Magie
verweilen, um die Menschen zu beherrschen. Stattdessen haben sie die Städte zerstört und die Menschen vertrieben.«
»Ich bezweifle, dass sie sie vertreiben«, bemerkte Kachiro. »Wahrscheinlich töten sie sie und nehmen ihre Stärke. Wenn sie sie der kyralischen Armee entgegentrieben, würden sie ihren Feinden lediglich weitere Menschen zur Verfügung stellen, von denen sie Stärke aufnehmen können. Warum sollten sie ihnen zusätzliche Macht geben, wenn sie sie für sich selbst nutzen können?«
Chavori zuckte die Achseln. »Ja, du hast sicher recht.« Er deutete mit weit ausholender Geste von den Bergen zu der Ansammlung von Gebäuden, über denen der Name »Imardin« stand. »Sie werden auf dem Weg zur Hauptstadt sein. Aber ich kann nicht umhin, mich zu fragen...« Er blickte zu Kachiro auf. »Ich habe dir erzählt, dass ich auf dem Rückweg nach Arvice an Nomakos Armee vorbeigekommen bin. Erinnerst du dich?«
Kachiro nickte. »Ja.«
»Damals ist mir aufgefallen, dass die Armee in drei Verbände aufgeteilt war. Nomako an der Spitze der ersten Gruppe, während zwei andere kleinere Gruppen angeführt haben.« Chavori schaute wieder auf die Karte hinab. »Vermutlich sollten
diese drei Abteilungen getrennt marschieren, sobald sie die Grenze überquert hatten.«
»Warum sollten sie das tun?«, fragte Kachiro.
Chavori hob die Schultern. »Damit sie durch verschiedene Regionen Kyralias ziehen und dabei Stärke von den Menschen aufnehmen können. Die Kyralier werden ihre Streitkräfte nicht in drei Teile aufspalten wollen - oder in vier, schließlich ist da auch noch Takados Armee -, um es mit ihnen aufzunehmen.«
»Dann werden alle Gruppen gleichzeitig in Imardin eintreffen.«
»Jene, die nicht auf Widerstand gestoßen sind, werden immer noch stark sein und bereit für die Schlacht.«
»Hmm.« Kachiro betrachtete mit schmalen Augen die Karte. »Und bei welcher Gruppe ist es am wahrscheinlichsten, dass sie auf Widerstand stoßen wird?«
Chavoris Augen weiteten sich. »Bei Takados Armee! Er war als Erster dort, und wenn Nomako den richtigen Zeitpunkt wählt, wird Takado bereits das Ziel der Kyralier gewesen sein. Wenn er sich Nomakos Armeen anschließt, wird seine Gruppe die schwächste sein.«
»Nomako wird Imardin erobern und anstelle von Takado als Held nach Hause zurückkehren. Selbst wenn die Menschen das durchschauen, werden sie Kaiser Vochira dafür bewundern, dass er ihn überlistet hat.« Er sah Chavori beeindruckt an. »Du hast einen guten Kopf für Schlachtstrategien. Vielleicht solltest du die Armee anführen?«
Der junge Mann errötete abermals. Ein oder zwei Sekunden lang sahen sie einander an, dann senkten beide den Blick wieder auf die Karte.
Stara runzelte die Stirn. Sie hatte das Gefühl, als hätte sie soeben etwas verpasst. Aber andererseits war sie keine Expertin, wenn es um Kriegsführung ging. Obwohl sie davon überzeugt war, alles verstanden zu haben, was Chavori gesagt hatte, konnte ihr irgendeine Nuance entgangen sein, die beiden Männern aufgefallen war.
»Darf ich eine Frage zum Krieg stellen?«, warf sie ein.
»Selbstverständlich«, antwortete Kachiro.
»Warum bist weder du noch einer deiner Freunde Teil der Armee?« Das Lächeln in Kachiros Zügen zerfiel. »Ich bin erleichtert, dass du dein Leben nicht aufs Spiel setzt«, versicherte sie ihm. »Mir ist es viel lieber, dass du hier bist. Aber ich vermute, dass es politische Gründe hat, und ich würde die sachakanische Politik gern besser verstehen.«
Kachiro nickte. »Einige der Gründe sind politischer Natur, andere sind es nicht. Mein Vater war vor vielen Jahren wegen eines Feuers in unserem Lager außerstande, eine Bestellung des Kaisers auszuliefern, und er hat Jahre darauf verwandt, die Schuld dafür zurückzuzahlen. Kurz nachdem er die letzte Zahlung geleistet hatte, ist er gestorben. Meine Familie war lange Zeit in Ungnade gefallen, obwohl die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen mit der Zeit einfacher wurde.«
Sein Gesichtsausdruck war so bekümmert, dass Stara bereute, die Frage gestellt zu haben.
»Einige andere meiner Freunde sind ebenfalls in Ungnade gefallen, obwohl Chavoris Familie großes Ansehen genießt«, fuhr er fort. Dann lächelte er. »Das Ganze hat auch einen Vorteil: Wenn unsere Familie weder Achtung noch Respekt genießt, brauchen wir uns der Armee auch nicht anzuschließen, um die Familienehre zu schützen. Ich vermute allerdings, dass man unsere Hilfe angenommen hätte, hätten wir sie
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