Magie
Vorteil entschieden auf der kyralischen Seite. Aber die Neuankömmlinge der sachakanischen Armee waren, ohne auf Widerstand zu treffen, durch den Süden Kyralias gezogen und hatten sich ungehindert stärken können. Wer wusste, wie stark sie geworden waren?
Aber wir haben die Kraft all dieser Menschen, rief sie sich ins Gedächtnis. Das wird gewiss genügen.
Lichter schwebten über den beiden Armeen. Zwei Gestalten bewegten sich von der kyralischen Seite auf den Feind zu. Tessia erkannte in ihnen König Errik und Magier Sabin.
Von der gegenüberliegenden Seite trat eine einsame Gestalt vor. Sie kniff die Augen zusammen, dann überlief sie ein kalter Schauder, als sie Takado erkannte. Die Erinnerung daran, wie er sie lüstern angegrinst hatte, blitzte in ihren Gedanken auf. Angesichts der furchtbaren Dinge, die er seit diesem Augenblick getan hatte, war ihr klar, dass sie großes Glück gehabt hatte. Nicht nur weil sie in sich die Magie entdeckt hatte, um ihn wegzustoßen, sondern weil er das Risiko nicht hatte eingehen können, sie in diesem Augenblick zu töten.
Aber ich wünschte, ich hätte ihn getötet, statt ihn nur quer durch den Raum zu schleudern. Ich hätte mich dafür gehasst, da ich nicht gewusst hätte, dass er Kyralia zu überfallen plante, aber es hätte uns so viel Schmerz und Tod erspart.
Mit diesem Gedanken kam der Zorn, und einen Moment lang stellte sie sich vor, wie sie selbst dort unten den letzten Schlag gegen Takado führte. Den, der ihn zu Asche verbrannte oder alle Knochen in seinem Körper zerschmetterte. Dann schauderte sie, abgestoßen von ihrer eigenen Fantasie.
Wie kann ich daran denken, zu verwunden und zu töten, wenn ich mir nichts mehr wünsche, als Menschen zu heilen und Leben zu retten? Sie seufzte. Ich schätze, ich habe doch ein wenig von einer Kämpferin in mir.
»Was meint Ihr, wird dort gesprochen?«, fragte Kendaria.
Tessia zuckte die Achseln. »Sie heben ihre eigenen Stärken
hervor und die Schwächen des anderen, beschimpfen einander.«
»Ich nehme an, sie tauschen Drohungen aus.«
»Ja. Irgendetwas in der Art. Vielleicht laden sie die jeweils andere Seite ein, sich zu ergeben.«
Plötzlich schoss ein Lichtblitz von Takado auf König Errik zu. Einen Moment später begann die Luft zu zucken und zu vibrieren. Ein Geräusch wie Donner hallte über den Hügel und bildete ein stetiges Grollen, während das letzte Krachen nie ganz verstummte, bevor das nächste erklang. Durch die blendenden Lichtstrahlen sah Tessia Errik und Sabin gelassen zurücktreten, bevor sie sich wieder ihrer Gruppe anschlossen. Tessia erkannte dort auch Dakon.
Plötzlich raste ihr Herz vor Furcht. Die Meisterschüler hatten die beiden letzten Schlachten nicht mit angesehen, sondern waren in sicherem Abstand geblieben. Sie war voller Ungeduld und Frustration gewesen, weil sie nicht gewusst hatte, was geschah. Aber jetzt trauerte sie dieser Unwissenheit beinahe nach. Nun würde sie, falls Dakon oder Jayan starben, es mit ansehen, und sie war sich nicht sicher, ob sie das wollte.
Jayan! Wo ist Jayan? Sie begann, nach ihm Ausschau zu halten.
»Der Menge kommen offensichtlich Bedenken«, bemerkte Kendaria.
»Was? Oh.« Tessia erkannte, dass die Zuschauer sich hastig zurückzogen, wobei einige Menschen in ihrer Panik über andere stolperten.
Doch nicht ein einziger Schlag drang über das Schlachtfeld hinaus. Hatten die Kyralier die Stadt mit einem Schild umgeben? Sie hatte keinen Angriff wahrgenommen, der über die Armee hinauszielte.
Die Tötung der Bevölkerung und die Zerstörung der Gebäude wird später kommen. Für den Augenblick wird es wichtiger sein, all ihre Macht in den Kampf fließen zu lassen. Es würde nicht als Sieg zählen, wenn sie einige Mauern sprengten, die Armee jedoch nicht in die Knie zwangen.
»Es ist ziemlich umwerfend«, sagte Kendaria leise. »Wäre
da nicht die Tatsache, dass sie versuchen, einander zu töten, würde ich das Bild recht hübsch finden.«
Tessia sah ihre Freundin an. Ein Lichtblitz erhellte für einen Augenblick ihr Gesicht und zeigte einen Ausdruck von Ehrfurcht und Kummer.
»Oh... einen der Feinde hat es erwischt.«
Tessia schaute hinab und blickte forschend die feindliche Linie entlang. Und tatsächlich, einer der Sachakaner war gefallen. Ein Sklave versuchte, ihn wegzuziehen. Als sie über die Feindeslinie hinausschaute, sah sie winzige Gestalten im Gras liegen, die ab und zu den Kopf hoben, um die Schlacht zu verfolgen.
Ihre Sklaven. Ob Hanara
Weitere Kostenlose Bücher