Magie
eine schwere Brandverletzung reagierte und welche anderen Veränderungen sie im Körper bewirkte. Sie suchte nach einem Gefühl.
Plötzlich konnte sie seinen Schmerz spüren.
Es war schrecklich. Sie prallte zurück. Öffnete die Augen, begriff, dass sie laut aufgeschrien hatte.
»Was ist los?«, fragte Jayan erschrocken. »Du solltest besser gleich anfangen, das Schmerzmittel zusammenzumischen«, erwiderte sie, dann zwang sie sich, die Augen zu schließen und abermals ihren Geist auszusenden.
So etwas habe ich noch nie zuvor gespürt! Sie wusste, wenn sie zögerte, würde sie den Mut verlieren, sich diesem Schmerz noch einmal zu stellen, daher tauchte sie wieder in das Bewusstsein des Mannes ein. Eifer und Widerstreben rangen in ihr, und es dauerte lange Augenblicke, bevor sie abermals von dem Schmerz mitgerissen wurde. Diesmal zwang sie sich, standzuhalten und den Schmerz zu ertragen. Zwang sich, den Mann zu untersuchen und sachte abzutasten.
Binnen weniger Momente hatte sie begriffen, wo sie Magie einsetzen musste, um den Schmerz zu blockieren. Aber sie zögerte.
Soll ich das wirklich tun? Vater hat immer gesagt, Schmerzen seien die Methode des Körpers, einen Menschen dazu zu bringen, sich still zu verhalten und zu genesen. Dieser Mann wird trotzdem sterben, aber wie erschreckend wäre es für seine Tochter, wenn er plötzlich, am ganzen Leib verbrannt, umherginge, nur um dann zusammenzubrechen und zu sterben?
Wenn sie den Schmerz vielleicht verringern konnte... vorsichtig sammelte sie Macht und blockierte einige der Pfade. Der Körper unter ihrer Hand entspannte sich ein wenig. Unsicher, ob sie genug oder zu viel getan hatte, zog sie sich zurück und öffnete die Augen.
Der Vater des Mädchens war wach. Er unternahm keinen Versuch, sich zu erheben. Ihr wurde klar, dass er erschöpft war und wahrscheinlich niemals die Energie aufbringen würde aufzustehen.
»So«, sagte sie und sah das Mädchen und Jayan an. »Das hat ihm ein wenig Linderung verschafft.« Sie blickte zu Jayan hinüber, der Pulver in einen Mischkrug abgemessen hatte. »Mach dir keine Mühe. Ich habe herausgefunden, wie ich den Schmerz mit Magie blockieren kann.«
Seine Augen weiteten sich, und er starrte sie erstaunt an. Dann schüttelte er den Kopf und legte die verschiedenen Dinge in die Tasche ihres Vaters zurück.
»Wer seid Ihr?«, erklang eine krächzende Stimme.
Sie zuckten beide zusammen und blickten auf den verbrannten Mann hinunter.
»Magier«, erwiderte Jayan. »Und Tessia verfügt über einige Kenntnisse der Heilkunst.«
Der Mann sah sie an. »Magier, die Heiler sind. So etwas habe ich noch nie gehört.«
Tessia lächelte. »Ich auch nicht.«
»Ihr seid also auf dem Weg, in den Kampf zu ziehen?«
Ihr Lächeln verblasste. »Ja.«
»Gut. Und nun fort mich Euch.«
»Aber«, begann Tessia. Ich habe nicht einmal versucht, ihn zu heilen...
»Macht Euch um mich keine Sorgen. Tötet diese Bastarde, bevor sie dies hier noch mit jemand anderem machen können. Das ist das Beste, was Ihr jetzt tun könnt. Nur zu.« Er hob den Kopf leicht an, und sein Blick wanderte an ihnen vorbei. »Eure Armee zieht ohne Euch weiter.«
Jayan schaute zur Straße hinüber und runzelte die Stirn.
Er hat recht, dachte Tessia. Ich kann ihn nicht retten, und wir sollten uns nicht zu weit von Dakon entfernen. Der Mann rief einen Namen, und seine Tochter rückte näher an ihn heran. »Du gehst zu deiner Tante Tanna, ja? Du kennst den Weg.«
Als das Mädchen protestierte, stand Tessia auf. Jayan folgte ihrem Beispiel. Sie holte tief Luft, stieß sie in einem langen Seufzer wieder aus und zwang sich dann, zur Straße zurückzugehen.
»Du hast nicht versucht, ihn zu heilen?«, fragte Jayan.
»Nein. Es hatte keinen Sinn, es zu versuchen. Ich könnte ihn nicht retten.«
»Es hat immer einen Sinn, etwas zu versuchen. Selbst wenn du jemanden nicht retten kannst, kannst du etwas dabei lernen - und genau das hast du getan. Du hast den Schmerz mit Magie abgeblockt.«
Sie verzog das Gesicht. »Aber das ist noch keine Heilung durch Magie.«
»Es ist jedoch etwas Neues. Etwas, das bisher keinem Magier oder Heiler gelungen ist.«
Sie runzelte die Stirn. »Und ich habe keine Ahnung, ob ich es ungeschehen machen kann. Was ist, wenn ich den Schmerz bei der Behandlung einer geringfügigen Verletzung betäuben, dies aber nicht wieder rückgängig machen kann? Würde der Betreffende dann dauerhaft gefühllos sein?«
Er zuckte die Achseln. »Du wirst schon
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