Erben durch seinen Sohn heranzukommen, warum schickt er Ikaro dann in den Krieg?«
Vora verzog das Gesicht. »Wiederum Stolz. Jeder Ashaki, der nicht kämpft, wird an Respekt und Ansehen verlieren. Er hat sich höchstwahrscheinlich ebenfalls der Armee angeschlossen.«
Stara seufzte. Ob Mutter irgendetwas von alledem weiß? Sie kann nicht wissen, dass ihr Mann plant, ihre Tochter durch eine Verheiratung aus dem Weg zu räumen. Nachira kennt sie nicht einmal, obwohl sie sich natürlich fragen muss, warum sie noch keine Enkelkinder hat. Weiß sie, dass ihr Sohn nach Kyralia unterwegs ist, um zu kämpfen? Wie wird sich ein Krieg zwischen Sachaka und
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