Magie
heiß, dass man sich verbrennen würde, wenn man in die Nähe käme. Wenn es sich abkühlt, verfestigt es sich zu seltsamen Steinen.«
»Leben dort Menschen?«
»Nein. Es ist zu gefährlich. Aber die Stämme riskieren es ab und zu, dort Edelsteine zu ernten, denen sie magische Eigenschaften nachsagen. Ich habe solche Edelsteine in einigen der Höhlen weiter südlich gefunden und keine Magie in ihnen gespürt.«
»Ich will sie abbauen«, erklärte Kachiro ihr. »Wenn wir von den Duna-Stämmen das Geheimnis ihrer Verwendung erfahren, werden wir sie vielleicht zu hohen Preisen verkaufen können. Aber selbst wenn uns das nicht gelingt, können wir sie immer noch mit einem guten Gewinn an Juweliere verkaufen.«
»Du solltest feststellen, ob Motara ebenso gute Schmuckstücke entwirft wie Möbel«, schlug sie vor.
Seine Augen leuchteten interessiert auf. »Das ist eine Idee...«
Chavori zuckte die Achseln. »Solange wir nur genug dabei verdienen, dass ich meine Arbeit fortsetzen kann. Und nun lass mich Stara zeigen, wie eine richtige Karte aussieht.«
Er griff nach der Papierrolle, löste einen weiteren Bogen daraus und legte ihn über den ersten. Dieser war nicht so künstlerisch gezeichnet, und die Hälfte der Karte war leer. Statt durch kleine Bilder waren Berge jetzt durch ein Bündel von Linien dargestellt, die von dem Gipfel als Mittelpunkt ausgingen. Städte mit einzelnen Gebäuden waren nun zu Punkten geschrumpft.
»Diese Karte zeigt Euch nicht nur, wo jeder Berg steht, sondern auch, wo die Täler zwischen ihnen verlaufen«, erklärte Chavori ihr. Er zeichnete mit dem Finger die feien Bahnen
zwischen den Bergen nach. »Ich kann nicht nur das Tal zeigen, sondern auch die Breite des Tales andeuten, indem ich breitere Freiräume lasse. Seht Ihr dies hier?« Er zeigte auf eine große weiße Lücke, durch die sich eine blaue Linie schlängelte. »Es ist wahrscheinlich das schönste Tal, das Ihr jemals zu Gesicht bekommen könntet. Keine Felder, nur wilde Enka, die dort grasen. Dieser Fluss strömt mitten hindurch. Berge zu allen Seiten.« Er deutete mit einer anmutigen Bewegung nach oben, dann breitete er die Arme aus. »Und der mächtigste blaue Himmel darüber.«
Seine Augen waren bei der Erinnerung trüb geworden, und ein Stich der Sehnsucht durchzuckte Stara. Würde sie jemals wieder das Land jenseits der Stadt durchstreifen? War die Reise von Elyne nach Sachaka ihre letzte gewesen?
Sie blickte hinab und suchte nach den Buchstaben des Wortes »Elyne«. Sie waren seitlich eingezeichnet, entlang einer roten Linie, die den Bergen am oberen linken Rand der Karte folgte. Die rote Linie musste die Grenze sein, überlegte sie. Und wenn eine blaue Linie einen Fluss anzeigte, stand dann diese dicke schwarze Linie, die sich durch die Berge von der elynischen Grenze nach Arvice zog, für die Straße? Wieder betrachtete sie die Berge, und plötzlich wirkte die Karte, als hätte sie eine gewiss Tiefe gewonnen.
»Ah«, sagte sie. »Jetzt erkenne ich die Illusion. Es ist so, als betrachteten wir das Land von oben. Der zentrale Punkt, an dem sich die Berglinien treffen, ist der Gipfel.«
»Ja!« Chavori wandte sich an Kachiro. »Du hattest recht: Deine Ehefrau ist außerordentlich klug.«
Kachiro lächelte breit. »Ja, nicht wahr?«, erwiderte er selbstgefällig.
Chavori sah zuerst Stara an, dann wieder Kachiro. »Was kann ich Euch sonst noch zeigen?«
Kachiro musterte die Karte nachdenklich. »Hast du auch Karten von Kyralia mitgebracht?«
Das triumphierende Lächeln auf Chavoris Gesicht erstarb, und an seine Stelle trat eine duldsame Grimasse. »Natürlich. Heutzutage will jeder Karten von Kyralia.«
»Wir stehen im Krieg mit ihnen«, bemerkte Kachiro.
»Ich weiß, ich weiß.« Chavori seufzte und griff abermals nach der Rolle. Nachdem er einige weitere Blätter wie das letzte herausgelöst hatte, breitete er schließlich eine weitere der schön verzierten Karten aus, mit Zeichnungen von Städten und Bergen.
Kachiro deutete auf den Pass, dann hielt er die Hand über die Berge, die Kyralia von Elyne trennten. »Nach allem, was ich gehört habe, haben sich die Ichani unter der Führung von Ashaki Takado etwa hier versammelt. Als ihre Zahl groß genug war, um eine Armee zu bilden, zogen sie in die ländlichen Gebiete im Norden und nahmen Dörfer und Städte ein.«
Chavori schüttelte den Kopf. »Die Berichte, die mir zu Ohren gekommen sind, besagen, dass sie sich nicht die Mühe machen, an irgendeinem Ort zu
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