Magie
Raum. Einen Moment später schlüpfte Vora aus einem Seitenflur und schloss sich ihr an. »Was haltet Ihr von unserem Gast, Herrin?«
»Er ist ein überraschend angenehmer Gesellschafter.« Stara kicherte. »Ein intelligenter Mann, auch wenn er im Umgang mit anderen ein wenig linkisch wirkt. Ich nehme an, er wird diesem Problem mit der Zeit entwachsen.«
Vora murmelte etwas Nichtssagendes. Als sie Staras Zimmer erreichten, schloss die Sklavin die Tür hinter ihnen.
»Also, Herrin, denkt Ihr, er ist die Art von Mann, die zugeben würde, Vater Eures Kindes zu sein, sollte man ihn bestechen oder erpressen?«
Stara lächelte kläglich. »So feinsinnig wie immer, Vora. Ja, die Art von Mann ist er«, antwortete sie. »Wenn man ihm mit einer Entehrung drohte oder ihn in Versuchung führte, seine Arbeit zu finanzieren, würde er es tun. Keine Bange. Ich werde mich nicht in ihn verlieben.«
»Das ist gut. Obwohl...« Die Sklavin runzelte die Stirn.
»Was?«
Vora blickte zu Stara auf und kniff nachdenklich die Augen zusammen.
»Der Grund, warum Ihr nicht kinderlos bleiben solltet, existiert vielleicht nicht mehr.«
Stara spürte, dass ihr Herz einen Moment lang aussetzte und dann zu rasen begann. »Nachira? Du hast Neuigkeiten? Ist sie... ist sie tot?«
Vora lächelte und schüttelte den Kopf. »Nein.«
Mit einem Seufzer der Erleichterung setzte Stara sich aufs Bett. »Was ist es dann?« Eine Möglichkeit kam ihr in den Sinn, und ein Prickeln der Aufregung durchlief sie. »Ist sie schwanger?«
»Soweit ich weiß, nicht.« Vora kicherte.
»Was ist es dann?« Stara musterte die Sklavin mit gerunzelter Stirn. »Hör auf, mit mir zu spielen! Dies ist sehr ernst!«
Vora hielt inne; ihr Blick wurde nachdenklich und zu Staras Bestürzung wachsam. Dann seufzte sie. »Nachira ist verschwunden. Sie ist entweder fortgegangen, oder jemand hat sie aus dem Haus Eures Vaters geholt.«
Stara starrte die alte Frau an. »Ich verstehe. Du wirkst darüber nicht so erschrocken, wie du es sein solltest.«
»Ihr irrt Euch«, versicherte Vora ihr.
»Nein. Ich irre mich nicht.« Stara erhob sich und trat vor die Sklavin hin. »Was verschweigst du mir?«
Ein Anflug von Furcht trat in Voras Augen. »Vertraut Ihr mir, Herrin?«
Stara zog die Brauen zusammen. Tue ich das? Sie nickte. »Ja, aber es gibt Grenzen, Vora.«
Die Sklavin nickte ebenfalls, dann senkte sie den Blick. »Es gibt einige Dinge, die ich durch... durch neue Verbindungen zu den Sklaven Eures Ehemannes erfahren habe... Dinge, die ich Euch nicht eröffnen kann, weil Menschen sterben werden, falls ich es tue und Euer Gemahl oder Euer Vater Eure Gedanken lesen. Menschen, die Gutes getan haben. Und Menschen, denen sie geholfen haben, wie Nachira.« Sie sah zu Stara auf. »Ich kann Euch nur so viel sagen: Nachira ist in Sicherheit.«
Stara sah der Frau forschend in die Augen, und Vora hielt ihrem Blick ohne einen Wimpernschlag stand. Vertraue ich ihr genug, um dies zu akzeptieren? fragte sie sich. Ich glaube, sie liebt Ikaro und ist ihm treu ergeben, und daher gilt das Gleiche für Nachira. Ich bin mir nicht so sicher, ob sie mich genauso sehr liebt, aber es wäre nachvollziehbar, wenn sie das nicht täte, da sie mich nicht genauso gut kennt. Und doch denke ich, sie würde versuchen, die Notwendigkeit zu vermeiden, zwischen uns zu wählen. Was bedeuten könnte, dass sie mir Informationen vorenthalten muss.
Ich könnte versuchen, ihre Gedanken zu lesen. Aber ich will ihr das nicht antun. Und ist es das Risiko wert, Nachira in Gefahr zu bringen, nur um herauszufinden, was ihr zugestoßen ist?
»Ich hoffe um deinetwillen, dass sie tatsächlich in Sicherheit ist«, erklärte Stara. »Und sobald du mir erzählen kannst, wo sie sich aufhält, erwarte ich von dir, dass du das tust.«
Voras Augen füllten sich mit Tränen. »Das werde ich tun. Ich verspreche es. Danke, Herrin.«
»Weiß Ikaro schon Bescheid?«
»Das wäre unmöglich. Sie ist erst gestern Nacht verschwunden. Kein Bote hätte ihm die Nachricht so schnell überbringen können, selbst wenn er wüsste, wo in Kyralia Ikaro sich aufhält.«
Stara ging zum Bett zurück und legte sich hin. »Armer Ikaro. Ich hoffe, es geht ihm gut.«
»Ich auch«, versicherte Vora ihr. »Ich auch.«
39
W er hätte gedacht, dass Pferde sich für das Überleben der Armee als so ungeheuer wichtig entpuppen würden?, überlegte Dakon.
Ihm fiel der Disput unter den Anführern vor der Schlacht ein, als es um die Frage gegangen war,
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