Magie
die Wagen schaffen und aufbrechen. Es wird nichts eingepackt. Bringt nur die Menschen weg.« Er sah Tessia an und blinzelte. »Meisterschülerin Tessia? Meister Jayan sucht nach Euch.« Er deutete auf die Mitte des Lagers.
»Danke«, sagte Tessia. Sie blickte noch einmal zu Kendaria hinüber. »Viel Glück.«
»Euch auch.«
Tessia wandte sich ab und lief zwischen den Zelten hindurch. Sie musste mehrmals zur Seite springen, als Männer und Frauen zum Rand des Lagers rannten, wo Pferde und Gorin so schnell wie möglich vor die Karren gespannt werden mussten. Sobald sie den Bereich der Magier erreicht hatte, folgte sie den anderen Meisterschülern, die alle in die gleiche Richtung liefen.
Als sie auf die Straße kam, auf den Platz vor dem Zelt des Königs, sah sie Jayan auf einer großen Kiste stehen. Er rief Befehle und wiederholte dieselben Informationen wieder und wieder, um die hektischen Fragen der Meisterschüler zu beantworten.
»Unsere Armee zieht sich zurück. Die Sachakaner verfolgen sie. Sie werden bald hier sein. Wir müssen bereit sein. Die Diener bringen die Pferde herbei.« Er hielt inne und sah einen der Meisterschüler stirnrunzelnd an. »Hör auf, Zeit mit törichten Fragen zu verschwenden, und schau, ob dein Pferd hier ist!«, fuhr er den Jungen an. Dann drehte er sich um und streckte die Hand aus. »Du da! Arlenin. Ich sehe jemanden dein Pferd herbringen. Ja, dieses hässliche Tier würde ich noch erkennen, wenn es sich auf der anderen Seite des Lagers befände. Geh es holen.«
Tessia legte eine Hand auf den Mund, um nicht laut loszulachen, dann stieg eine Woge der Zuneigung zu ihm in ihr auf. Er hatte nichts übrig für Narren. Obwohl dies in Friedenszeiten nicht immer eine gute Eigenschaft darstellte, war
seine Ungeduld jetzt jedoch genau das, was die Meisterschüler brauchten, um ihre Panik zu vergessen und alles Notwendige zu regeln.
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, aber binnen weniger Minuten saßen fast alle auf ihren Pferden und warteten. Als die Menge rund um Jayan sich allmählich zerstreute, konnte sie näher an ihn herantreten. Ein Diener kam, um Jayan mitzuteilen, dass die Karren beladen waren und bereitstanden. Jayan hielt einen Moment lang inne.
»Dann geh. Ihr werdet langsamer reisen als wir. Gibt es eine andere Straße, abgesehen von der Hauptstraße, die euch nicht direkt zu den Sachakanern führt?«
»Ja. Die Straße ist bereits ausgewählt worden, für den Fall, dass es notwendig werden würde.«
»Gut. Dann geh.«
Der Mann machte eine knappe Verbeugung, dann eilte er davon. Aus irgendeinem Grund überlief Tessia bei diesem Bild ein Schauder. Es ist schwer genug, sich daran zu gewöhnen, dass Jayan sich wie ein höherer Magier benimmt und wie ein solcher behandelt wird, aber ihn in der Rolle eines Anführers zu beobachten, ist in der Tat ausgesprochen seltsam!
»Jayan«, rief sie. Er drehte den Kopf in ihre Richtung, doch dann lenkte ein weiterer Ruf seine Aufmerksamkeit ab. Jemand klopfte ihr auf die Schulter. Als sie sich umdrehte, sah sie Ullan, Dakons Diener und ehemaligen Stallburschen, der ihr die Zügel ihres Pferdes hinhielt. Als sie die Zügel nahm, lächelte er ihr zu, dann rannte er davon.
Erst jetzt betrachtete sie den Sattel und begriff, dass die Tasche ihres Vaters nicht dort war. Sie lag noch im Zelt.
»Die Armee!«, schrie jemand, und der Ruf wurde von mehreren Stimmen aufgegriffen. Tessia versuchte, an den Meisterschülern vorbei zur Straße zu blicken, aber es bestand keine Hoffnung, inmitten der vielen Pferde, die ihr die Sicht versperrten, etwas zu erkennen. Sie drehte sich um, schwang sich in den Sattel und blickte dann zurück.
Vor ihnen bewegte sich ein dunkler Schatten über die Straße, und er kam sehr schnell näher.
Einen Moment lang legte sich eine unheimliche Stille über das Lager, in der sie die fernen Rufe von Wagenlenkern hören konnte, das Brüllen von Gorin irgendwo hinter dem Meer aus Zelten und das Donnern galoppierender Hufe. Die Zeltbahnen klatschten in der kräftigen Brise. Plötzlich wurde ihr bewusst, dass die Sonne aufgegangen war und sie es nicht bemerkt hatte.
»Wo ist die Tasche deines Vaters?«, erklang eine vertraute Stimme.
Als Tessia sich umdrehte, sah sie Jayan neben sich, Mikken auf seiner anderen Seite.
»Noch im Zelt. Ich hatte keine Zeit, sie zu holen.«
Jayan musterte sie eindringlich, dann drehte er sich um und blickte der näher kommenden Armee entgegen. »Vielleicht ist doch noch Zeit.«
»Nein«,
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