Magie
eine Hand los und drehte sich um, sodass sie vor Chavori standen. Der junge Mann lächelte ein wenig nervös.
»Es ist mir eine Freude, Euch wiederzusehen, Stara«, sagte er.
»Und für mich ist es eine Freude, Euch einmal mehr zu begegnen«, erwiderte sie und senkte den Blick.
»Lasst uns Platz nehmen und reden«, erklärte Kachiro und geleitete Stara zu dem am weitesten entfernten der drei Stühle im Herrenzimmer. Davor stand ein kleiner Tisch, auf dem Schalen mit Nüssen im Licht von Kachiros magischer Kugel glänzten. Er trat zurück und bedeutete Chavori, in der Mitte Platz zu nehmen, dann setzte er sich auf die andere Seite des jungen Mannes. »Erzähl uns von deiner Reise in die Berge. Stara weiß nichts über deine Fähigkeiten und deine Abenteuer, Chavori, und ich bin mir sicher, sie würde gern etwas darüber hören.«
Der junge Mann sah Stara an, dann errötete er tatsächlich. »Ich... wir... ich schätze, ich sollte zuerst erklären, was ich tue. Ich zeichne Karten, aber statt zu kopieren, was andere gezeichnet haben, bereise ich die Orte, von denen ich eine Karte zeichnen will, und messe die Entfernungen und Positionen - so gut ich das eben kann mit den Methoden, die mich Seeleute gelehrt haben, und einigen weiteren, die ich selbst entwickelt habe.«
Stara bemerkte, dass er einige Male zu einem großen Metallzylinder hinüberblickte, der an einer Wand lehnte. Er sah sehr schwer aus.
»Habt Ihr irgendwelche Karten hier?«, fragte sie.
»Oh ja!« Er sprang auf und ging zu dem Zylinder hinüber. Nachdem er ihn hochgehoben hatte, trug er ihn zurück zu den Stühlen und setzte sich wieder. Aber er öffnete den Zylinder nicht, sondern liebkoste mit seinen langen Fingern das Metall. Er hat elegante Hände für einen Sachakaner, dachte Stara. So viele von ihnen haben Hände, die zu ihren Schultern passen, breit und stark. Tatsächlich ähnelt er von seinem Körperbau eher einem Kyralier, auch wenn sein Teint der eines Sachakaners ist. Ich frage mich...
»Bist du mit der Karte fertig, die du für den Kaiser gezeichnet hast?«, erkundigte Kachiro sich.
Chavori nickte. »Zumindest soweit es mir mit den Informationen, die mir zur Verfügung standen, möglich war.« Er drehte sich zu Stara um. »Die meisten Menschen finden Karten verwirrend, daher habe ich alles auf eine einzige, simplere
Karte übertragen. Aber es gibt leere Flecken. Ich weigere mich, Einzelheiten in meine Karten einzufügen, von denen ich mich nicht selbst überzeugt habe.«
»Zeig sie uns«, drängte Kachiro seinen Gast.
Chavori strahlte ihn an, dann ergriff er das Ende der Röhre. Der Deckel sprang mit einem melodischen Ploppen ab. Der junge Mann griff hinein und zog eine dicke Rolle Papier heraus.
Nachdem er sie ein Stück weit aufgerollt hatte, löste sich ein Blatt daraus, das sich sofort wieder einrollte. Kachiro schob den Tisch beiseite, sodass Chavori die Karte auf dem Teppich ausbreiten konnte. Kachiro schaute sich kurz um, dann griff er nach den Schalen mit Nüssen und beschwerte damit die beiden gegenüberliegenden Ecken. Danach zog er einen Schuh aus und stellte ihn auf die Ecke an seiner Seite, woraufhin Chavori die Nase rümpfte. Stara streifte ein Armband ab und ließ es auf die andere Ecke fallen, was ihr ein anerkennendes Lächeln von dem jungen Mann eintrug.
Das Papier war bedeckt mit feinen Tintenlinien. Als Stara genauer hinschaute, stieß sie einen leisen Seufzer des Entzückens aus. Sie blickte auf winzige Zeichnungen von Bergen, Ansammlungen von Häusern und Booten und auf eine verschnörkelte Grenzlinie, die die Karte umrahmte.
»Sie ist wunderschön!«, sagte sie.
»Chavori ist ein echter Künstler«, pflichtete Kachiro ihr bei und sah seinen Freund voller Zuneigung an.
Chavori zuckte die Achseln. »Ja, die Menschen bevorzugen dergleichen Dinge, aber ich finde sie ziemlich töricht. Es ist schwierig, genau zu sein.«
Stara deutete auf eine große Gruppe von Gebäuden, die durch eine breite Allee getrennt waren, und den Kaiserpalast. »Das ist also Arvice.«
»Ja.«
Sie betrachtete die Linien der Berge. Am oberen Rand der Karte befand sich eine größere blaue Fläche, und bei einigen Bergen sah Stara, dass sich rote Linien von ihrem Gipfel an den Flanken herabzogen. »Was ist das?«
»Der Jenna-See«, antwortete Chavori. »Und die nördlichen Vulkane. Sie speien Feuer und Asche und das, was die Duna-Stämme Erdblut nennen.«
»Das Rote?«
»Ja. Es spritzt heraus und läuft an den Bergen hinunter, so
Weitere Kostenlose Bücher